„Brauchen uns nicht zu fürchten“

Markt / 19.03.2018 • 21:58 Uhr
Ministerin Schramböck zum Staatsziel Wirtschaft: „Die Wirtschaft muss genauso behandelt werden wie Umwelt oder Nachhaltigkeit.“VN/Paulitsch
Ministerin Schramböck zum Staatsziel Wirtschaft: „Die Wirtschaft muss genauso behandelt werden wie Umwelt oder Nachhaltigkeit.“VN/Paulitsch

Wirtschaftsministerin Schramböck will KMU bei der Digitalisierung unter die Arme greifen.

Hard Es war die letzte Station auf ihrer Österreich-Tournee. Wirtschaftministerin Margarete Schramböck besuchte gestern im Halbstundentakt Vorarlberger Firmen und Unternehmer  – vom Weltmarktführer bis zu KMU. Last but not least, wie sie betont, denn dass sie noch nicht im Land war, hing nicht von ihr ab, sondern war der Ferienverschiebung in Vorarlberg geschuldet.

Besonders interessierte die exportierenden Unternehmen, wie es in Sachen USA-Exporte weitergehen soll. „Noch hat der Handelskrieg ja nicht begonnen und wir tun alles, um ihn zu vermeiden“, so Schramböck im VN-Gespräch. Wichtig sei, dass man im Gespräch bleibe. „Ich glaube aber, wir brauchen uns nicht zu fürchten. Wir haben genügend investiert in Innovation, in Forschung und Entwicklung, in Ausbildung. Die USA haben das nicht getan, deshalb müssen sie nun diese Strafzölle einführen. Wer in Innovation und Ausbildung investiert, der braucht keine Schutzzölle. Doch wenn Trump nun Ernst mache, dann müsse auch Europa Maßnahmen treffen. Wichtig sei aber, dass man neue Partner, neue Märkte finde. „Wenn in einem Markt meine Produkte nicht gewollt werden und auch meine Leistungen nicht gewollt werden, muss ich mir andere Partner suchen. Angst vor den USA sei fehl am Platz, so die ehemalige Managerin. „Wir in Europa haben das Auto erfunden, das GSM und vieles mehr.“ In Sachen Russland könnte sie sich eine Evaluierung der Maßnahmen vorstellen. „Da muss man genau hinschauen, ob die Maßnahmen Erfolg gebracht haben. Haben sie eher nicht.“ Sie könnte sich vorstellen, dass man sich im Einvernehmen mit der EU wieder versuche, sich schrittweise wieder anzunähern. Als Digitalisierungsministerin will sie vor allem die mittelständischen Unternehmen stärker unterstützen. „Da müssen wir vor allem bei den Vertriebskanälen etwas tun. Es brauche
Plattformen, die den österreichischen Mittelständlern ermöglichen, ihre Produkte beispielsweise in Asien zu verkaufen. Und es müsse die Ausbildung geändert werden. „Wenn wir Fachkräfte brauchen, dann ist klar, dass wir Mitarbeiter brauchen mit diesen Fähigkeiten.“

Den Fachkräftemangel will Schramböck mit der Mobilisierung neuer Zielgruppen bekämpfen, so sollen junge Menschen, die über 21 Jahre alt sind, angesprochen werden, denn derzeit sind von dieser Gruppe nur fünf Prozent Lehrlinge. Und Mädchen sollen besser informiert werden über technische Berufe. Berufsmessen, wie sie in Vorarlberg stattfinden, seien dafür ein gutes Mittel.

Die Deregulierung wolle sie in Paketen abarbeiten. Es bringe nichts, an einem großen Wurf zu arbeiten, der dann vielleicht scheitere.. Ihr Ziel sei „tausend Genehmigungen weniger pro Jahr“. Die Rechnung sei einfach: 1000 Genehmigungen – das sind 20.000 Arbeitsstunden in den Firmen. In der Wirtschaft sei das nicht anders als in der Politik: „Wenn man den großen Wurf machen will, dann bleibt es dort auch oft stecken. Mir ist die Umsetzung wichtig. Das ist nicht spektakulär und nicht kostspielig, oft genügt eine Unterschrift, um Bürokratie abzubauen. VN-sca

Zur Person

Margarete Schramböck

Bundesministerin für Wirtschaft und Digitalisierung

Geboren 1970 in St. Johann in Tirol

Ausbildung Doktorin der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, MBA Universität Lyon

Laufbahn Führende Positionen bei Alcatel, NextiraOne, CEO Dimension Data Austria, CEO A1 Telekom Austria