„Herz schlägt bei jedem Auftrag gleich“

Erwin Glatz leitet erfolgreich die Geschicke bei Intemann und IGB in Lauterach.
Lauterach Erwin Glatz ist seit 43 Jahren bei Intemann. Seit sechs Jahren ist er Geschäftsführer von IGB Gebäudebetreuung, seit 2013 auch von Intemann, einem der größten Installationsbetriebe im Land. Im Interview spricht er über die Kurzfristigkeit von Aufträgen, Herausforderungen und wieso man im Ausland so gefragt ist.
Herr Glatz, Bau und Baunebengewerbe freuen sich derzeit über volle Auftragsbücher. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Glatz Die Ziele für heuer liegen über den Erwartungen. Für nächstes Jahr ist es bislang zufriedenstellend bis verhalten. Die Aufträge haben immer kürzere Vorlaufzeiten. Das ist eine Herausforderung, der man sich stellen muss. Deshalb haben wir uns auch für den Hallenneubau entschieden, weil wir dadurch viel flexibler reagieren können. So können wir eine Produktivität schaffen, die uns auf der Baustelle zugute kommt, denn die Preise sind nach wie vor verhalten. Verdienen kann man heute nur noch etwas, wenn man den Vorsprung einer guten Arbeitsvorbereitung und kurzfristiger Montage hat.
Die öffentliche Wahrnehmung bezüglich Preisen geht dabei aber derzeit eher in die entgegengesetzte Richtung.
Glatz Davon merken wir leider nichts. Der Preiskampf ist nach wie vor intensiv. Dabei ist es egal, um welche Summe es geht, egal ob um 500 oder um 500.000 Euro.
Die Firma Intemann ist einer der größten Installateure im Land. Was sind Ihre größten Geschäftsbereiche und wo gibt es besondere Herausforderungen?
Glatz Wir sind in jedem Bereich tätig: vom tropfenden Wasserhahn bis zum Rohrleitungsbau. Die Firma IGB Gebäudebetreuung, unsere 100-Prozent-Tochter, macht sehr viele Wartungen. Seit sechs Jahren am Markt, haben wir heute über 2800 Wartungskunden. Gegründet wurde die Firma deshalb, weil man Intemann nicht in diesem kleinen Bereich, speziell dem Hausservice, wahrgenommen hat. Es war im Nachhinein eine sehr gute Idee, und die beiden Leiter Atila Civelek und Michael Heidegger machen mit ihrem Team hier einen ausgezeichneten Job. Wir gewinnen jedes Jahr Kunden dazu und sind auch wirtschaftlich sehr erfolgreich. Interessant ist natürlich auch der industrielle Rohrleitungsbau. Dort waren wir bei der Firma Swissoptic in der Schweiz zum ersten Mal als Generalunternehmer für das gesamte Gebäude zuständig. Das war das erste Projekt in dieser Art. Die größte Herausforderung ist es aber insgesamt, neue, geeignete, qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen. Ohne diese kann man nicht wachsen, egal wie viele Aufträge man hat.
Sie sind einer der größten Lehrlingsausbilder in der Branche. Ist die eigene Ausbildung ein Schlüssel zum Erfolg?
Glatz Wir haben derzeit 13 Lehrlinge. Diese bilden wir zudem intern in unserer Intemann-Akademie aus und begleiten sie auch im kaufmännischen Bereich. Dabei geht es uns um den Gesamtzusammenhang. Das heißt zu verstehen, was man alles tun muss, bis man überhaupt einen Euro verdient hat. Deshalb haben wir einen eigenen Seminarraum und auch eine eigene Lehrlingswerkstatt gebaut. Generell ist es aber schwierig, Lehrlinge zu bekommen. Auch weil wir uns der Konkurrenz zu den großen Industriebetrieben im Land stellen müssen. Ein wichtiger Punkt ist sicherlich, den Eltern zu erklären, dass es einem um die Zukunft nicht Angst und Bange sein muss, wenn man ein gutes Handwerk lernt. Wir versuchen deshalb auch, neben einer vernünftigen Bezahlung anspruchsvolle Arbeitsplätze zu schaffen.
