Wo Unternehmergeist nun Einzug hält

In Zeiten von Digitalisierung den Menschen im Auge behalten: Bildungshaus Arbogast lädt zum Dialog mit der Wirtschaft.
Götzis Als dritten Ort sieht Geschäftsführer Daniel Mutschlechner das Bildungshaus St. Arbogast. Also als Ort der Gemeinschaft neben Familie und Beruf.
27.000 Menschen nutzen jährlich das Angebot. Im Fokus stehen dabei Themen, die die Welt besser machen. Das eigene Programm umfasst gesellschaftliche, politische wie spirituelle Bereiche bzw. Angebote für Jugendliche. Zudem dient Arbogast als Ort für Seminaranbieter oder Firmen. „Es ist ein inspirierter Kraftort“, sagt Mutschlechner über seine Wirkungsstätte.
Der 41-Jährige war zuvor Geschäftsführer der Messe Dornbirn. Arbogast schätzte er immer als interessierter Beobachter. Den beruflichen Schritt vor zweieinhalb Jahren dorthin hat er nie bereut. „Wir haben einen kirchlichen Träger und dennoch ein sehr weltoffenes Programm. Es ist ein Ort, an dem man gestalten kann“, sagt er im VN-Gespräch.
Der Ansatz, Themen aufzugreifen, die die Welt besser machen, führt das Bildungshaus nun auf neue Wege. Konkret hält Unternehmergeist Einzug. Im Herbst starten die Arbogaster Wirtschaftsgespräche, an denen Unternehmer mit Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Medien und Theologie ins Gespräch kommen. „Unternehmer, die mit Geist und Verantwortungsbewusstsein die Entwicklung der Gesellschaft positiv beeinflussen“, so Mutschlechner. Es soll ein Dialog sein, durchaus mit der Fähigkeit zu Kritik an Fehlentwicklungen. Dazu gesellen sich Musik und Kostproben aus der Arbogast-Küche. Am 19. September sind Michaela Adami-Schrott (CEO der Spedition TISA), Wirtschaftswissenschafter Stephan Schulmeister, Bischof Benno Elbs und Udo Filzmaier (S.I.E) am Podium. Am 14. November dann Alois Flatz (Mitbegründer des Dow Jones Sustainability Index) sowie Berater und Jesuitenpater Christian Marte.
Marte wird auch Teil einer neuen Seminarreihe für Führungskräfte sein. Dort vermittelt er, was Unternehmer aus der langen Tradition des Jesuitenordens lernen können. Ebenfalls wird Ex-Politiker Matthias Strolz im Dezember ein Seminar zum Thema Veränderung leiten. Zudem bietet Arbogast ab Herbst ein „Büro auf Zeit“ an. Einen temporären Arbeitsplatz für einzelne Tage oder eine Arbeitswoche.
Der neue Akzent auf Unternehmer hat für Mutschlechner eine besondere Bedeutung. „In Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung sollte man das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren: Den Menschen und seine Entwicklung.“ Arbogast will dabei ein analoger Ort sein, an dem Menschen zusammenkommen und wo man in einer sich immer schneller drehenden Zeit Bodenkontakt findet.
Gegen Pauschalurteile
Mit dem Unternehmergeist will Mutschlechner auch einer pauschalen Wirtschaftskritik entgegentreten. „Von der Wirtschaft geht eine große gestalterische Kraft aus für eine gute Zukunft unserer Gesellschaft.“ Es gebe verantwortungsvolle, vorbildliche Unternehmer mit einem starken Werte-Fundament. Kritisch sieht er es, wenn völlige Liberalisierung oder Einschränkung unternehmerischer Entwicklung Oberhand gewinnen. „Natur und Wirtschaft ist kein Kampfgebiet. Es lohnt sich zu diskutieren, um einen gemeinsamen Nenner zu finden.“
Arbogast steht dabei jedem offen. Auch wenn der Ort natürlich christlich geprägt sei, zähle nur eines: „Der Mensch und sein Potenzial.“
„Von der Wirtschaft geht eine gestalterische Kraft für eine gute Zukunft der Gesellschaft aus.“
