Post durchleuchtet Abläufe

Markt / 18.12.2017 • 22:22 Uhr
Post AG macht ernst: Sonderermittler beleuchten Zustellprobleme in Vorarlberg, Regionalmanager hat gekündigt. Reuters
Post AG macht ernst: Sonderermittler beleuchten Zustellprobleme in Vorarlberg, Regionalmanager hat gekündigt. Reuters

Interner Erhebungsdienst nimmt zum Auftakt “Hotspot” Bludenz unter die Lupe.

Wien, Bludenz Bei der Post sind seit gestern im Auftrag von Generaldirektor Georg Pölzl in Vorarlberg Sonderermittler unterwegs. Grund dafür bilden massive Zustellprobleme, die auch im Landtag Thema waren. Die verdeckten Ermittler sollen Pölzl heute, Dienstag, einen ersten Zwischenbericht liefern. Ins Rollen gebracht wurde das Ganze durch einen VN-Bericht am 12. Oktober 2017, in dem VN-Leser von nicht zugestellten Sendungen, darunter auch Pensionszahlungen an betagte Menschen in Raggal, berichteten.

Wie relevant und auch emotional das Thema nach wie vor ist, zeigt der anhaltend hohe Zustrom an Zuschriften, die hauptsächlich aus dem Raum Oberland, dem „Hotspot“ der Postkrise, kommen. Darin wird von Rundschreiben berichtet, die erst nach sechs Wochen bei den Mitgliedern ankamen, oder von „weißer Ware“, angeblich ein postinterner Begriff für jene Schriftstücke, die aufgrund von Personalknappheit erstmal in Boxen gelagert werden. Oder von Zustellern, die dabei beobachtet wurden, als sie die Post in den Altpapier-Container warfen. „Meine Frau und ich haben diese Post herausgeholt und dann zugestellt.“

Falsche Infos für Postgeneral?

Doch damit nicht genug. In Zustellerkreisen ist sogar die Rede davon, dass Sendungen, die bis zu drei Monate lange nicht zugestellt wurden, ins benachbarte Tirol gekarrt und einer „Papierverwertung“ hätten zugeführt werden sollen. Die Sendungen sollen nun mit einem Entschuldigungsschreiben der Post verspätet aber doch zugestellt werden. Bei der Post AG wollte dies freilich niemand bestätigen – allerdings auch nicht dementieren. Darüber hinaus kristallisiert sich immer mehr heraus, dass dem Postgeneral offenbar Informationen jenseits der tatsächlichen Fakten vorlagen. „Die dem Generaldirektor bekannten Fakten stimmten jedenfalls nicht mit jenen überein, wie sie beispielsweise in Leserbriefen der VN zum Ausdruck gebracht wurden“, bestätigt Michael Homola als Pressesprecher der Post. Laut Homola werden nun „die Fakten auf den Tisch gelegt“ und daraus die nötigen Konsequenzen gezogen. Auf einen Zeitraum, wie lange die „Post-Soko“ in Vorarlberg Nachforschungen anstellen wird, wollte sich Homola nicht festlegen.

„Völliger Neustart jetzt angesagt“

Stichwort Konsequenzen: Jener Regionalmanager, der auch für den Raum Bludenz zuständig war, soll mittlerweile bereits in Eigenregie die Kündigung eingereicht haben. „Es muss zu einem völligen Neustart kommen. Generaldirektor Pölzl wurde offenbar über einen längeren Zeitraum hinweg falsch informiert, jetzt sieht er das Ganze aus einer anderen Perspektive“, begrüßt Franz Mähr als Postgewerkschafter im Land das harte Durchgreifen der Postoberen. Mähr hofft allerdings, „dass im Zuge der laufenden Erhebungen nicht jene Mitarbeiter zum Handkuss kommen, die aufgrund des Personalstandes ihr Bestes gegeben haben“.

Auch im Landhaus fordert man Aufklärung und Konsequenzen. Es gehe nicht an, dass beispielsweise ein Brief von Bludenz nach Bregenz mehr als zehn Tage Zeit in Anspruch nehme, lautet der Tenor. Auch in Sachen Anzahl der Zusteller müsse sich die Post in Vorarlberg etwas überlegen.

Postgipfel im Landhaus im Jänner

„Ich habe mit Generaldirektor Pölzl mehrfach telefoniert und ihm deutlich gemacht, dass er die Stimmung ernst nehmen soll. Zuletzt gab es am Freitag ein konstruktives Gespräch, bei dem ein Gesprächstermin im Jänner 2018 fixiert wurde“, sagt Statthalter Karlheinz Rüdisser im VN-Gespräch. Er werde zu diesem Postgipfel auch Vertreter anderer Parteien einladen. Der Einsatz von Sonderermittlern durch den Postgeneral wird von Rüdisser ebenso begrüßt.

„Ich begrüße den Einsatz von Sonderermittlern, die Dinge müssen geklärt werden.“

Post durchleuchtet Abläufe