In einer Firma, die seit 110 Jahren besteht, kann man die Veränderungen in der Branche besonders gut beobachten. Inwiefern hat sich das Installationsgewerbe in den vergangenen Jahrzehnten aus Ihrer Sicht verändert?
Glatz Der heutige Kunde will mehr und in kürzeren Zeitabständen. Die Ansprüche sind sicherlich gestiegen. Auch das Internet macht den Vergleich transparenter. Dabei berücksichtigen viele aber das Gesamte nicht. Da spielt im Hintergrund doch einiges mit, denn Dinge wie Gewährleistung oder Ausarbeitung kosten auch etwas.
Ist ein Installateur heute nicht nur Handwerker, sondern auch Energieeffizienberater?
Glatz Da müssen wir klar mithalten können. Aber auch Gas ist durch den Preis wieder stark im Kommen. Genauso sind Heizkühldecken heute in keinem modernen Büro mehr wegzudenken.
Intemann ist interantional tätig. Die Branche ist groß, was hebt Intemann so von der Konkurrenz ab, dass man Ihre Leistungen auch in anderen Ländern schätzt?
Glatz Wir bieten nicht einfach an, sondern begleiten unsere Kunden weltweit. Der Auslandsanteil liegt mittlerweile zwischen 20 und 25 Prozent. Wir können aber im Ausland nicht alles bedienen, wofür wir angefragt werden. Alle Aufträge werden zu 95 Prozent mit unserer Stammmannschaft besetzt. Man braucht also die Mitarbeiter, die dorthin gehen wollen und das ist nicht immer so einfach, gerade wenn man eine Familie hat.
Sie sind seit 43 Jahren bei Intemann. Heute ist eine so lange Firmenzugehörigkeit keine Selbstverständlichkeit mehr.
Glatz Ich habe die Lehre hier gemacht und bin seither in der Firma. Wenn man seit 43 Jahren im Betrieb ist, weiß man auch, dass es einem etwas bedeutet. Mein Herz schlägt bei einem 100-Euro-Auftrag gleich wie bei 500.000 Euro. Ich habe nie um etwas gefragt, sondern mich den Herausforderungen, die sich ergeben haben, gestellt. Zuerst habe ich die IGB aufgebaut, seit 2013 bin ich Geschäftsführer bei Intemann. Die letzten drei Jahre waren sehr positiv.
„Die Aufträge haben immer kürzere Vorlaufzeiten. Das ist eine Herausforderung.“

Kennzahlen
Gegründet 1907
Gesellschafter Dieter und Markus Intemann (90%), Erwin Glatz, Gerfried Kreuzberger, Marco Kühne, Roland Schuster (je 2,5%)
Geschäftsführung Erwin Glatz, Roland Schuster
Mitarbeiter 157 insgesamt
Unternehmen Intemann, Intemann Schweiz, IGB GmbH, Dualis (FL), Bio-Nahwärme Lauterach (25%)
Privat
Erwin Glatz
Geschäftsführer Intemann, IGB
Geboren 5. Jänner 1959
Ausbildung Pflichtschule, Ausbildung zum Installateur bei der Firma Intemann mit Meisterprüfung
Laufbahn seit dem Beginn der Lehre zum Installateur vor 43 Jahren bei der Firma Intemann, Aufbau des Gebäudebetreuungsunternehmens IGB, ab dem Jahr 2007 Geschäftsführung Intemann GmbH
Familie verheiratet, eine Tochter, zwei Enkelkinder
Der Geschäftsführer der Firma Intemann zählt fast schon zur Familie, immerhin arbeitet er seit dem Jahr 1974 beim Unternehmen und mit der Familie Intemann. In seiner freien Zeit findet man den ausgebildeten Installateur oft in seiner Erholungsoase, dem Garten, den er zusammen mit seiner Frau betreut. Auch mit der Fischerrute in der Hand trifft man Glatz des Öfteren an Vorarlberger Gewässern an.
Als echtes Glück bezeichnet Erwin Glatz die Zeit, die er mit seinen beiden Enkeln verbringen kann.