Hannes Androsch

Kommentar

Hannes Androsch

Die Roboter kommen – Zukunft ohne Arbeit?

Markt / 27.10.2017 • 19:03 Uhr

Die Roboter rauben uns die Arbeitsplätze. So jedenfalls lautet bei uns die ständige Schreckensbotschaft, auch wenn es dafür keinen Beleg gibt. Daher der politische Schlachtruf, den Marsch der Roboter zu stoppen. Schon in der Vergangenheit hat die Industrialisierung jede Menge neuer und hochwertiger Arbeitsplätze gebracht – und dadurch erst Wohlstand und umfangreiche Sozialleistungen ermöglicht. Gegenwärtig hat die Arbeitslosigkeit weltweit den niedrigsten Stand seit 40 Jahren erreicht, insbesondere in Japan und Deutschland – trotz ausgeprägter Roboterisierung in beiden Ländern.

Wieso? Die Antwort lautet: demografischer Wandel der alternden Gesellschaft. Denn geburtenstarke Jahrgänge gehen in den Ruhestand, während geburtenschwache die Zahl der Erwerbstätigen verringern. Japan ist hier Vorreiter. Österreich und Europa sind am Weg dahin. Ohne Digitalisierung und Automatisierung werden wir dieses Dilemma nicht überwinden, den Standort nicht absichern, die Wettbewerbsfähigkeit nicht erhalten und damit Wohlstand und sozialstaatliche Leistungen nicht sichern können. Hinzu kommt, dass wir mit unseren Sinnen bzw. haptischen Fähigkeiten immer weniger in der Lage sind, die zunehmende Miniaturisierung zu bewältigen, aber auch nicht, gesicherte Verfügbarkeit, Verlässlichkeit, Genauigkeit und Qualität zu gewährleisten, noch weniger gefährliche Aufgaben bei Brand, Katastrophen und anderen kritischen Situationen zu bewältigen. Sicher werden Arbeitsprofile wegfallen, allerdings werden neue, hochwertigere und wohl auch besser bezahlte Berufsbilder entstehen, wie dies etwa im Zuge der Mechanisierung der Landwirtschaft der Fall war. Dies bedeutet eine Transformation, auf die man schon längst reagieren hätte müssen – vor allem durch entsprechende Angebote im Bereich von Bildung und Ausbildung sowie durch Förderung von Unis, Forschung und Innovation. Entweder wir schaffen es, bei dieser Entwicklung vorne mit dabei zu sein, oder wir werden hoffnungslos zurückbleiben. Regulative Behinderungen oder hemmende Besteuerung sind kontraproduktiv und können nur Schaden anrichten. Ohne zeitgemäße Bildungs- und Innovationssysteme können wir die Herausforderungen sicher nicht bewältigen. Daher gilt es, im Sinne der Bundeshymne „mutig in die neuen Zeiten zu schreiten“.

„Ohne zeitgemäße Bildungs- und Innovationssysteme können wir die Herausforderungen sicher nicht bewältigen.“

Hannes Androsch

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Dr. Hannes Androsch ist Finanz­minister i. R. und Unternehmer.