„Kies ist fast schon wie Waffenhandel“

Markt / 20.10.2017 • 17:49 Uhr
Noch ist der Ruhestand nicht in Sicht, sagt Unternehmer Herbert Zech.

Noch ist der Ruhestand nicht in Sicht, sagt Unternehmer Herbert Zech.

Kies- und Betonunternehmer Herbert Zech bleibt auch mit 80 Unternehmer mit Leib und Seele.

Nüziders Kiesunternehmer Herbert Zech wird Anfang November 80 Jahre alt. Ans Aufhören denkt er deshalb aber noch lange nicht, denn er hat noch eine Mission, wie er im Interview verrät.

 

Sie werden bald 80 und sind im Unternehmen noch sehr aktiv. Haben Sie keine Ruhestandspläne?

Zech Ich habe schon Pläne, aber wie es in einem Familienbetrieb oft ist, gab es Auseinandersetzungen. Meine Kinder sind aber geschult und in der Lage, das Unternehmen weiterzuführen. Noch macht es mir Spaß und der Abbau des Schesa-Murbruchs ist sehr sensibel. Das muss ich noch selbst in der Hand haben. Da gibt es viele Diskussionen und wir haben da zwar schönes Kies, aber 20 Prozent davon ist Schlamm. Diesen zu entsorgen, ist momentan das größte Problem. Die Behörde sagt, ohne Entsorgungsnachweis können wir keine größeren Abbaumengen bewilligen. Wir erzeugen derzeit über 100.000 Kubikmeter Schlamm im Jahr. Nun geht es darum, Deponien für zwei Millionen Kubikmeter Schlamm zu sichern. Dann wäre die Kiesversorgung für die nächste Generation gesichert.

 

Sie hätten also noch Reserven?

Zech Im Schesa-Murbruch haben wir noch ausreichend Kies. Aber es ist eben sehr aufwendig zu gewinnen. Wenn ich 50 Jahre lang 100.000 Kubikmeter Schlamm im Jahr rechne, komme ich auf fünf Millionen. Ich bin aber optimistisch, dass es mir bis zum Pensionsantritt gelingt, das für die nächsten 20 Jahre zu sichern. Ich bin Unternehmer mit Leib und Seele, aber schon auch ein gedemütigter Mann, denn wenn ich von offizieller Stelle höre: „So lange das Kies aus Deutschland kommt, kann ich gut schlafen“, was soll ich da denken? Diese Opposition, die Beleidigungen und Neidkomplexe sind unglaublich. Kies ist fast schon wie Waffenhandel. Das wird überall verurteilt.

 

Kiesabbau stand gerade in den vergangenen Monaten stark in der Kritik: Stichwort Kanisfluh.

Zech Kies ist jenes Produkt, das rund ist und nicht gesprengt werden muss. Alle Baurohstoffe, die mit Zement gebunden werden, sollten Kies sein. Ein runder Stein braucht weniger Zement als ein kantiger Stein wie Schotter, der gesprengt wird. In Vorarlberg gibt es einen Bedarf von mindestens einer Million Tonnen Kies im Jahr. Um das abzubauen, brauche ich aber eine Bewilligung von eineinhalb Millionen, weil große Steine auch dabei sind. Ich würde es Herrn Rüf von Herzen gönnen, dass er das bekommt. Das Land Vorarlberg will aber keinen Kiesabbau in Vorarlberg. Und weil die Steinbrüche sagen, sie können Kies mit Steinbruchmaterial ersetzen, gibt es auch die traurige Geschichte mit der Naturschutzabgabe, wo man uns Kiesleute doppelt so hoch belastet wie die Steinbruchbetreiber. Das ist eine Demütigung. Nur für den Schesa-Murbruch habe ich bereits vier Millionen Euro an Naturschutzabgabe bezahlt.

 

Kritik gibt es auch daran, dass Kies exportiert wird. Gibt es denn so viel Material im Land?

Zech Da muss man zwischen Kies und Schotter unterscheiden. Bei Kies kommt derzeit mehr aus Deutschland nach Vorarlberg, als wir exportieren. Bei Steinbruchmaterial ist das anders, weil es in Deutschland keine Steinbrüche gibt. Die Natur erzeugt ein Vielfaches von dem Kies, den wir brauchen, nur am falschen Ort. Bis zum ersten Weltkrieg hat man alles Kies aus den Flüssen entnommen. Später hat man das eingestellt. Genauso wie auch die Grundwasserentnahme. Darum habe ich mich ein Leben lang bemüht, trockene Hanglagen zu erwerben. Das sind aber oft die schönsten Wohngebiete.

 

Dann kam für Sie aber zum Glück der Schesa-Murbruch.

