Weniger Häuptlinge

Markt / 14.03.2018 • 22:16 Uhr
Zumtobel-CEO Alfred Felder: „Kunden wollen in Zukunft nicht mehr eine Leuchte, sondern eine Komplettlösung.“ VN/Paulitsch
Zumtobel-CEO Alfred Felder: „Kunden wollen in Zukunft nicht mehr eine Leuchte, sondern eine Komplettlösung.“ VN/Paulitsch

So will Zumtobel-Chef das angeschlagene Unternehmen wieder zum Leuchten bringen.

Schwarzach Der neue Vorstandsvorsitzende der Zumtobel Group, Alfred Felder, war seit Anfang Februar fast nur unterwegs. Nach den Querelen zwischen Management und Aufsichtratschef Jürg Zumtobel, die über Monate das Leuchtenunternehmen in düsteres Licht rückten, so dass Kunden, Mitarbeiter und Funktionäre zutiefst verunsichert waren, musste er erstmal vor Ort wieder für bessere Stimmung sorgen und um Vertrauen für die neue Spitze und das Unternehmen werben.

„Die Lage stabilisieren“

Das Unternehmen, und darauf legte Felder im Gespräch mit den VN Wert, wirtschafte nach wie vor positiv, sei durchaus gesund. Nur eben nicht so profitabel, wie es Aktionäre und Manager gerne hätten. Die Anfang des Monats präsentierten Zahlen des dritten Quartals des Geschäftsjahres 2017/18 machten die Sache nicht besser. Felder schätzt, dass es von nun an mehrere Quartale braucht, bis die Zahlen wieder glänzen. „Jetzt ist es notwendig, dass wir die Lage stabilisieren, Ruhe ins Unternehmen bringen und kurzfristig die richtigen Themen angehen“, so der Südtiroler, der seit 2012 im Zumtobel-Konzern ist und seit vergangenem Jahr als COO (Chief Operating Officer) im Vorstand agierte. Nach den Gesprächen in den Niederlassungen der Gruppe und mit Analysten wird nun die weitere Strategie ausgearbeitet, „die wir im Juni präsentieren werden“.

Felder, der seit seinem Antritt als Chef des Komponentenherstellers Tridonic im Jahr 2012 diesen „LEDfiziert hat“, will die drei Säulen des Konzerns, eben die Komponentenfertigung, Leuchten mit den Marken Zumtobel und Thorn sowie die in den vergangenen Jahren ins Leben gerufene ZGS (Zumtobel Group Services), zu einem starken Spieler am Markt vereinen, der den Kunden ganzheitliche Lösungen anbieten kann. Teil dieser Strategie wird es auch sein, die Strukturen im mittleren Management (das sind jene Führungskräfte, die mit einem in die Öffentlichkeit gebrachten Brandbrief an den Aufsichtsrat beklagten, dass der Mehrheitsaktionär unstattmäßig ins Tagesgeschäft eingreife) zu straffen und schlanker zu werden. „Wir wollen effizientere und schnellere Entscheidungsprozesse, da ist es deutlich besser, wenn deutlich weniger Leute als bisher die Entscheidungen treffen.“ Momentan seien es über 45 Manager, die in direkter Linie dem Vorstand berichten. Das seien, so Felder, für ein Unternehmen in dieser Größenordnung mit 1,3 Mrd. Euro Umsatz viel zu viele. „Normalerweise führt man so ein Geschäft mit zehn bis zwölf Leuten.“ Verschlankung bedeute, dass deutlich reduziert werde. Zwei Drittel der Führungsjobs fallen weg. Diese Mitarbeiter werden auf anderen Ebenen angesiedelt, aber es werde auch welche geben, die das Unternehmen verlassen. Geld, das man dadurch einspare, werde in die Verstärkung der Aktivitäten zum Kunden investiert, in bessere Prozessstrukturen, um die operativen Themen in den Griff zu bekommen. Felder: „Mit anderen Worten: Mehr Indianer und weniger Häuptlinge.“

Die derzeit niedrigen Umsätze bedingen auch eine niedrige Auslastung in der Produktion. Außerdem wird derzeit ein Werk in Serbien gebaut. Sind das Anzeichen für Einschnitte in Dornbirn? Felder bekräftigt das Bekenntnis zum Hauptstandort. Dornbirn sei nach wie vor das Leitwerk, das die Komponenten herstellt, die eine Leuchte ausmache. In Serbien, wo der Anteil manueller Arbeit weit größer sei, werden die Leuchten assembliert, erklärt er die Aufgabenteilung.

„Wir sind in den letzten Jahren zu fett geworden im administrativen Bereich. Das ändern wir.“

Zur Person

Alfred Felder

Geboren 20. Juli 1963 in Bruneck, IT

Ausbildung Technische Universität Wien. Abschluss als Doktor der Elektrotechnik.

Laufbahn Führende Positionen bei Siemens und Osram, ab 2012 Geschäftsführung Tridonic, ab 2016 Chief Operating Officer (COO), seit 1. Februar 2018 Vorsitzender des Vorstandes der Zumtobel Group