Corona fordert Vorarlberger Lebensmittelhersteller

Sorgen wegen Überproduktion auf der einen und Vollproduktion auf der anderen Seite.
Schwarzach In der vergangenen Woche wurden die Lebensmittelgeschäfte gestürmt. Kurzfristig waren auch in den Supermärkten in Vorarlberg ganze Regalmeter leer. Inzwischen hat sich die Lage wieder beruhigt, doch die Präferenzen der Konsumenten haben sich offensichtlich geändert. An der Kassa liegen deutlich mehr Haltbar-Produkte wie noch vor zwei Wochen.
Das spüren auch die Vorarlberger Lebensmittelerzeuger. Die einen haben mit Absatzproblemen zu kämpfen, andere laufen auf Hochbetrieb, um die Nachfrage zu befriedigen. Nicht außer Acht gelassen werden darf dabei die Gastronomie und Hotellerie, die als Kundschaft völlig weggebrochen ist.
Weniger Frischmilch
Bei Vorarlberg Milch muss deshalb jetzt die Produktion gedrosselt werden. Der Ausfall der Gastronomie ist nur ein Grund. „Der Export nach Italien ist praktisch auf Null gefallen, der Export nach Deutschland wird zunehmend schwieriger“, erklärt V-Milch-Geschäftsführer Raimund Wachter. Die Folge: Der Umsatz bei Vorarlberg Milch ist um 40 Prozent gefallen.Gleichzeitig ist jetzt, zu Frühlingsbeginn, die Produktion der heimischen Milchkühe besonders hoch. Deshalb habe man die Bauern gebeten, die Milchproduktion zu drosseln. Wachter plädiert an die Konsumenten, auf regionale Produkte zu setzen. Die Panikkäufe hätten auf haltbare Ware gesetzt, davon hätten die regionalen Wertschöpfungsketten kaum profitiert.
Auch viele kleine Bauern stecken derzeit in der Klemme. Wer sich bislang auf den Direktvertrieb zur Gastronomie oder auf den Verkauf via Markt verlassen hat, muss jetzt neue Vertriebskanäle finden, weiß Marcel Strauß, GF bei Ländle Marketing: „Es ist wichtig, dass die Menschen verstehen, dass der Griff zu regionalen Produkten die Versorgungssicherheit von morgen bedeutet.”
Anders ist die Situation bei Meisterbäcker Ölz. Dort herrscht derzeit Hochbetrieb, die Öfen laufen im wahrsten Sinne des Wortes heiß, wie Geschäftsführer Bernhard Ölz berichtet. Besonders im Brotsegment steigt die Nachfrage, „wahrscheinlich auch aus hygienischen Gründen“, betont Ölz im Gespräch mit den VN. „Die Auftragslage ist überdurchschnittlich hoch“, so Ölz, der auf das große Engagement seiner Mitarbeiter hinweist, die trotz der schwierigen Lage Überdurchschnittliches leisten.
Mehr Handel, keine Gastronomie
Beim Bier ist die Situation zwiegespalten. „Unser Fasslager ist bis zur Decke gefüllt“, verweist Mohrenbräu-Chef Heinz Huber auf den Totalausfall in der Gastronomie, doch könne man Fässer länger lagern, hofft er auf die Zeit nach den harten Corona-Maßnahmen. Gestiegen ist dafür der Absatz in den Supermärkten. Doch auch Bier in Flaschen habe man in ausreichenden Mengen. Die Produktion wurde reduziert, doch der Betrieb sowie die nötige Infrastruktur und Logistik laufen.
Hochbetrieb auch beim Käsehersteller Rupp. Während der Foodservice für die Gastronomie total ausgefallen ist, produziert die Mannschaft, der sein ganzer Dank gebühre, so Firmenchef Josef Rupp, mit voller Kraft, um die Versorgung zu sichern. Das gilt auch für die beiden Fruchtsafthersteller Pfanner und Rauch, die derzeit mehr produzieren als üblich, um die Regale in ganz Europa zu füllen, wie sowohl Pfanner-Chef Peter Pfanner wie auch Rauch-GF Daniel Wüstner berichten.