Für ein besseres Leben

Markt / 31.01.2018 • 19:42 Uhr
Reinhard und Luca Fasching reisten auf eigene Kosten nach Bangladesch. Zurück kamen sie mit eindrücklichen Bildern. VN/Steurer
Reinhard und Luca Fasching reisten auf eigene Kosten nach Bangladesch. Zurück kamen sie mit eindrücklichen Bildern. VN/Steurer

Wenn unternehmerische Sozialverantwortung ein Fremdwort ist. Reinhard und Luca Fasching auf dem Schiffsfriedhof Bangladesch.

Bregenz Kilometerweit liegen die ausrangierten Schiffswracks vor der Küste von Chittagong – zweitgrößte Stadt in Bangladesch und eine der Hochburgen der Abwrackbranche. Tausende Arbeiter zerlegen dort Schiffe, um wertvollen Stahl zu gewinnen. Menschen, die dafür tagtäglich ihre Gesundheit riskieren. Sicherheit oder Schutzbekleidung ist für viele ein Fremdwort. Die Arbeiter tragen teils nur Flipflops. 20 von ihnen finden jedes Jahr den Tod. Schwere Verbrennungen oder Knochenbrüche sind an der Tagesordnung. Aber Krankenstand bedeutet, nicht zu arbeiten und damit auch kein Geld zu verdienen.

Reinhard und Luca Fasching, Fotografen und Vater und Sohn, sind nach Bangladesch gereist und haben diese erschütternden Zustände dokumentiert. Auf Fotos und Videos, die zeigen, was es bedeutet, auf ein besseres Leben zu hoffen. Denn das ist die Motivation für diesen gefährlichen Job unter schwersten Bedingungen. „Für viele Menschen ohne Ausbildung ist das die einzige Möglichkeit ihre Familien zu unterstützen“, sagt Luca Fasching. Fünf statt der sonst üblichen drei Euro am Tag werden für den Job bezahlt. Unter den Arbeitern sind auch viele Kinder. Zehn Prozent davon sind nicht älter als zwölf Jahre alt. Fast ein Viertel sind unter 18 Jahren.

Nicht überraschend, dass die Betreiber der Abwrackwerften kein Interesse daran haben, dass diese Zustände zu öffentlich werden. „Das Gebiet ist hermetisch abgesichert und wird mit Waffen verteidigt“, berichtet Reinhard Fasching über die nicht ungefährliche Reise. Mit einem Fischerboot versuchten sie über den Seeweg so nahe wie möglich an die Wracks heranzukommen. Das blieb nicht verborgen. Auf ein Schiff zu kommen, war also unmöglich. Eindrücke von den Arbeitsbedingungen erhielten sie dennoch. Durch heimlich aufgenommene Videos der Arbeiter. Viele haben schlimme Verletzungen, viele sind invalide, aber alle hoffen auf eines. Dass ihre Kinder eine Ausbildung haben und es ihnen deshalb später einmal besser geht.

Die Fotos von Reinhard und Luca Fasching dokumentieren auch, was es bedeutet, wenn für Unternehmen Sozialverantwortung ein Fremdwort ist. Es ist die Geschichte einer Verwertungsindustrie, die auf Arbeitsschutz- und Umwelt­auflagen pfeift. Und so gelangen die Giftstoffe der Wracks nicht nur in die Lungen der Arbeiter, sondern auch ins Meer. Und so ist es Normalzustand, dass die Fischer in einem von Öl, Asbest und Schwermetallen verseuchten Wasser fischen und Kühe öldurchtränktes, braunes Gras fressen.

„Dicke Scheibe abschneiden“

Die Eindrücke haben die Faschings in ihrem Magazin „direction“ sowie in einer Ausstellung verarbeitet. Bald soll auch ein Buch folgen. Die Fotos stellen sie Nichtregierungsorganisationen zur Verfügung, die sich für die Arbeiter von Chittagong einsetzen. Was sie auf dieser Reise voller Eindrücke am meisten berührt hat? „Wie zufrieden, herzlich und großzügig die Menschen sind, obwohl sie nichts haben. Davon können wir uns eine dicke Scheibe abschneiden.“

Video zur Reise unter: http://VN.AT/sudTlJ. Für eine Spende (50–100 Euro je nach Größe) können die Fotos beim Studio Fasching in Bregenz  erworben werden.