Vererben will geplant sein

Das Thema Testament wird gerne verdrängt. Handlungsbedarf auch bei Unternehmern.
Feldkirch Niemand denkt gerne über seinen eigenen Tod nach. Weil aber für viele die Verfassung eines Testaments ein erster Schritt ist, sich damit auseinanderzusetzen, wird das Thema gerne stiefmütterlich behandelt. Das zeigt auch eine Studie der Rechtsanwaltskammer Niederösterreich, wonach sich fast die Hälfte der Österreicher noch keine Gedanken über ein Testament gemacht hat. Dabei hatte ein Viertel der Befragten bereits Streit, wenn es um das Thema Erben geht. Umso wichtiger ist es deshalb, die Vermögensweitergabe zu planen, auch für Unternehmer. Laut Studie haben sich zwei Drittel der Firmenchefs noch keine Gedanken zur Nachfolge gemacht.
Das deckt sich auch mit den Erfahrungen der heimischen Notare, wie deren Sprecher Richard Forster im VN-Gespräch erklärt. Oft werde das Thema schlichtweg verdrängt. Auch Unternehmer würden sehr lange zuwarten. Die Erbrechtsnovelle, die Anfang 2017 in Kraft trat, habe zwar zu einem Wachrütteln geführt. „Die Anfragen nehmen zu, jedoch ausgehend von einem niedrigen Niveau.“
Thema offensiv angehen
Damit aber nicht nur das Vermögen, sondern auch der Frieden erhalten bleibt, gibt es einiges zu beachten. Für Richard Forster ist es wichtig, sich damit offensiv auseinanderzusetzen. „Jeder sollte in sich gehen und sich unabhängig von der rechtlichen Situation fragen, was soll mit meinem Vermögen passieren, wenn mir morgen etwas zustößt.“ Dabei gehe es zunächst um das Bauchgefühl. In einem Gespräch könne dann das Rechtliche beleuchtet werden. Wichtig sei auch, sich darüber Gedanken zu machen, was passiert, wenn ein Erbe ausfällt. Also wenn jemand nicht erben will oder kann. Dann brauche man einen Ersatz. Auch schreibe man in Testamenten oftmals Auflagen wie Verkaufsverbote fest. „Aber wer kontrolliert das? Das ist nicht Aufgabe des Gerichts“, gibt Forster den Tipp, einen Testamentsvollstrecker vorzusehen.
Während es im Erstgespräch sinnvoller sei, mit dem Testamentsverfasser allein zu sprechen, könne man danach auch Angehörige und deren Sicht miteinbeziehen.
Sehr wichtig seien die Themen Testament und Nachfolge auch für Unternehmer, sagt Richard Forster, gerade wenn man minderjährige Kinder hat. „Das ist oft der Tod für ein Unternehmen, denn dann braucht es für jede Kleinigkeit die Genehmigung des Gerichts“, erklärt er. Hier gehe es darum, bis zur Volljährigkeit Zwischenlösungen zu treffen. Auch das Thema Vorsorgevollmacht werde von Unternehmern vernachlässigt. Damit könne man aber bereits vor Verlust der Geschäftsfähigkeit selbst bestimmen, wer einen in einem solchen Fall vertreten soll. Ansonsten übernehme das ein Sachwalter.
Psychologische Komponente
Auch Banken widmen sich verstärkt dem Thema Erbschaftsplanung. Bei der Schoellerbank beispielsweise ist ein Expertenteam damit beschäftigt. Dabei werden Generationengespräche oder die Erstellung einer auf die Bedürfnisse maßgeschneiderten Nachfolgeplanung angeboten. Die Regelungen werden in Kooperation mit Notaren, Anwälten und Steuerberatern ausgearbeitet. „Die Wahrscheinlichkeit für Streitigkeiten steigt ohne wohldurchdachte Erbschaftsplanung stark an. Von Betroffenen werden immer wieder Fairness und Gerechtigkeit bei der Vermögensaufteilung als wichtig angeführt“, betonen Elke Esterbauer und Gertraud Fink von der Schoellerbank Vermögensverwaltung. Das Testament solle dabei nicht als Schlusspunkt im Leben gesehen werden, sondern als Gestaltung einer Vision über das eigene Leben hinaus. Insgesamt gelte, je komplexer die Vermögenswerte, desto größer die Verantwortung. Und: „Erfahrungsgemäß ist oft neben rechtlichen, steuerlichen und wirtschaftlichen Fragen, die Klärung emotionaler und sozialer Aspekte für das Zustandekommen einer optimalen Lösung unabdingbar.“ Das sieht auch Notar Forster so. „Wir haben seit jeher auch eine psychologische Aufgabe. Diese Komponente wird immer stärker.“
„Das Thema Testament wird gerne verdrängt. Dabei sollte man es früh genug angehen.“
