„Mehrheiten für Handelszentren sind keine Überraschung“

VN-Umfrage: 56 Prozent für Ansiedelung von Ikea in Lustenau.
Schwarzach Ikea will nach Lustenau, und ein passender Standort am Rande des Millennium Parks wäre bereits gefunden. Aber die geplante Ansiedelung sorgt nicht bei allen für Freude. Hauptkritikpunkt ist der Verkehr. Sogar eine Bürgerinitiative hat sich formiert. Sie fordert eine Volksabstimmung zur Causa.
Das Marktforschungsinstitut von Dr. Edwin Berndt ist nun im Auftrag der VN der Frage nachgegangen, ob sich der schwedische Möbelkonzern in Lustenau ansiedeln soll. Und das Ergebnis unter den 501 Befragten fällt deutlich aus. 56 Prozent sind dafür, 25 Prozent dagegen. „56 Prozent sind eine klare Majorität, weil zu bedenken ist, dass sich nur 25 Prozent dagegen aussprechen. Die Unentschlossenen von 19 Prozent sind ebenso keine mit ablehnender Haltung. 13 Prozent ist es egal, sechs Prozent sind ohne Meinung“, sagt der Meinungsforscher zum Ergebnis. Mehrheiten für neue Handelszentren sind für ihn keine Überraschung. „Wir haben seit 1972 viele Standortuntersuchungen für Einkaufszentren oder Großmärkte in Vorarlberg durchführen können. Überwiegend waren Mehrheiten der Bevölkerung für Ansiedelungen.“ Die Begründung: die Verbesserung des Angebots und günstigere Preise im Zuge des Wettbewerbs. Dies gelte auch für die Beweggründe der Etablierung von Ikea. Zudem habe man dann ein Geschäft in der Nähe, müsse nicht mehr wegfahren, wenn man etwas brauche,
z. B. nach St. Gallen, Ulm oder Innsbruck. Laut Berndt sprächen auch ökonomische Aspekte für eine Errichtung. Die Stärkung der Kaufkraft bliebe in der Gemeinde bzw. der Region, es gäbe mehr Arbeitsplätze oder ein höheres Steueraufkommen für Kommune und Land.
Die Gegner wiederum verweisen auf die sich weiter verschärfende Verkehrssituation. Vor der Errichtung der Umfahrung durchs Ried dürfe ein solches Vorhaben nicht verwirklicht werden. Überdies werden Umwelt- und Naturschutzbedenken angegeben oder dass die Arbeitsplätze zu wenig hochwertig seien. Vielmehr sollten anstelle von Ikea hochwertigere Unternehmen mit höherer Relevanz angesiedelt werden. „Argumentiert wird auch mit einer zunehmenden Verschärfung der Wettbewerbssituation für den heimischen Handel“, so Edwin Berndt. Dadurch würden heimische Betriebe mit klein- und mittelbetrieblichen Strukturen gefährdet.
Starke Befürworterinnen
Weitere Details der Umfrage: Bei den befragten Frauen gibt es mit 63 Prozent eine stärkere Zustimmung für die Ikea-Ansiedelung als bei Männern (49 Prozent). Auch die Unter-30-Jährigen (66 Prozent dafür) sind eher dafür als Menschen ab 60 Jahre (47 Prozent pro Ikea). „Das stellt keine Überraschung dar. Sie werden durch das Angebot von Ikea weit weniger angesprochen. Sie bevorzugen eher andere Stilrichtungen, zum anderen sind sie weniger mobil. Überdies haben sie im Bereich der Sektoren Anschaffungen und Einrichtungen (Möbel) einen deutlich geringeren Bedarf“, erklärt der Meinungsforscher. Mit zunehmendem Alter nehme die Zustimmung zur Ikea-Ansiedelung also drastisch ab, mit sinkendem Bildungs- und Einkommensniveau dagegen deutlich zu.
Nach Bezirken aufgeschlüsselt spricht man sich im Bezirk Bregenz überdurchschnittlich für eine Ansiedelung aus (62 Prozent). In Feldkirch sind 55 Prozent, in Dornbirn 53 Prozent und in Bludenz 48 Prozent dafür. Für Berndt steht dabei fest: „Da spielt auch die größere Entfernung eine Rolle, nicht alle Leute wollen beim Einkaufen größere Distanzen in Kauf nehmen.“ VN-reh