Wohnen über dem Fachmarktzentrum

Markt / 30.01.2018 • 22:26 Uhr
Dietrich Untertrifaller zeigen in Wien mit der Überbauung eines Lidl-Markts, wie eine Nachverdichtung aussehen kann.RDU
Dietrich Untertrifaller zeigen in Wien mit der Überbauung eines Lidl-Markts, wie eine Nachverdichtung aussehen kann.RDU

Salzburg und Wien forcieren Nachverdichtung von Supermärkten.

Schwarzach In Salzburg sind sich die Landtagsparteien in einem Punkt einig: Um Grundstücksreserven nicht über Gebühr anzugreifen und um dennoch günstigen Wohnraum zu schaffen, gibt es ein Potenzial, das bislang nicht wirklich ausgeschöpft wurde. Sie setzen darauf, ebenerdige Fachmarktzentren und Supermärkte im Nachhinein zu überbauen –  nachzuverdichten, wie das in der Fachsprache heißt. Eine Überlegung, die auch in Wien aufgegriffen wurde.

„Win-win-Situation“

Dort beweisen die Vorarlberger Architekten Dietrich Untertrifaller, dass diese Nachverdichtung keine Notlösung ist, sondern eine „Win-win-Situation“ (Much Untertrifaller) für alle sein kann. In Wien gibt es einen Paragraphen, mit dem das zuständige Magistrat sanften Druck auf die Bauherrschaft ausüben kann, in Salzburg allerdings gibt es keine rechtliche Handhabe, die die Supermarktbetreiber zu dieser Nachverdichtung zwingt. Die Nachverdichtung von Fachmarktzentren böte auch in Vorarlberg ein beträchtliches Potenzial, zumal im Rahmen der Raumplanungsnovelle derzeit eine engagierte Diskussion über sparsamen Bodenverbrauch geführt wird und mehr als genug Fachmarktzentren die Ortsränder zieren. Die Bereitschaft, zumindest übers „Wohnen über dem Supermarkt“ nachzudenken, ist vorhanden. Wie die Bregenzer Architekten Dietrich Untertrifaller sieht auch der Dornbirner Architekt und Fachmarkt-Spezialist Anton Fink eine große Chance. „Ich würde das aus heutiger Sicht in Vorarlberg sehr befürworten.“

Großprojekt in Salzburg

Wie das geht, kann er in Wien anschauen und in Salzburg studieren. Dort gibt es derzeit gleich mehrere Projekte für eine solche Nachverdichtung. Eines der größten Projekte wird unter der Regie des Dornbirner Wohbauträgers Zima gerade geplant. Bauherr ist die Firma Unterberger Immobilien, die ein FMZ mit 139 Wohnungen überbaut und Wert darauf legt, dass die Gebäudequalität hoch ist. Lidl hat nach anfänglicher Zurückhaltung aber nach dem erfolgreichen Projekt Rittersporn, das von Dietrich Untertrifaller geplant wurde, nun gleich mehrere Nachverdichtungsprojekte in Bau bzw. Planung. Die Wohnqualität, so Untertrifaller, leide sicher nicht, wenn man es richtig macht. Und er glaubt auch, dass Handelskonzerne schnell Partner bei den gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften für solche Projekte finden.

„Muss was gleichsehen“

Wolfgang Kaufmann, Projektentwickler bei Spar, betont, dass man in den vergangenen Jahren und bei laufenden Projekten bereits Supermärkte und Wohnungen verdichte, allerdings halte er Nachverdichtungen nur vereinzelt für sinnvoll. Auch Raumplanungslandesrat Karlheinz Rüdisser sieht in den Initiativen seiner Salzburger Kollegen einen guten Ansatz, der aber nicht überall umzusetzen sei. „Das muss auch etwas gleichsehen“, gibt er zu bedenken. Und er verweist auf die Technik: „Die Statik bei einer späteren Aufstockung ist sicher auch oft ein Problem.“