Suche nach dem Fabelwesen

Die startupstube will Gründergeist wecken und die ganz großen Ideen fördern.
Dornbirn. „Sei immer du selbst. Außer du kannst ein Einhorn sein, dann sei ein Einhorn.“ Einhörner sind derzeit in aller Munde. Es gibt sie als Stofftiere oder auf T-Shirts bedruckt. Aber als Einhorn („Unicorn) wird in der Finanzwelt auch ein junges Start-up-Unternehmen bezeichnet, das eine Marktbewertung von über einer Milliarde US-Dollar hat. Bekannte Beispiele dafür sind Snapchat und Airbnb oder in Deutschland beispielsweise der Essens-Lieferdienst Delivery Hero. Generell gibt es in Europa aber vergleichsweise wenige Start-ups, die den begehrten „Unicorn“-Status erreicht haben.
In Vorarlberg gibt es noch kein Einhorn. Noch nicht. Denn die startupstube, die sich unlängst an der Fachhochschule in Dornbirn angesiedelt hat, hat ehrgeizige Ziele. Magdalena Meusburger und Thomas Metzler sehen sich ganz im Dienste des Gründergeistes und der guten Ideen, wollen diesen bei den Studierenden und Absolventen wecken und Interessierte auf ihrem Weg unterstützen.
Die startupstube versteht sich dabei als Treffpunkt, wo Ideen und Geschäftsmodelle entwickelt werden. Von einer klassischen Gründungsberatung ist das Konzept weit entfernt, vielmehr geht es um Inspiration in der Pre-Seed, also der Vorgründungsphase. „Wir wollen skalierbare Modelle unterstützen, die groß werden können“, sagt Magdalena Meusburger. Die große Vision der startupstube: ein Einhorn hochzuziehen, also das Milliarden-Unternehmen „made in Vorarlberg“.
Erfahrene Gründer
Die potenziellen Gründer sind dabei in guten Händen. Magdalena Meusburger und Thomas Metzler lehren an der Fachhochschule und sind beide erfahrene Gründer, die mit allen Herausforderungen vertraut sind. Meusburger war Jungunternehmerin in Südafrika, Metzler gründete die Marketingagentur Kjero.com. Eine solche Anlaufstelle wie die startupstube hätten sie sich damals an der Universität selbst gewünscht.
In der startupstube setzen sie auf ein Modell, auf dem heute fast jede Unternehmensgründung im Silicon Valley beruht – die Lean-Startup-Methode. Dabei geht es darum, Produkte und Dienstleistungen schneller auf den Markt zu bringen, um so herauszufinden, was der Kunde will und was man anbieten soll. Das Credo lautet „machen, messen, lernen“. Also lieber frühzeitig Fehler machen, dafür bekommt man frühzeitig schon entsprechendes Feedback und hat die Chance, seine Idee weiterzuentwickeln. „Man muss aufpassen, dass man eine Idee in der Frühphase nicht kaputtredet. Denn wer hätte einmal gedacht, dass es einen Onlineschuhversand braucht? Heute gibt es Zalando“, so Metzler über oft unübliche Ideen, bei denen man zunächst denkt, das kann nicht funktionieren. Und genauso gebe es heute Einhörner, die einen Richtungswechsel vollzogen haben, weil sie gemerkt haben, dass sich die ursprüngliche Idee gewandelt hat und die Menschen ein Produkt oder eine Dienstleistung anders nutzen. Aus einer Gründungsidee kann also sehr viel anderes entstehen. Und Fehler gehören dazu. Den vielzitierte Gedanken, dass es eh schon alles gibt, lassen Meusburger und Metzler nicht gelten. Jede Anwendung, die Nutzen stiftet, muss man schließlich erst erfinden. Nicht nur in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Virtual Reality gebe es noch große Chancen.
Bündelung innen und außen
Den Vorteil am Standort Fachhochschule sehen sie vor allem in der breiten Ausrichtung. „Hier gibt es IT-Experten genauso wie Sozialarbeiter, Mechatroniker oder Betriebswirte. Die Vernetzung ist also einfach, unkompliziert und angreifbar.“ Wichtig sind dabei auch Kontakte. „Wir haben ein großes Netzwerk und können diese für die Personen, die wir betreuen, eröffnen“, betont Meusburger. So kommt in der startupstube alles zusammen. Von innen die Studierenden mit ihren Ideen, von außen die Experten und Investoren.
Interessante Geschäftsideen sind bereits in die startupstube gelangt. Viele befinden sich allerdings noch im Stealth-Modus, das heißt sie bleiben noch so lange geheim, bis das Produkt oder die Dienstleistung zur Marktreife entwickelt wurde. Geheimhaltung sei allerdings nicht immer ein Vorteil, sagen Meusburger und Metzler. „Eigentlich ist der Nachteil, dass ich dadurch mit niemandem rede, größer“, plädieren sie einmal mehr fürs Ausprobieren. „Und wenn es schief- geht, sind wir ja da, die einen auffangen.“
In der startupstube wollen wir skalierbare Modelle unterstützen, die groß werden können.
Magdalena Meusburger