Den Reset-Knopf drücken

Markt / 12.01.2018 • 22:15 Uhr
Wirtschaftskammer-Präsident Hans Peter Metzler. VN/Steurer
Wirtschaftskammer-Präsident Hans Peter Metzler. VN/Steurer

Warum Wirtschaftskammerpräsident Hans Peter Metzler einen „Mutausbruch“ fordert.

Schwarzach Seit November 2016 ist der Hittisauer Hotelier Hans Peter Metzler Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Sein Wunsch: mehr Umsetzungsgeschwindigkeit und mehr Mut, Dinge anzugehen. Seine Vision: Die Unternehmervertretung als Top-serviceagentur 4.0 zu etablieren.

 

Ist Ihnen das Regierungsprogramm unternehmerfreundlich genug?

Metzler Es wird der Regierung ja vorgeworfen, es sei sogar zu wirtschaftsfreundlich. Dabei muss man aber sehen, dass es nicht nur um die Unternehmer geht, sondern genauso um den Standort und die Mitarbeiter. Themen wie Steuerquote, Arbeitszeitflexibilisierung oder Bürokratieabbau bringen Erleichterungen. Ich unterstelle der Regierung also durchaus den Willen, etwas zu verändern. Uns war auch das Bekenntnis zu Europa wichtig. Da gab es eine gewisse Anspannung. Man merkt jetzt aber, dass es ernst gemeint ist. Das ist bedeutend für ein Land wie Vorarlberg, das zu 60 Prozent vom Export lebt.

 

Als Hotelier wird Sie auch die Rücknahme der Mehrwertsteuer auf Nächtigungen freuen?

Metzler Das gibt uns einen Wettbewerbsvorteil zurück. Und es zeugt von Größe, wenn man einen Fehler korrigiert. Auch dass nun Nachhaltigkeit und Tourismus in einem Ressort vereint sind, ist ein wichtiger Schritt.

 

Aber behindert das nicht die Planungssicherheit, wenn Beschlüsse wie auch das Rauchverbot wieder geändert werden?

Metzler Klarheit ist wichtig und es ist sicher eine Schwäche der Politik, wenn Rahmenbedingungen nicht nachhaltig sind.

 

Welche Hausaufgaben sind denn in Vorarlberg zu machen?

Metzler Viele Schwerpunkte des Landes wie Digitalisierung, Standort, Bildung und Fachkräfte decken sich mit unseren. Die Lehrlingszahlen steigen wieder und trotzdem müssen wir uns anstrengen. Hier haben wir mit der Ausbildungsmesse i ein schönes Signal gesetzt. Genauso beim Maßnahmenpaket gegen den Fachkräftemangel, das mit der Arbeiterkammer erarbeitet wurde. Wir sind also konkret dran und reden nicht nur. Manches könnte aber deutlich schneller und mutiger umgesetzt werden. Es braucht hier einen „Mutausbruch“.

 

Was verstehen Sie unter einem
„Mutausbruch“ konkret?

Metzler Es ist gut, Dinge entsprechend vorzubereiten, aber manches dauert in der Umsetzung einfach zu lange. Themen wie künstliche Intelligenz oder Blockchain kommen mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf uns zu. Das bedeutet, wir müssen uns gerade beim Thema Digitalisierung Input und die besten Leute ins Land holen. Das heißt auch, hier muss viel Geld investiert werden, in Forschung und Entwicklung sowie in koordinative Ebenen. Dann haben wir eine Chance, dabei zu sein. Die digitale Agenda haben wir bereits vor einem Jahr angestoßen. Hier muss das Land Geschwindigkeit aufnehmen und das Thema der Bedeutung des Standorts entsprechend angehen. Es muss schneller gehen und man muss auch eine gewisse Fehlerkultur zulassen, in der man nicht immer nur darüber nachdenkt, was alles passieren könnte.

Sie haben seit Beginn Ihrer Tätigkeit den Austausch mit anderen Institutionen gesucht. Wie lautet Ihr Resümee?

Metzler Im vergangenen Jahr war ich viel unterwegs und habe viele neue Leute in Unternehmen und Institutionen kennengelernt. Zudem gibt es Annäherungen mit dem Gemeindeverband. Vieles verbindet uns, viele ticken gleich wie wir. Die Vorarlberger Art, die auch in der Tourismustrategie gelebt wird, ist eine Haltungsfrage. Es geht nicht darum, besser als andere zu sein, sondern darum, in welchen Bereichen wir anders sind. Hier geht es um das Miteinander, um kurze Wege zur Politik und zu den Entscheidungsträgern im Land, darum, gemeinsam Themen wie Raumplanung oder die Marke Vorarlberg zu bearbeiten. Wo es Sinn macht, sollen gemeinsame Ziele definiert werden. Wir wollen hier Gastgeber für gute Gespräche und neue Wege sein. 2017 war ich also eher der Außenminister, nun geht es aber nach innen. Das Jahr wird spannend.

 

Welche Pläne hat der Innenminister für die Wirtschaftskammer?

Metzler Die Basis ist gut. Es geht uns nun darum, Ressourcen und Prozesse zu optimieren. Ich erwarte mir neue Ideen und Entwicklungsschritte. Da wollen wir bis Ende des Jahres schon einiges vorzeigen. Es geht aber nicht darum, bestehende Strukturen zusammenzuhauen und alles neu zu machen, sondern den Reset-Knopf zu drücken. In vielen Köpfen herrscht noch ein eher antiquiertes Bild der Wirtschaftskammer. Ich sehe sie künftig als die Topserviceagentur 4.0.