“Professioneller Mieter”

Markt / 25.02.2018 • 18:59 Uhr
Über die Zahl ist man sich nicht einig, aber dass es viele leer stehende Wohnungen im Land gibt, ist klar. Ein neues Modell will diese Wohnungen mobilisieren.APA
Über die Zahl ist man sich nicht einig, aber dass es viele leer stehende Wohnungen im Land gibt, ist klar. Ein neues Modell will diese Wohnungen mobilisieren.APA

Wohnungsleerstand: Ein neues Geschäftsmodell soll Vermieter überzeugen.

Schwarzach Vorarlberg zählt fast 400.000 Einwohner und es werden mehr. Die meisten durch Zuzug, wie die Bevölkerungsstatistik zeigt. Deshalb herrscht auf den Baustellen der gemeinnützigen und privaten Wohnbauträger Hochbetrieb. 2018 sollen 700 weitere gemeinnützige Wohnungen entstehen. Doch allein mit Neubauten wird die Nachfrage nicht zu befriedigen sein.

Untersuchung läuft

Wie viele Wohnungen in Vorarlberg leer stehen, ist nicht wirklich bekannt: Die Zahlen variieren zwischen 5000 und 10.000 Wohnungen. Keine Angaben gibt es auch zu den Gründen, warum die Wohnungen nicht vermietet werden. Eine vom Land beauftragte Untersuchung des Wohnbauexperten Wolfgang Amann (Institut „iibw“) soll das nun klären. Die Ergebnisse werden im März erwartet. Die Gründe der „Vermietverweigerung“ stützen sich auf Vermutungen und Einzelgespräche. Oft wurde eine zweite Wohnung, die nun nicht genutzt wird, für die nächste Generation bereits beim Hausbau miterrichtet. Viele Wohnungsbesitzer fürchten schlichtweg den Ärger mit Mietern. Andere haben Angst vor der Mietbürokratie.

Die vermuteten Gründe wurden in der von Land, Vogewosi und Eigentümervereinigung initiierten Aktion „Sicher vermieten“ berücksichtigt, die allerdings keinen Erfolg gezeitigt hat, vielleicht auch deshalb nicht, weil der Service für Vermieter mit einer Mietzinsobergrenze gekoppelt ist. Nur acht Wohnungen wurden bis Ende 2017 über die Aktion vermietet. Die Diskussion um das Thema hat aber auch dazu geführt, dass sich der Lustenauer Immobilienfachmann Wolfgang Fiel Gedanken machte, wie die potenziellen Vermieter doch dazu gebracht werden könnten, ihren Wohnraum zu vermieten.

Fiels Idee ist einfach: Sein Unternehmen Immobilien Investment & Management (IIM) ist nicht Makler, sondern Mieter, Und in dieser Funktion übernimmt sie alle damit verbundenen Pflichten. Die Firma selbst ist nämlich Mieter und vermietet die Räumlichkeiten an die eigentlichen Bewohner weiter. „Wir garantieren alle Mietzins- und Betriebskostenzahlungen, wir sind sozusagen professionelle Mieter“, so Fiel, der das Modell im Vorfeld mit einigen Wohnungseigentümern getestet hat, bevor es nun breit umgesetzt werden soll. Durch sein Service „mietplus“ sei auch gewährleistet, dass es zu keinen unbefristeten Mietverhältnissen kommt. Er steht dafür gerade, wenn mietbedingte Schäden oder Konflikte auftreten. „Die Vermieter suchen eine vertrauenswürdige Ansprechperson“, so der Immobilienfachmann.

Pauschale statt Provision

Fiel zahlt aber nicht jeden Mietzins. Man bewerte die Immobilie und stelle ein Angebot, das man auch begründe. „Werden wir handelseins und alle Voraussetzungen sind erfüllt, machen wir den Mietvertrag mit sofortigem Start.“ Abgesichert wird das Mietgeschäft durch das Immobilienportolio, das wie eine Versicherung funktioniert, so Fiel. Und weil „mietplus“ ein Geschäftsmodell ist, will er natürlich etwas verdienen. „Wir verrechnen keine Honorare, sondern eine Service- und Risikopauschale. Diese bewegt sich bei rund 15 Prozent der Marktmiete.“ Die ersten drei Mietmonate nach Vertragsbeginn sind einmalig steuerfrei. „Die fallen bei einer Vertragsverlängerung aber nicht mehr an“, so Fiel. VN-sca

Leerstand in Vorarlberg

Leer stehende Wohnungen bisher Spekulation. Annahme: zwischen 5000 und 10.000 Wohnungen

Modell „Sicher vermieten“ Gemeinsame Initiative von Land, Vogewosi und Eigentümervereinung, bisher nur punktuell erfolgreich.

Modell „mietplus“: Unternehmen übernimmt Hauptmiete und alle Verpflichtungen und vermietet an Untermieter weiter.