Nur Mut!

Für IV-Präsident Martin Ohneberg braucht es davon eine ordentliche Portion mehr.
Hohenems Anerkennen, was gut läuft, aber zugleich auch klar aufzeigen, wo ihrer Meinung nach Aufholbedarf besteht. Dem Credo der Industriellenvereinigung folgte Präsident Martin Ohneberg auch beim Neujahrsempfang in Hohenems. Für ihn sind es dabei vor allem zwei akute Probleme im Land, die es zu lösen gilt. „Der Engpass bei den Arbeitskräften sowie bei Grund und Boden“, so Ohneberg. Dabei werde der „Vorarlberger Weg“, der traditionell für Tugenden wie Fleiß, Sparsamkeit oder Hausverstand steht, das Land auch künftig erfolgreich machen. Aber er muss ergänzt werden. „Mut und Entscheidungs- und Umsetzungswille sind die Eigenschaften, die wir brauchen, um die Herausforderungen der Zukunft aktiv anzugehen“, so der IV-Präsident. Mut sei dabei vor allem bei vier Themen gefragt.
In Sachen Raumplanung sei zwar positiv, dass das Raumplanungsgesetz überarbeitet wird, es brauche aber ein größeres Bild. Ohneberg spricht hier von einem Wegkommen von Einzelprüfungen zu einer gesamthaften Betrachtung von Betriebserweiterungen, Ansiedelungen oder Quartiersentwicklungen, die in letzter Zeit immer mehr verhindert würden. „Wir brauchen eine deutlich mutigere Steuerung durch das Land, mit den Gemeinden als Partner auf Augenhöhe“, so der IV-Präsident. „Auch wenn es vielen nicht passt, wir müssen einerseits über die künftige Ausrichtung der Landesgrünzone sprechen und wir müssen andererseits auch Initiativen bei Widmungen setzen.“ Zudem brauche es bei den anstehenden Verkehrslösungen mehr Tempo und Mut.
Auch in Sachen Digitalisierung sei es zwar positiv, dass an einer digitalen Agenda für Vorarlberg gearbeitet werde, aber die Chance der Digitalisierung müsste von der öffentlichen Hand viel stärker erkannt werden, ist Ohneberg überzeugt. Genauso wie bei der Breitbandinfrastruktur ein 5G-Wirtschaftsstandort das Ziel sein müsse. Das Ziel der Industriellenvereinigung, sich mehr mit anderen wirtschaftsstarken Regionen rund um Vorarlberg zu vergleichen, sei zwar zum Teil erreicht. Aber für Ohneberg ist das nicht genug. „Wir müssen noch viel stärker ins Tun kommen, denn sind wir ehrlich: Die Projekte, die aus der Vernetzung von Bildungs-, Hochschul- und Forschungsinstitutionen entstehen, verpuffen großteils, die grenzüberschreitende Infrastruktur ist dürftig, und der Ausbau unseres wichtigen Regionalflughafens Altenrhein wird seit Jahren behindert.“
Eine entscheidende Rolle spielt für ihn auch die „Marke Vorarlberg“. Dass der Prozess gestartet wurde, sei zu begrüßen, es dürfe aber nicht davor zurückgeschreckt werden, auch unpopuläre Themen anzusprechen. Denn wenn es nicht gelinge, das natürliche Bevölkerungswachstum überproportional zu steigern, das Potenzial an noch nicht berufstätigen Frauen zu nutzen, für die abhanden gekommenen Grenzgänger attraktiver zu werden und die im Ausland Studierenden wieder zurückzuholen, dann werde das Arbeitskräfteproblem noch massiver. „Dazu werden wir diese Marke dringend brauchen.“
Gute, neue Situation
Auf Bundesebene müsse die bisherige Herangehensweise indes überdacht werden. „Bisher war oft der Weg, den Bund für Fehlentwicklungen verantwortlich zu machen und nach Wien zu schimpfen. Aber jetzt haben wir eine wie ich meine gute, neue Situation“, plädiert der IV-Präsident dafür, dem neuen Regierungsteam eine faire Chance zu geben. Und: „Wir sollten jenen oppositionellen Kräften, die diese Regierung als unsozial und arbeitnehmerfeindlich darstellen, offensiv begegnen.“ VN-reh