Zech Beim Schesa-Murbruch gingen 100 Jahre lang Geschiebe herunter, 50 Millionen Kubikmeter sind da allein abgebrochen, 20 Millionen sind abgelagert in der schiefen Ebene und 30 Millionen sind abgedriftet in die Ill. Zwischen 1900 und 1980 wurde eine Milliarde Schilling verbaut, um diesen Kiesabdrift zu verhindern. Der damalige Landesstatthalter Martin Müller kam dann auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich den Murbruch sanieren kann. Dafür wurde mir versprochen, dass ich keine Naturschutzabgabe bezahlen muss. Nur kann sich heute leider kein Politiker mehr daran erinnern.

 

Die Kiesgewinnung aus Flüssen wurde zuletzt wieder diskutiert.

Zech Es ist sehr heikel, alles Kies zu entnehmen. Wenn nämlich viel Wasser im Becken ist, wird es schnell. Wenn Kies dabei ist, bremst es. Wie viel man entnehmen kann, wird auch bei Rhesi ein Thema sein. Wir sind bereits von der Rheinbrücke bis in die Bodensee-Mündung in der Sandgewinnung aktiv, sonst müsste die Rheinbauleitung das auf eigene Kosten entnehmen. Seit zehn Jahren dürfen wir auch Kies entnehmen. Aber es ist immer auch ein Glücksspiel, ob viel oder wenig Geschiebe kommt.

 

Sie sind mit der Vorarlberger Lieferbeton auch im Beton-Geschäft aktiv. Ist das generell ein einfacheres Business als Kies?

Zech Ja, es ist einfacher, wenn die Qualität des Zuschlags stimmt. Als der Steinbruch beim Zementwerk in Lorüns verkauft wurde, hat man mir das angetragen. Ich habe ihn aber nicht genommen, sondern die Firma Transbeton, damals mein größter Kunde. Somit musste ich das Kies woanders anbringen und in Beton einsteigen. In kurzer Zeit ist es mir gelungen, fünf Betonwerke zu übernehmen. Ich kam so damals gleich auf einen Marktanteil von 50 Prozent. Viele Betonwerke in Vorarlberg haben Baufirmen als Gesellschafter, die somit gebunden sind. Aber wir haben auch 70 Baumeister, die nicht gebunden sind. Wir sind neutral und können jeden beliefern. Kein Baumeister kauft gerne bei der Konkurrenz.

„Ich bin noch voller Freude. Mein Spruch ,Kies und Sand fürs ganze Land‘ bleibt aufrecht.“

Herbert Zech hat als Unternehmer viel erlebt. Eigentlich ist eine Seite in der Zeitung viel zu wenig, um das alles zu erzählen. Aber vielleicht schreibt er ja noch ein Buch über sein Lebenswerk. VN/Lerch
Herbert Zech hat als Unternehmer viel erlebt. Eigentlich ist eine Seite in der Zeitung viel zu wenig, um das alles zu erzählen. Aber vielleicht schreibt er ja noch ein Buch über sein Lebenswerk. VN/Lerch

Kennzahlen

Firmengründung 1958

Geschäftsführung Herbert Zech, Christof Wirth

Umsatz 2016 40 Millionen Euro

Liefermengen 1 Mill. t Kies, 200.000 t Beton, 17 Mill. kwH Strom

Mitarbeiter 120 insgesamt

Unternehmen Zech Kies GmbH (100%), Alfenzwerke Elektrizitätserzeugung GmbH (100 %), Vorarlberger Lieferbeton GmbH (100 %)

Privat

Komm.-Rat Herbert Zech

Gründer, Eigentümer und Geschäftsführer Zech Kies

Geboren 3. November 1937 in Nüziders

Ausbildung Pflichtschule, landwirtschaftliche Schule Kloster Mehrerau

Laufbahn seit 1958 Unternehmer, GF der Zech Kies und weiterer Firmen

Familie verheiratet, eine Tochter, ein Sohn, fünf Enkelkinder

 

Wenn man Herbert Zech über seine Leidenschaften, Hobbys und Freizeitaktivitäten befragt, erhält man zuerst eine eindeutige Antwort: „Kies“. Das Thema fasziniert ihn auch privat so sehr, dass er gar nicht aufhören möchte als Unternehmer. Es macht ihm auch Spaß mit dem Geländewagen durch das Abbaugebiet zu fahren.

Überhaupt: Wenn schon Hobby, dann sind es „schnelle Autos“, bekennt der Kiesfachmann. Zum Geburtstag gönne er sich ein neues. In den USA besitzt er eine „Gentlemans Ranch“, die er zweimal im Jahr besucht, dort mit dem Traktor fährt und aufs Feld geht. Mit seiner Frau besuche er außerdem gerne kulturelle Veranstaltungen.