„Ein schwerer strategischer Fehler“

Beim Land beschäftigt sich niemand ernsthaft mit der Digitalisierung, kritisiert WKV-Präsident Hans Peter Metzler.
Feldkirch Jänner 2017: Startschuss zur Erarbeitung einer „Digitalen Agenda Vorarlberg“. Das Ziel: Eine Strategie, mit der die heimische Wirtschaft die Potenziale der Digitalisierung optimal nutzen kann. Mit an Bord: Land, Wirtschaftskammer, Städte, Gemeinden und Sozialpartner. Im Herbst 2017 sollten dann eigentlich erste Ergebnisse präsentiert werden. Aber es hieß bitte warten, weil sich zuvor noch die Arbeiterkammer hineinreklamiert hatte.
Über ein Jahr später ist es nun soweit: Am Dienstag soll die „Digitale Agenda Vorarlberg“ vorgestellt werden. Darauf haben viele gewartet. Auch Wirtschaftskammer-Präsident Hans Peter Metzler. „Endlich“, sagt er. Es werde Zeit, dass man von der Phase der Analyse ins Tun komme. Aber er vermisst auch einiges: „Ein klares Bekenntnis des Landes, dass für die Umsetzung, Betreuung und Koordination der zukünftig anstehenden Herausforderungen auch entsprechende finanzielle und personelle Ressourcen bereitgestellt und eingesetzt werden.“ Bis jetzt beschäftige sich in der Landesverwaltung nämlich niemand ernsthaft mit dem Thema Digitalisierung. Das verwundere. Schließlich habe das Land in der Vergangenheit von A wie Abfall bis Z wie Zukunftsbüro ganze Abteilungen geschaffen. „Durchaus zu Recht. Aber beim wichtigsten Zukunftsthema schlechthin ist bislang de facto nichts geschehen“, kritisiert Metzler.
Er spricht von einem schweren strategischer Fehler, den es dringend zu korrigieren gilt. Es brauche beim Land unbedingt ein „Kompetenzzentrum für Digitalisierung“, das dieses Thema als breite Querschnittmaterie verstehe und mit klaren Aufgaben, Verantwortlichkeiten und entsprechenden Ressourcen und Budgets ausgestattet sei.
5G-Pilotregion Vorarlberg
Für Metzler sollten dort Zukunftsthemen wie digitale Transformation, digitale Qualifizierung und digitale Infrastruktur angesiedelt sein. „Dieses Kompetenzzentrum soll dann auch für den raschen flächendeckenden Ausbau der Breitbandabdeckung, insbesondere des Glasfasernetzwerks, zuständig sein. Ziel muss auch die Umsetzung einer 5G-Pilotregion Vorarlberg sein.“ Zwar setze das Land immer wieder Mittel ein, um den Breitbandausbau voranzutreiben, der WKV-Präsident vermisst aber eine klare, zukunftsorientierte Strategie, die Vorarlberg zum österreichischen Vorreiter macht. So wie man es bereits in vielen anderen Bereichen sei. „Hier braucht es ein aktives Kümmern auf politischer und operativer Ebene.“ Denn eines ist für Metzler klar: Die Digitalisierung schreitet eilig voran. Diesem Tempo gilt es sich anzupassen. VN-reh