Vorarlberg distanziert sich von zwei Ehrenzeichen

Auch wenn eine faktische Aberkennung rechtlich nicht möglich ist, sind zwei der Ehrenzeichenträger nun symbolisch aberkannt.
Bregenz Der Vorarlberger Landesehrenzeichenrat hat sich bei seiner jüngsten Sitzung kritisch mit zwei früheren Ehrungen auseinandergesetzt und Konsequenzen gezogen. Die Auszeichnungen an die Schriftstellerin Natalie Beer und den Gründer der SOS-Kinderdörfer, Hermann Gmeiner, werden nicht länger mitgetragen. Die Landesregierung unterstützt diese Entscheidung ausdrücklich.
Natalie Beer
Beer, die 1975 das Silberne Ehrenzeichen des Landes erhalten hatte, war während der NS-Zeit als Gau-Abteilungsleiterin für „Presse-Propaganda der NS-Frauenschaft“ in Tirol-Vorarlberg tätig. Bereits 1940 war sie der NSDAP und der Reichsschrifttumskammer beigetreten. Der Ehrenzeichenrat stellte fest, dass sich Beer der Auszeichnung als nicht würdig erwiesen habe.
Hermann Gmeiner
Auch im Fall von Hermann Gmeiner, dem 1974 das Goldene Ehrenzeichen des Landes verliehen worden war, erfolgt eine deutliche Distanzierung. Gmeiner gründete 1949 die SOS-Kinderdörfer, 1966 wurde in Dornbirn das erste Kinderdorf Vorarlbergs eröffnet. In den vergangenen Jahren sind im Zuge eines unabhängigen Opferschutzverfahrens mehrere Meldungen eingegangen, die sich auf die frühe Zeit des SOS-Kinderdorfs und mögliche Übergriffe beziehen. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit die Vorwürfe. Der Landesehrenzeichenrat verurteilt jede Form von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und erklärte, man distanziere sich „in einem ersten Schritt“ von der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens an Gmeiner – eine endgültige Bewertung solle der juristischen Aufarbeitung folgen.
Symbolische Aberkennung
Der Landesehrenzeichenrat ist ein beratendes Gremium, das sich mit der Verleihung und Aberkennung staatlicher Auszeichnungen befasst. Den Vorsitz führt Landeshauptmann Markus Wallner. Die Distanzierung wird durch die Entscheidung des Rats und des Landes aktenkundig, das Gesetz sieht jedoch bislang keine postume Aberkennung vor. “Wenn der Landesehrenzeichenrat und die Landesregierung sich distanzieren, dann ist das recht eindeutig”, sieht Wallner durch diese Distanzierung zumindest eine symbolische Aberkennung der beiden Ehrenzeichen.