Eiserne Suche nach Metallern

Es mangelt an Facharbeitern und Lehrlingen.
Dornbirn Metaller haben es gut. Dem alljährlichen Kampf um Gehaltserhöhungen ist großer Medienrummel gewiss, der Kollektivvertrag nicht zuletzt deshalb zumindest im Vergleich zu anderen Branchen attraktiv. Dennoch tut sich die Branche schwer, genügend Personal zu finden. Zumindest schlagen die Branchenvertreter Alarm: Es mangelt an Lehrlingen, ergo auch an Facharbeitern.
Eigentlich hat Innungsmeister Christian Thaler eine frohe Botschaft zu verkünden: „Die Auftragsbücher sind voll. 2017 war ein sehr gutes Jahr und auch für 2018 erwarten wir uns ein kleines Plus.“ 428 Metallerbetriebe beschäftigen derzeit 1695 Mitarbeiter. Es könnten jedoch mehr sein.
Der beste Weg, Fachkräfte zu finden, ist es, sie selbst auszubilden. 76 Metallerbetriebe haben aktuell 209 Lehrlinge unter Vertrag. Drei Jahre zuvor waren es noch 25 mehr. Laut AMS Vorarlberg befinden sich in der Gruppe der Metall- und Elektroberufe 25 sofort besetzbare Lehrstellen. In allen Branchen zusammen sind es derzeit 185; doch die Zahl täuscht gewaltig, denn die meisten Unternehmen suchen Lehrlinge, die im August und September beginnen können, wie Vorarlbergs AMS-Chef Bernhard Bereuter den VN schildert. Ein Blick auf die Lehrstellenbörse des AMS und der Wirtschaftskammer zeigt: In Vorarlberg werden aktuell 1526 Lehrlinge gesucht.
Dass die Wirtschaft boomt, ist eigentlich ein Luxusproblem. Doch ohne Mitarbeiter keine Produktion, wie Fachgruppengeschäftsführer Gert Mayer erklärt: „Die Branche steht in weltweiter Konkurrenz. Die heimische Industrie könnte jederzeit in Osteuropa oder Asien einkaufen.“ Tut sie zwar nicht, Christian Thaler betont aber: „Aufgrund der fehlenden Fachkräfte müssen wir sogar Aufträge ablehnen.“
Lehrlings- und Ausbildungsverantwortlicher der Fachgruppe ist Bernhard Geiger. Er bestätigt den Eindruck vieler Lehrlingsbeauftragter: „Es gibt einen Pool an jungen Menschen, die noch nicht so weit sind, um sie auszubilden.“ Dieser Pool sei eher größer geworden, zumindest sage das die Erfahrung. Doch nicht nur die Qualität entscheidet, auch die Quantität hat sich verändert. Es gibt einfach weniger Jugendliche. Österreichweit gab es im Jahr 2009 laut Statistik Austria 501.779 Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren. 2017 waren es noch 453.958. Die gute Nachricht: Die Talsohle scheint erreicht, in jüngeren Altersgruppen werden es wieder mehr Kinder. Peter Sandholzer von der Wirtschaftskammer bestätigt: „Die Auswahl an Lehrlingen ist nicht so groß. Davon sind alle Branchen betroffen.“ Er hat ebenfalls Gutes zu vermelden: „Es gibt mehr Lehrvertragsanfragen als zur gleichen Zeit im Vorjahr.“
Im Ausland rekrutieren
Viele Unternehmen behelfen sich derzeit mit Fachkräften aus dem Ausland, vor allem aus Osteuropa und Deutschland, wie Innungsmeister Thaler berichtet. Vorarlbergs Wirtschaftskammerdirektor Christoph Jenny betont im Gespräch mit den VN: „Erhebungen zeigen, dass der Fachkräftemangel zu einem immer gravierenderen Problem wird.“
Deshalb plant die Kammer in den kommenden Wochen einen sogenannten Fachkräftebarometer. „Dabei handelt es sich um eine repräsentative Umfrage, wie die Unternehmer den Bedarf in den kommenden fünf Jahren einschätzen“, erklärt Jenny. Die Ergebnisse sollen Aufschluss geben, wie Betriebe auf ihrer Suche nach Facharbeitern unterstützt werden können. Der Kammerdirektor ergänzt: „Das kann bis zum Recruiting im Ausland gehen, wie wir es bereits 2012 einmal in Spanien gemacht haben.“ Einzelne Unternehmen täten dies seit vielen Jahren, vor allem im IT-Bereich.
„Aufgrund der fehlenden Fachkräfte müssen wir sogar Aufträge ablehnen.“
AMS-Lehrstellenbörse
Bezirk Bludenz
208 Lehrstellenangebote
Bezirk Bregenz
708 Lehrstellenangebote
Bezirk Dornbirn
231 Lehrstellenangebote
Bezirk Feldkirch
340 Lehrstellenangebote
Kleinwalsertal
39 Lehrstellenangebote
Sofort verfügbare offene Lehrstellen: 185. Davon 77 in Hotel-, Gaststätten- und Küchenberufen, 31 in Handelsberufen, 25 in Metall- und Elektroberufen, zehn in allgemeinen Büroberufen.
Aktuell vorgemerkt beim AMS sind 203 Lehrstellensuchende bei 1255 arbeitslosen Jugendlichen (bis 25 Jahre). Arbeitslosenquote der unter 25-Jährigen in Vorarlberg: 5,2 Prozent.