Vorarlbergs Geist spüren

Markt / 16.10.2017 • 19:26 Uhr
Christian Schützinger, Dietmar Nußbaumer, Bertram Rhomberg und Jutta Frick beim GVA-Symposium im Kunsthaus Bregenz. mathis
Christian Schützinger, Dietmar Nußbaumer, Bertram Rhomberg und Jutta Frick beim GVA-Symposium im Kunsthaus Bregenz. mathis

“Gastgeben auf Vorarlberger Art” hat sich erfolgreich auf den Weg gemacht.

Bregenz Regionalität ist mehr als Essen, und Tourismus viel mehr als nur Zimmervermietung. Das Tourismusland Vorarlberg will mehr sein und hat sich deshalb auf den Weg gemacht. Die Tourismusstrategie 2020 gibt dabei die Richtung vor – Vorarlberg soll in den Themen Gastfreundschaft, Regionalität, Nachhaltigkeit und Vernetzung führend sein. Das funktioniert, wenn man sich auf seine Eigenarten und Stärken konzentriert, sind sich die Verantwortlichen sicher.

Ein großer Mosaikstein im Gesamtbild vieler verschiedener Projekte, die seither initiiert wurden, ist „Gastgeben auf Vorarlberger Art“. Ein Netzwerk von bislang ­
50 Tourismusbetrieben, die genau diese Werte ihren Gästen erlebbar machen wollen. Aber was macht die Vorarlberger Art aus? Für Tourismusdirektor Christian Schützinger findet man sie vielerorts. „In der Kultur, im Handwerk, in der Kochkunst, der Landwirtschaft oder im Naturerlebnis.“

„Gastgeben auf Vorarlberger Art“ schafft Impulse von Gastgebern für Gastgeber. „Das Netzwerk hilft, den eigenen Betrieb weiterzuentwickeln“, ist Jutta Frick (Hotel Bad Reuthe) überzeugt, die zusammen mit Dietmar Nußbaumer (Krone, Hittisau), Bertram Rhomberg (Hotel Madrisa, Gargellen) sowie Christian Schützinger im Steuerungskreis des Projekts ist. „Man ist Teil einer Community, bekommt Input und auch den nötigen Anstoß, Projekte im eigenen Haus umzusetzen“, so die Hotelchefin über ihre Erfahrung. Die Themenkreise, die in der Kollegenschaft diskutiert werden, reichen von der Integration von Flüchtlingen bis hin zu regionalen Lebensmitteln. Zudem gibt es für Betriebe die Möglichkeit, sich von Mentoren begleiten zu lassen. Das Projekt sei „ein Pool aus Erfahrung und Fachwissen und oft Hilfesteller bei größeren Entscheidungen“, sagt Frick. So waren beispielsweise beim Gasthof Rössle in Braz das Netzwerk und die Außensicht der Mentoren Motivation, die Renovierung der Zimmer sowie den Ausbau der einstigen Pferdewechselstation zu einem Ort des Auftankens anzupacken.

„Niemand bleibt stehen“

Auch Dietmar Nußbaumer schätzt den Input der Kollegen sowie das Angebot der Fachworkshops. „Durch den Workshop zum Thema Naturvermittlung bekam mein Team einen neuen Motivationsschub“, erzählt er aus der Praxis. Auch wenn ein Berufskollege mal frustriert sei, sei es gut, ein Netzwerk zu haben, das auffängt und mit Tipps zur Seite steht. Wichtig sei die Bewegung, die durch das Netzwerk stattfindet. „Jeder geht seinen Weg weiter, niemand bleibt stehen.“ Insgesamt müsse man den Menschen noch stärker in den Vordergrund rücken. „Man soll sagen: ,Ich bin stolz, im Tourismus zu arbeiten.‘ Dann sperren vielleicht auch mehr Gasthäuser auf statt zu.“

Bertram Rhomberg ist nicht nur Hotelier, sondern betreibt auch eine eigene Bio-Landwirtschaft. „Den Trend ‚from nose to tail‘, also alles von einem Tier zu verarbeiten, leben wir schon seit 25 Jahren.“ Die Vorreiterrolle, die er in Sachen Regionalität einnimmt, haben andere Betriebe wiederum in anderen Bereichen. Gegenseitiger Austausch und Motivation sind für ihn die Grundpfeiler von „Gastgeben auf Vorarlberger Art“.

Letztlich, so Jutta Frick, soll der Gast die Anstrengungen der Touristiker am eigenen Leib spüren. „Wir müssen das sichtbar machen, was es für jeden einzelnen Betrieb bedeutet, Gastgeber auf Vorarlberger Art zu sein.“ VN-reh

„Der gegenseitige Austausch hilft oft, Ideen, die schon länger im Kopf sind, anzupacken.“