Tiefstand an der Insolvenzfront

Markt / 13.12.2017 • 22:23 Uhr
In Vorarlberg war unter anderem die Schuh & Schuh PKTS GmbH (Vögele Shoes) von einer Insolvenz betroffen. APA
In Vorarlberg war unter anderem die Schuh & Schuh PKTS GmbH (Vögele Shoes) von einer Insolvenz betroffen. APA

Weniger Firmen- und Privatkonkurse in Vorarlberg.

Feldkirch „All time low“ ist als Begriff nicht in allen Bereichen etwas Positives, steht er doch für den niedrigsten Stand aller Zeiten. In einer Insolvenzstatistik macht er sich jedoch überaus gut. In Vorarlberg sind die Firmenpleiten heuer nach einer Hochrechnung des Kreditschutzverbandes KSV1870 auf den niedrigsten Stand überhaupt gesunken. 122 Vorarlberger Unternehmen waren heuer von einer Insolvenz betroffen, das sind um 2,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch die Passiva gingen um über 25 Prozent auf rund 39 Millionen Euro zurück. Das liegt am anhaltenden Trend, dass vor allem kleine Dienstleistungs- und Gewerbebetriebe von einer Pleite betroffen sind. Dass es bei den betroffenen Mitarbeitern indes einen Anstieg von 174,8 Prozent gab, liegt an der Insolvenz der Schuh & Schuh PKTS GmbH (besser bekannt als Vögele Shoes) mit 244 Beschäftigten.

Hängt von Zinsen ab

Tiefstand also an der Insolvenz­front. Bleibt das so? Für Armin Rupp, Leiter der KSV1870-Niederlassung in Vorarlberg, hängt der Ausblick für das kommende Jahr stark von der Zinssituation ab. „Für 2018 werden in einigen wichtigen Weltmärkten deutliche Wachstums­impulse erwartet. Diese werden zweifellos auch in der exportorientierten österreichischen Wirtschaft ankommen und Investitionen der Unternehmen in industrielle Kapazitäten nach sich ziehen. Sobald diese, nicht nur in Österreich, spürbar anziehen, werden auch die Euro-Zinsen im Gefolge der dadurch ausgelösten Konjunktur angehoben werden. Vorsichtig zuerst, aber spürbar jedenfalls. Sobald dies geschieht, werden die Insolvenzen auch wieder ansteigen.“ Bei den Privatinsolvenzen stehen die Zeichen heuer ebenfalls auf Rückgang. Dabei ist das Bild aber stark von der Privatkonkursnovelle geprägt, die mit 1. November in Kraft trat und Erleichterungen für Schuldner bringt. Viele haben deshalb mit ihren Konkursanträgen genau darauf gewartet. Somit ging die Zahl der Verfahren in Vorarlberg heuer um 13,9 Prozent auf 321 zurück. Die Schulden belaufen sich dabei auf durchschnittlich 109.300 Euro pro Person. Deshalb erwartet Armin Rupp auch bei den Privatinsolvenzen im kommenden Jahr wieder einen Anstieg auf rund 450 Fälle. Mittelfristig sei dann ein Einpendeln zwischen 390 und 410 Verfahren pro Jahr zu erwarten. VN-reh

Insolvenzstatistik 2017

122 Vorarlberger Unternehmen waren heuer von einer Insolvenz betroffen (-2,4 Prozent), davon konnten 55 Verfahren mangels Vermögen nicht einmal eröffnet werden.

 

39 Millionen Euro (-25,6 Prozent) betrugen die Verbindlichkeiten bei den Firmenpleiten insgesamt.

 

321 eröffnete Verfahren gab es im Bereich Privatinsolvenzen (- 13,9 Prozent). Die Schulden belaufen sich auf insgesamt 35 Millionen Euro oder rund 109.300 Euro pro Schuldner.