„Haben immer Mitarbeiter beteiligt“

Für Immobilienprofi Hermann Metzler ist das eines der Erfolgsgeheimnisse.
Feldkirch Hermann Metzler ist mit ZM 3 fest im Immobiliengeschäft verankert. Eines der größten Projekte in der Vergangenheit war die Realisierung des Garnmarkts in Götzis. Im Interview spricht er über innovative Projekte, leistbares Wohnen und sinnvolle Bürgerbeteiligung.
Sie haben einmal angekündigt, mit ZM 3 etwas leisertreten zu wollen. Wenn man Ihre Beteiligungen und Aufgaben anschaut, könnte man meinen, daraus ist nichts geworden.
Metzler 1985 bin ich Geschäftsführer der Zima Wohnbau geworden. Im Jahr 2000 wurde ein Teil der Tochtergesellschaften an junge Manager veräußert. Die Zima Wohnbau wurde in ZM3 umgetauft, damit es nicht zwei Zima am Markt gibt. Ich habe dann begonnen, nur noch halbtags zu arbeiten. Oder anders gesagt, ich wurde halbtags bezahlt und war ganztägig beschäftigt. Wir haben heute drei Standbeine. Wir haben das Immobilienvermögen auf 50.000 Quadratmeter Immobilienflächen ausgeweitet. Dazu kommen die Dienstleister wie Immoplus oder Mag. Kofler, die rund 1100 Wohnungen verwalten. Zudem beginnen wir langsam damit, das Bauträgergeschäft aufzubauen. Ich habe einen Mitgeschäftsführer und meinen Sohn an Bord. Die zwei entscheiden im Wesentlichen das, was zu entscheiden ist, und ich bin da, wenn sie mich brauchen. Unser Grundsatz und Geheimnis war immer, Beteiligte zuzulassen. Wir haben führende Mitarbeiter immer an Unternehmungen beteiligt. Das hat unser Wachstum ermöglicht.
Sie haben den ersten Wirtschaftspark in Götzis gegründet, damals eine Innovation, die viele Nachahmer fand. Womit kann man am Markt denn heute noch innovativ sein?
Metzler Der Wirtschaftspark war eine echte Innovation, weil wir uns neben dem Wohnbau auf steuertechnische Modelle und die Verwertung von Industrie-Immobilien konzentriert haben. Aber wir haben schon vorher mit dem Heuß-Areal in Götzis ein Projekt mit Startwohnungen und der Sonderpädagogischen Schule realisiert. Das war auch etwas völlig Neues. Heute ist der innovative Ansatz zum Beispiel bei der Firma Prisma, wo ich mit 35 Prozent beteiligt bin, zu sehen. Dabei geht es um ganzheitliche Lösungen und nicht nur um das Dach über dem Kopf. So entstehen Quartiere, die nicht nur Arbeits- und Wohnraum schaffen, sondern auch Kinderbetreuung oder Coworking.
In Vorarlberg werden die Flächen weniger. Kann man große Projekte überhaupt noch realisieren?
Metzler Ja, denn wir haben vor Jahren den Garnmarkt entwickelt oder aktuell ein großes Innenstadtprojekt am Jahnplatz in Feldkirch. Da muss man dem Land ein Kompliment aussprechen, weil im Jahr 2006 Eignungszonen eingeführt wurden. So konnten sich Innenstädte und Ortszentren entwickeln. Heute gibt es tolle Beispiele, von Wolfurt bis Hohenems, Frastanz oder Rankweil. Es ist dadurch eine Renaissance der Ortszentren entstanden, obwohl die damalige Lehrmeinung eigentlich war, dass es das nie mehr geben wird.
Ihr Projekt Garnmarkt in Götzis wurde ebenfalls mitten im Ort realisiert. Wäre das heute noch möglich?
Metzler Ich glaube, dass es möglich wäre. Wir haben beim Garnmarkt einen Prozess initiiert, bei dem wir alle wesentlichen Kräfte der Gemeinde von Beginn an miteinbezogen haben, alle politischen Parteien, Anrainer und Geschäftsleute. Somit ist der Garnmarkt natürlich getragen von Bernhard Ölz als Innovator, aber auch von vielen anderen, die einen Beitrag geleistet haben.
