Der Hotelpionier von der Limmat

Markt / 02.08.2017 • 18:50 Uhr
Johannes Baur aus Götzis baute einen Palast für Gäste.
Johannes Baur aus Götzis baute einen Palast für Gäste.

Götzner Gastwirtesohn und Bäcker Johannes Baur hat die Spitzenhotellerie aus der Taufe gehoben.

Zürich, Schwarzach. (VN-sca) So eine Publicity möchte niemand. Schon gar nicht ein Grand Hotel, das auf seine Diskretion Wert legt. Schon gar nicht in Zürich, der Stadt, deren Banken und Berater die Diskretion zum Erkennungsmerkmal erkoren haben. Nun war es aber so: Über alle TV-Kanäle flimmerten die Bilder, wie am 27. Mai 2015 Funktionäre des Weltfußballverbandes FIFA im Hotel verhaftet und vor dem Hotel in Polizeiautos gesteckt wurden. Seither zählen die Fußball-Oberen nicht mehr zu den Gästen der nobelsten Unterkunft der Limmatstadt, dem Baur au Lac. Sie wohnen nun diskrekter und etwas abseits. Das wird auch der Familie Kracht recht sein.

Grand-Hotel-Erfinder

Ihr gehört das Hotel. Sie sind direkte Nachfahren des Gründers Johannes Baur, der vor 173 Jahren (1844) das Grand Hotel am Zürichsee eröffnet hat, das bis heute Inbegriff der Schweizer Hotellerie ist. Das Baur au lac war sein zweites Hotel, das er in der Bankenstadt eröffnete. Das Baur au Ville hat 1838 eine völlig neue Hotelkategorie begründet.

Als Bäcker in der Schweiz

Die Leistung ist umso höher einzuschätzen, wenn man bedenkt, dass Johannes Baur seine Pionierleistung als «Gastarbeiter» erbracht hat. Johannes Baur ist am 13. Dezember 1795 in Götzis geboren und hat in Vorarlberg den Beruf des Bäckers erlernt. Baur stammt aus einer Gastwirtefamilie, sein Vater war Löwenwirt in Götzis, Vorsteher und k.k.-Zolleinnehmer. Die Ausbildung war seine Eintrittskarte in die Schweiz. Er fand Anfang der 1820er-Jahre in Rheinau, einem kleinen Ort im heutigen Kanton Zürich, eine Stelle als Bäcker, wechselte aber schon bald in die Selbstständigkeit. Er wurde Gastwirt in Zürich, bewirtete im Gasthaus zum Kirschbaum Reisende und die Honoratioren der Stadt. Und er erkannte die Möglichkeiten, als in der Stadt Wehrtürme, Stadtmauern und Schanzen abgebaut wurden. In unmittelbarer Nähe zum Paradeplatz setzte er 1838 seine Idee eines Beherberungsbetriebs um, denn er wusste, dass Reisende nur in einfachen Gasthäusern Unterkunft fanden. Das Baur au Ville war bald der Anziehungspunkt für noble Kunden aus ganz Europa. Die Nachfrage war derart groß, dass der Götzner schon sechs Jahre später den nächsten Streich ausführte: Ein Hotel am See, das vor allem bei inkognito reisenden Adligen bald als erste Adresse galt und bis heute bei der Prominenz aus Showbusiness wie Geschäftswelt die erste Adresse in Zürich ist. Von Kaiserin Sisi, vielen bereits verstorbenen und noch lebenden Monarchen bis zu Walt Disney und den Prominenten unserer Tage.

Mit dem Baur au Lac schrieb Baur Hotelgeschichte: Als Erster ging er das Wagnis ein, sein Hotel unmittelbar am Ufer des Zürichsees zu bauen, mit dem Eingang an der Seeseite, nicht zur Stadt hin. Vom ersten Tag an war das Baur au Lac ein Beispiel an Luxus, Großzügigkeit und Diskretion, es gab den Startschuss für den Bau von Grand Hotels in ganz Europa. Caesar Ritz, „König der Hoteliers und Hotelier der Könige“ betitelt, dessen Namen noch heute für Schweizer Gastlichkeit steht, war bei der Eröffnung noch nicht einmal auf der Welt, doch ihm war das Baur au lac Vorbild für seine Hotels.

Johannes Baur übergab 1854 das Hotel an seinen Sohn Theodor, der die Initiative zur Gründung der weltberühmten École hôtelière de Lausanne gab. Johannes Baur wurde 1859 mit der Ehrenbürgerschaft der Stadt Zürich geehrt. Heute führt Baur-Nachkommin Andrea Kracht das Haus, das nach wie vor zu den besten Hotels der Welt zählt. Zimmerpreise: ab 800 Franken aufwärts.

Der Hotelpionier von der Limmat
Ein Palast für solvente Gäste: Das Luxushotel Baur au lac setzte 1844 Maßstäbe (oben) und setzt sie heute noch. Foto: BAL
Ein Palast für solvente Gäste: Das Luxushotel Baur au lac setzte 1844 Maßstäbe (oben) und setzt sie heute noch. Foto: BAL

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