Wenn weniger mehr ist

Markt / 28.09.2017 • 22:17 Uhr
Graham Hill und Hubert Rhomberg vor dem LifeCycle Tower (LCT) one in Rhomberg's Fabrik. VN/Steurer
Graham Hill und Hubert Rhomberg vor dem LifeCycle Tower (LCT) one in Rhomberg’s Fabrik. VN/Steurer

Millionär Graham Hill und sein Plädoyer für Minimalismus.

Dornbirn Graham Hill hätte genügend Geld, um in einer schicken Villa zu wohnen. Das tut der Mann, der durch den Verkauf seines Online-Blogs Treehugger.com zum Millionär wurde, aber nicht. Nicht mehr. Denn sein Haus in Seattle mit 320 Quadratmetern Wohnfläche hat er gegen eine kleine Wohnung in New York mit 32 Quadratmetern eingetauscht. Wieso? Weil mehr nicht automatisch glücklicher macht. Für ihn gilt vielmehr: Weniger ist mehr. Mit seinem Unternehmen Lifeedited, das auf Kleinstwohnungen spezialisiert ist, gilt Hill heute als einer der führenden Vordenker zum Thema Innovationen und Trends im Wohnbau. 

Derzeit weilt der Fürsprecher eines urbanen Minimalismus auf Einladung von Bauunternehmer Hubert Rhomberg in Vorarlberg. Also in einem Bundesland, in dem die Devise „schaffa, schaffa, Hüsle baua“ fest verankert ist. Kommt der Trend zu Kleinwohnungen, der bislang eher in großen Städten greift, auch hierher? Der Bedarf wird aufgrund steigender Grundstückpreise und Baukosten steigen, sind Hill und Rhomberg überzeugt.

Von Besitz und Glück

„Kleinwohnungen sind nicht nur wegen der steigenden Kosten vorteilhaft. Jeden Raum, den ich weniger habe, muss ich nicht heizen, beleuchten, putzen oder mit Dingen füllen“, sagt Hill. Dabei ist er sich durchaus bewusst, dass er sich seine Wohnsituation aussuchen kann. Andere nicht. Sie müssen in kleinen Wohnungen leben, weil das Geld knapp ist. Aber Hill, der beide Wohnsituationen kennt, widerspricht der Wahrnehmung vieler Menschen, wonach Besitz einen automatisch glücklicher macht, vehement. „Ein großes Haus macht nicht glücklich“, sagt er. Und sorge zudem für einen beachtlichen ökologischen Fußabdruck.

Genauso wenig die Dinge, die man besitzt. Menschen haben immer mehr Sachen, wissen schon gar nicht mehr, wo man alles lagern soll. Denn dank Onlineshops könne man heute Tag und Nacht alles bestellen, was man will. Und letztlich finde man vor lauter Dingen nicht mehr das, was man sucht. „Die Gesellschaft ist darauf getrimmt, aber mehr ist nicht immer besser“, ist Hill überzeugt. Die Frage sei vielmehr, was benutze ich überhaupt?

Das gilt auch bei Räumen. Denn manche werden nur sehr selten benutzt – das klassische Esszimmer zum Beispiel („ein Museumsraum“) oder das Gästezimmer, das in 75 Prozent der Zeit leer stehe. Seine 32 Quadratmeter bieten ihm hingegen ausreichend Platz. Es gehe nur darum, die Fläche intelligent zu nutzen. „Ich kann deshalb zehn Leute zum Essen einladen, inklusive Sitzplatz“, erzählt der Unternehmer.  

Klein allein reicht nicht

Die Tendenz zu weniger Wohnraum wird also zunehmen. „Es wird ein bestimmter Markt werden, den wir anbieten wollen“, sagt Hubert Rhomberg. Aus Kostengründen gelte es vermehrt, Wohnraum effizienter zu gestalten. Das bedeute aber zugleich, mehr Qualität und Attraktivität in den öffentlichen Raum zu stecken – vom Grillplatz bis zur Waschküche. „Letztlich sollte man nicht dort wohnen, weil es billig ist, sondern weil es gut ist. Nur klein ist zu wenig“, ist Rhomberg überzeugt. Es müsse mit Intelligenz gemacht sein. „Daran arbeiten wir intensiv.“ Mit dem Höchster Beschlägehersteller Blum werden dazu gerade Ideen entwickelt und Innovation ausgetauscht. Denn, so Rhomberg, „weniger Platz stellt höhere Anforderungen an die Einrichtung“.