Wenn man groß baut, dann gibt es oft Widerstand – das kennen Sie aus Götzis genauso wie bei der Seestadt in Bregenz. Wie gehen Sie damit um?
Metzler Wir sind offen für Bürgerbeteiligungsmodelle. In Bregenz haben wir vier Jahre lang jeden Schritt mit der Öffentlichkeit, dem Gestaltungsbeirat und der Stadtvertretung abgesprochen. Wenn danach ein Architekt sagt, alles ist falsch, dann ist das aus meiner Sicht nicht gut. Sonst müsste man ja den ganzen Prozess nicht machen.
Zum Thema Wohnen: Wie kann man den Menschen leistbaren Wohnraum zur Verfügung stellen?
Metzler Das ist zum Teil eine selbstgemachte Diskussion. Ich bin seit über 40 Jahren in der Branche und ich kann mich nicht erinnern, dass es einmal hieß, dass Wohnen nicht extrem teuer ist. Wenn ich eine Wohnung in der Götzner Rütte von 1985 hernehme und den Lebenshaltungskostenindex und den Baukostenindex darüberlege, komme ich auf 5000 Euro pro Quadratmeter, ohne Lift und mit einer Qualität, die mit der heutigen nicht vergleichbar ist. Zudem waren es noch sechs Prozent Zinsen auf einen Kredit. Was sich verändert hat, ist, dass man mit Geld heute anders umgeht und man andere Bedürfnisse hat. Als ich damals gebaut habe, haben die Nachbarn mitgeholfen und wir hatten weder das Wohnzimmer noch den Garten fertig. Heute muss alles zu hundert Prozent fertig sein, und viele Familien haben zwei Autos und jedes Kind ein Handy. Das kostet alles. Die Sondersituation sind die Grundstückspreise. Dort muss der Staat eingreifen. Zudem muss es Verdichtung in den Zentren geben.
Mit Ihrem Unternehmen Mag. Kofler Vermögenstreuhand sind Sie der größte private Wohnungsverwalter des Landes. Wo drückt der Schuh bei den Mietern besonders?
Metzler Dass die Betriebskosten permanent steigen. Wir haben eine Entwicklung bei der Gesetzgebung, bei der die Eigenverantwortung zurückgedrängt wird. Die Absturzsicherung auf dem Dach für Spengler muss beispielsweise jährlich kontrolliert werden. Dasselbe gilt bei Lift, Brandschutz oder Lüftungskanälen. Früher war die Heizung der größte Teil bei den Betriebskosten, heute sind es diese unzähligen kleinen Summen.
„Wohnraumeigentum ist eine Entlastung im Alter. Ein Mieter zahlt immer Miete.“

Kennzahlen
Gegründet 1971
Geschäftsführung Hermann Metzler seit 1985
Gesellschafter Familien Mandl, Markowski, Metzler
Mitarbeiter Gruppe 150
Umsatz 2017 100 Millionen Euro
Beteiligungen ca. 50, u. a. Mag. Kofler Vermögenstreuhand, Immoplus, Am Garnmarkt, Wohn Wert Immobilien, Arlberg Resort Biberkopf
Privat
Geboren 17. Juni 1952
Ausbildung Pflichtschule in Götzis, kfm. und techn. Lehre Baufirma Dünser, dreijährige Gewerkschaftsabendschule, Konzessionsprüfung Immobilienmakler/Bauträger
Laufbahn 1979 Eintritt Zima Wohnbau, 1985 Geschäftsführung der Zima und der ZM3 sowie diverser Tochterunternehmen, Gründung weiterer Unternehmen, zahlreiche Funktionen, u. a. Arbeiterkammerrat, Spartenobmann in der WKV, Wirtschaftskammer-Vizepräsident, Gemeindevertreter Götzis
Familie verheiratet, vier Kinder,
sechs Enkel
Hermann Metzler, der Anfang der 2000er-Jahre erklärte, er wolle beruflich leisertreten, was – sieht man die Anzahl seiner Mandate in der Wirtschaft – definitiv nicht eintrat, hat auch noch Zeit für seine Familie. Er geht gerne Golfen und füllt die freie Zeit mit ganz viel ehrenamtlicher Tätigkeit aus: als Gemeindevertreter in seinem Heimatort Götzis, zuerst in der AK, später in der Wirtschaftskammer, in der Bruderschaft St. Anna und beim Burgenverein Neu-Montfort.