Weniger oder mehr arbeiten?
Ist die Vier-Tage-Woche bei gleichem Gehalt in Österreich eine Option?
Flexibel Die neuseeländische Fondsgesellschaft Perpetual Guardian hat eine achtwöchige Testphase gestartet. Alle 240 Mitarbeiter arbeiteten bei gleichbleibendem Lohn nur vier statt fünf Tage die Woche. Begleitet wurde das Experiment von der Auckland-Universität. Das Ergebnis: Vor dem Test waren rund 54 Prozent der Mitarbeiter mit dem Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben zufrieden. Während und nach der Testphase stieg die Zahl auf 78 Prozent an. Überraschend war, dass die reduzierte Stundenzahl keinen Einfluss auf die wöchentliche Leistung hatte. Im Gegenteil: Sie arbeiteten effizienter und erledigten ihre Aufgaben in kürzerer Zeit.
41,4 Wochenarbeitsstunden
In Österreich liegen die geleisteten Wochenstunden laut Eurostat im EU-Spitzenfeld. Mit durchschnittlich 41,4 Arbeitsstunden pro Woche belegt die Alpenrepublik Platz drei hinter den Briten mit 42,3 Stunden und den Zyprioten mit 41,7 Stunden. Am wenigsten arbeiten die Dänen mit 33 Stunden.
249,6 Millionen Überstunden
Das neue Arbeitszeitmodell ermöglicht nun auch in Österreich mehr Flexibilität für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Das Gleitzeitmodell war und ist wohl das bekannteste und auch beliebteste Modell. Die neuen Rahmenbedingungen lassen nun eine maximal mögliche Arbeitszeit von zwölf Stunden pro Tag zu, auch bei Gleitzeit. In der Woche wären also maximal 60 Stunden erlaubt. Der deutsche Ökonom und Leiter des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), Hilmar Schneider, geht sogar noch weiter: „Wollen wir unseren Lebensstandard halten, brauchen wir rein rechnerisch künftig tatsächlich eine höhere Pro-Kopf-Arbeitszeit.“ In Zahlen heißt das, wir müssen 2050 bis zu 1700 Stunden pro Jahr arbeiten – heute sind es 1400 Stunden. Das klinge nach viel, aber Japaner und Amerikaner würden das heute schon machen, so Schneider.
Tatsächlich gibt es in den meisten Betrieben jetzt schon eine sehr enge Taktung und die einzelnen Arbeitsschritte sind optimal abgestimmt. Nicht zuletzt deshalb wurden in Österreich im letzten Jahr 249,6 Millionen Überstunden geleistet.
Regelmäßig mehr arbeiten
Etwa 20 Prozent aller österreichischen Arbeitnehmer leisten diese sogar regelmäßig, im Schnitt 7,2 Stunden pro Woche. Männer sind viel häufiger vollzeitbeschäftigt als Frauen und absolvieren aus diesem Grund auch rund 70 Prozent aller Überstunden.
