Auf dem Weg zur Pilgerstätte

Vorarlberg soll bis 2025 “Hotspot der Lehre” werden.
Wolfurt Es gibt ein Thema, das Wirtschafts- und Arbeiterkammer so wichtig ist, dass man trotz sonst doch unterschiedlicher Positionen gemeinsam dafür kämpft: die duale Ausbildung. Noch entscheiden sich zwar über 50 Prozent der Pflichtschulabsolventen für eine Lehre, doch wird es auch in zehn Jahren noch so sein? Die beiden Präsidenten Hans Peter Metzler und Hubert Hämmerle haben gemeinsam mit dem Land nun ein Maßnahmenpaket geschnürt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Denn, so Metzler bei der Präsentation bei Böhler Fenster in Wolfurt, ohne Fachkräfte wäre es in den Betrieben des Landes dunkel. Deshalb soll die Lehre nun gestärkt werden. Das Ziel dabei ist ehrgeizig. Bis 2025 sollen sich fast 60 Prozent der Jugendlichen für eine Lehre entscheiden und Vorarlberg soll der Hotspot der Lehre sein. So wie jährlich Tausende Menschen wegen der Architektur nach Vorarlberg pilgern, soll es dann auch mit der Lehre sein. „Schön wäre es, wenn es Exkursionen zu uns gibt und wir als Benchmark gelten, so wie Finnland in Sachen Bildung“, so die Präsidenten.
Die Maßnahmen sind vielfältig. Zum einen geht es um die Lehrlinge selbst. Defizite bei Lehranfängern beim Lesen, Rechnen oder Schreiben sollen kompensiert werden. Dafür soll es mehr Zusatzangebote geben. Zudem werden die Polytechnischen Schulen gestärkt und ein Pilotprojekt für eine zweijährige Lehre initiiert. Diese Teilqualifizierung für Praktikerberufe soll jene Menschen abholen, die bislang in ungelernten Berufen tätig waren. Weiters wird an den Qualitätsstandards in der Lehrausbildung gearbeitet. Das heißt, die Ausbildner zu fördern und zu vernetzen sowie Kompetenzchecks für alle Lehrberufe einzuführen. Letztlich wollen die Sozialpartner eine umfassende Berufsorientierung an allen Schulen, auch um das Image der Lehre zu heben, denn noch sehen viele Eltern ihre Kinder lieber beim Studium als in einer dualen Ausbildung. Dabei, so Metzler und Hämmerle, seien die Einkommens- und Karrieremöglichkeiten identisch. Nach neuesten Berechnungen verdient ein Facharbeiter fast 200.000 Euro, bis ein TU-Absolvent in den Job einsteigt. Bei beiden betrage die Lebensverdienstsumme rund 1,3 Millionen Euro. Insgesamt müsse man die Lehre aber auch nach oben öffnen und sie verstärkt mit Matura oder Studium verknüpfen.
Vorzeigelehrbetrieb
Die Präsidenten denken schon weiter. Sollte nämlich ihr Ziel aufgehen und die Exkursionen ins „Land der Lehre“ stark zunehmen, „schauen wir dann, wie wir die Busgruppen am besten aufteilen.“ Ein Stopp wäre bestimmt auch bei Böhler Fenster empfehlenswert. Auch Chef Andreas Böhler hat ambitionierte Ziele. Er will die Ausbildung neu aufstellen und plant dafür eine eigene Lehrlingswerkstätte. „Bis 2020 wollen wir ein Vorzeigebetrieb im Handwerk sein und die Zahl der Lehrlinge auf zwölf verdoppeln.“ VN-reh
Maßnahmenpaket
Defizite der Lehranfänger kompensieren Mehr Zusatzangebote, Polytechnische Schulen stärken, Pilotprojekt für zweijährige Lehre
Qualitätsstandards in der Lehrausbildung setzen Steigerung der Ausbildungsqualität, Qualitätsmanagement der Lehrausbildung stärken, Kompetenzchecks für Lehrlinge
Lehre als Bildungsweg attraktiv machen Umfassende Berufsorientierung an allen Schulen, Ausbau der Angebote „Lehre und BMS“ sowie „Lehre und Matura“
Digitale Kommunikationsplattform für die Lehre
www.lehre-vorarlberg.at