Digitaler Nachzügler

Markt / 17.07.2017 • 20:55 Uhr

Gutes Zeugnis der OECD für Österreich, aber Nachholbedarf bei Digitalisierung.

Wien. Österreichs Wirtschaft befindet sich im Aufwärtstrend (siehe auch Bericht auf Seite D1). Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hebt in ihrem am Montag präsentierten 144-Seiten-Länderbericht die stabile und wohlhabende Wirtschaft Österreichs hervor, gibt Empfehlungen und kritisiert. Im Hinblick auf den aktuellen, zyklischen Wirtschaftsaufschwung sollte die Regierung weitere Maßnahmen setzen, um die Schuldenquote (öffentliche Schulden im Verhältnis zum BIP) von zuletzt 82,6 Prozent weiter zu senken.

Die erwartbaren, steigenden Kosten durch die Alterung der Gesellschaft seien „sehr hoch“. Auf diese Kostensteigerung müsse mit einer „schnellen Erhöhung“ des effektiven Pensionsalters reagiert werden, empfiehlt die OECD. Präsentiert wurde der Bericht von der stellvertretenden OECD-Generalsekretärin Mari Kiviniemi mit Infrastrukturminister Jörg Leichtfried und Staatssekretärin Muna Duzdar (beide SPÖ).

OECD kritisiert Ineffizienzen

Auch im Bildungs-, Gesundheits- und Pflegesystem sowie in der öffentlichen Verwaltung gibt es nach Ansicht der OECD Ineffizienzen, weil die Finanzierung und Verwaltung „zu fragmentiert“ ist und sich über zu viele Bereiche erstreckt. Die OECD-Experten empfehlen Österreich eine tief gehende Analyse der öffentlichen Ausgaben in diesen Bereichen und eine Angleichung der Steuer- und Ausgabenhoheit.

Die OECD ortet in Österreich allerdings Nachholbedarf im Bereich Digitalisierung, um an den digitalen Vorreiter Skandinavien aufzuschließen. „Die Anpassung an die globale digitale Revolution verlief in Österreich langsamer als in den am meisten fortgeschrittenen OECD-Ländern“, schreiben die OECD-Experten.

In einigen Bereichen der Digitalisierung sei Österreich führend, aber gesamt gesehen schreite die Digitalisierung langsamer voran als etwa in Finnland, Schweden und den Niederlanden, sagte Kiviniemi. Sie erinnerte bei der Präsentation daran, dass in der Digitalwirtschaft ein langsamer Wandel gefährlich sei, weil das Prinzip „The winner takes it all“ gelte.

6,66 Prozent der Niedrigqualifizierten verfügen in Österreich über fortgeschrittene Digitalkenntnisse, im OECD-Schnitt waren es 6,95 Prozent; in den Niederlanden waren es 12,59 Prozent und in Dänemark 12,79 Prozent. Bei Hochqualifizierten liegt der Wert in Österreich bei 50,15 Prozent, im OECD-Schnitt waren es 47,72 Prozent, in Schweden 61,12 Prozent und in den Niederlanden 62,74 Prozent.

In der Digitalwirtschaft ist langsamer Wandel gefährlich, weil das Prinzip ,The winner takes it all‘ gilt.

Mari Kiviniemi, OECD