„Wir wollen bessere Schulen“

Vor fünf Jahren präsentierte die Wirtschaftskammer ihr Bildungspaket. Eine Bilanz.
Feldkirch Die Wirtschaftskammer Vorarlberg will in der Bildung ein gewichtiges Wort mitreden und hat deshalb vor fünf Jahren ein Paket mit Modernisierungsvorschlägen präsentiert. Schließlich sieht sie in einer höchstmöglichen Qualität im Bildungssystem einen wichtigen Faktor, um wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu sein. Nur seien die Veränderungen in Arbeitswelt und Gesellschaft im Bildungssystem jahrzehntelang nicht berücksichtigt worden. Die Bilanz, fünf Jahre später, könnte man nun so zusammenfassen: Einiges hat sich getan, oft fehlt aber noch Umsetzungskraft.
Viel diskutiert wurde seither über die Modellregion mit einer gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen. Aktuell läuft ein Forschungsprojekt des Landes. Aber: Der Prozess verläuft Präsident Hans Peter Metzler und dem Bildungsbeauftragten Christoph Jenny eindeutig zu langsam. „Die Politik hat sich dafür acht bis zehn Jahre Zeit gegeben. Das ist zu lange“, sagt Jenny und weist darauf hin, dass es nicht darum geht, ein System abzuschaffen oder eines zu bevorzugen. „Das Türschild an der Schule ist uns egal. Uns geht es um neue pädagogische Konzepte. Wir wollen schlichtweg bessere Schulen.“ Die zudem mehr Freiräume bekommen sollen, um Neues ausprobieren zu können.
Selbst ist man übrigens auch aktiv geworden. „Drei Schulen (Wolfurt, Hard und Höchst) nehmen an einem von uns initiierten Modellversuch teil.“ Vorbild ist dabei die Lichtenberg-Gesamtschule in Göttingen. Von dort wurden Ansätze des pädagogischen Konzepts übernommen.
Getan hat sich auch etwas in Sachen Ganztagesangebote. Aktuell werden 32 Prozent aller schulpflichtigen Kinder in Vorarlberg in einer ganztägigen Schulform unterrichtet. Aber: Der größte Teil davon befindet sich in einer Nachmittagsbetreuung und nicht in einem verschränkten Unterricht. Das wäre aber ein weiterer Punkt, um die Chancengleichheit der Schüler zu fördern, ist sich Jenny sicher.
Während Forderungen wie das duale Studium, die Ausbildungspflicht bis 18 und die Berufsakademie erfüllt wurden, ist man in Sachen Berufsorientierung noch nicht völlig zufrieden. „Die Gymnasium-Unterstufen sind noch ein weißer Fleck“, sagt Metzler. Auch die schulische Technikbildung sei ausbaufähig – gerade mit Blick auf die Digitalisierung. „Wenn es Lehrer nicht lernen, lernen es die Schüler nicht und wir befinden uns in einer Abwärtsspirale.“ Mehr Förderung wünscht man sich auch im Kindergarten. Nur mit ensprechenden Angeboten hätten die Kinder beim Start in die Volksschule Chancengleichheit. Unerfüllt blieb indes der Wunsch nach einer Aufhebung der Sprengeleinteilung. „Da trauen sich die Verantwortlichen nicht drüber“, so Jenny. Dabei würde das zu mehr Wettbewerb zwischen Schulen und damit zu höherer Qualität führen.
Transparenz gefordert
Insgesamt fordern Metzler und Jenny von der Politik mehr Mut. Momentan sei es vielmehr eine „Hin- und Herdiskutiererei“ und ein „Hanteln von einem Vergleichstest zum nächsten“. Für wirkliche Transparenz würde ihrer Meinung nach ein Bildungsmonitoring sorgen. So wie es in jedem Unternehmen Kennzahlen gibt, über die der Erfolg definiert wird, warte man darauf im Bildungsbereich vergebens. Ein Monitoring könnte Daten erfassen und auswerten, um so auf die Bildungssituation und Bildungsqualität zu schließen. „Dieser Blick von außen fehlt uns. Gerade Schulen, die eine gute Arbeit machen, haben sich mehr Transparenz verdient. Das erzeugt Wettbewerb und erhöht den Druck auf andere, es ihnen gleichzutun.“ VN-reh