Langeweile im Job?

Nicht nur Burn-out, auch Unterforderung macht Mitarbeiter krank.
Schwarzach 78 Prozent und damit der Großteil der Manager sind davon überzeugt, dass sich ihre Mitarbeiter bei der Arbeit langweilen. Zu diesem Ergebnis kommt der auf Fach- und Führungskräfte spezialisierte Personalvermittler Robert Half in seiner aktuellen Arbeitsmarktstudie. Aber auch davon, was daran schuld ist, haben die Chefs eine klare Vorstellung. So sind 31 Prozent der Meinung, dass zu wenig Abwechslung und Unterforderung der Grund ist. 30 Prozent wiederum glauben, dass zu viele oder schlecht organisierte Meetings zum Gähnen einladen. Und 27 Prozent, also mehr als ein Viertel, sehen die Ursache in eintöniger Arbeit.
Kostenfaktor Bore-out
Doch es gibt noch jede Menge andere Gründe. Beispielsweise könnte die Unterforderung einiger Mitarbeiter mit der Überforderung anderer Mitarbeiter zusammenhängen, weil etwa die Aufgaben ungleich verteilt sind. Hier wäre die Lösung des Problems sehr einfach und setzt bei den Führungskräften an. Denn diese müssten darauf achten, dass die überforderten Mitarbeiter Aufgaben an die unterforderten abgeben. Die Schwierigkeit liegt darin, die unterforderten Mitarbeiter zu erkennen. Denn niemand gibt gerne zu, unter Langeweile zu leiden. Stattdessen täuschen sie vor, beschäftigt zu sein und geraten so in eine, wie Experten es nennen „Vortäuschungsschleife“. Sie bedienen sich dabei einer simplen Strategie, indem sie für die Erledigung einen viel längeren Zeitraum einplanen als grundsätzlich nötig wäre. Doch es liegt an den Führungskräften, dies zu erkennen und zu durchbrechen.
Junge wollen mehr
Wichtig ist daher, dass das Phänomen Bore-out in den Köpfen der Manager mindestens genauso präsent ist wie der vielfach beschriebene Burn-out. Führungsqualität heißt deshalb auch, eine Sensibilität für die Mitarbeiter und ihre Bedürfnisse zu entwickeln, um die Situation richtig einschätzen zu können. Oberste Prämisse ist jedoch Vertrauen. Präsenzpflicht, Kontrollsysteme und Meeting-Rituale führen zu einer Überwachungskultur und beidseitigem Misstrauen. Oder warum sind Dreiviertel der Manager überzeugt, dass sich ihrer Mitarbeiter langweilen? Eine Studie des Personaldienstleisters Kelly Services unter Arbeitnehmern zeigt ein völlig anderes Bild. Aus der Umfrage geht nämlich hervor, dass nur elf Prozent der Erwerbstätigen sich beruflich unterfordert fühlen. Allerdings, und das zeichnet wieder ein neues Bild, sind es zu 60 Prozent junge Akademiker bis 29 Jahre, die das Gefühl haben, mehr leisten zu können, als im Job verlangt wird.
Doch wie auch immer das Problem angegangen wird, das Um und Auf ist es, eine richtige Lösung zu finden. Denn nicht nur Burn-out, auch Unterforderung macht krank.