Lebensmittelhandwerk: Volle Regale für zu wenig Abnehmer

Produktion läuft auf Hochtouren, doch Bäcker, Konditoren und Fleischer hoffen auf mehr regionale Kundschaft.
Wolfurt, Hohenems In den Backstuben und in den Metzgereien herrscht auch jetzt reger Betrieb. Die handwerklichen Nahversorger gelten als systemrelevant. Sie liefern Tag für Tag frisches handwerklich hergestelltes Brot, Kuchen und Torten, Würste und Fleischwaren. Die Vorarlberger Bäcker mit 150 Standorten, die Konditoren mit 54 Standorten und Fleischer an rund 70 Standorten halten aber nicht nur ihre Produktion, sondern auch ihre Geschäfte für die Konsumenten offen, was nicht alle Konsumenten wissen, denn die Kundenfrequenz ist stark zurückgegangen, „weil viele Leute nur an einem Ort einkaufen und das ist derzeit oft das nächste Lebensmittelgeschäft“.
Die Waren der Lebensmittelproduzenten sind aber auch in zahlreichen Lebensmittelgeschäften erhältlich. Innungsmeister Wolfgang Fitz ruft die Kunden auf, auch im Lebensmittelhandel Vorarlberger Produkte, z. B. Brot der Vorarlberger Bäcker, zu verlangen. Unterstützung erhält das Anliegen auch von WKV-Präsident Hans Peter Metzler: „Sie sind in den Städten, aber auch in den Talschaften unverzichtbare Nahversorger und Garanten, dass sich die Menschen mit den Nahrungsmitteln des täglichen Bedarfs eindecken können.“
Sowohl die Bäcker als auch die Metzger stehen – je nach Betrieb – vor großen Absatzproblemen. Viele haben nämlich die Gastronomie und Hotellerie beliefert, das Geschäft fällt derzeit zu 100 Prozent aus, gibt der Wolfurter Bäcker zu bedenken. Er wisse von Betrieben, wo zu normalen Zeiten bis zu 18 Leute ausgelastet sind. „Jetzt sind es nur noch drei.” Insgesamt beschäftigen die drei Berufsgruppen rund 2020 Mitarbeiter.
Kein Jausengeschäft
Sein eigener Betrieb habe mit eigenen Filialen und der Belieferung des Handels eine relativ gute Auslastung, doch viele Bäcker seien in ihren Filialen zu einem guten Teil vom Jausengeschäft abhängig. Da sehe es dunkel aus, weil die Schüler und viele Berufstätige als Kundschaft fehlen. Verschärfend komme hinzu, dass viele der Bäckereien und Geschäfte auch sogenannte Verabreichungsplätze haben, also einen Bereich, in dem bisher Gäste Brötchen und Kuchen verspeisen konnten, die nicht geöffnet werden dürfen. Auch den Fleischern fehle es natürlich an Jausenkunden, berichtet der Branchensprecher über die Situation im regionalen Lebensmittelgewerbe.
Besonders ist die Situation für die Konditoren. Für sie naht einer der Jahreshöhepunkte. Ostern ist für sie Hochsaison, die handgefertigten Hasen warten bereits im Lager auf Abholung. Doch derzeit haben viele Kunden mit anderen Problemen zu kämpfen, das ist auch Gunther Fenkart vom Hohenemser Schlosskaffee klar. Dennoch, so ein Osterhase ist in der Lage, die Stimmung am Ostersonntag aufzuhellen. Bei entsprechender Menge werden die Schokohasen und -eier zugestellt, für den Versand seien sie allerdings nicht geeignet. Das funktioniert mit den Fenkart-Schokoladen sehr gut, die online bestellt werden können, was nicht nur Kundschaften aus ganz Österreich und aus anderen Ländern tun, sondern auch viele Vorarlberger.
Strenge Vorgaben
Letzte Woche ist bei vielen Konditoren der Umsatz massiv eingebrochen, inzwischen kommen wieder mehr Kunden in die Geschäfte. Doch nach wie vor zu wenig. „Ich wäre schon froh, wenn die bisherigen Kunden kommen“, sagt Fenkart. In den Geschäften aller Konditoren, Metzger und Bäcker werden die Maßnahmen der Regierung lückenlos umgesetzt, das gilt auch bei der Frequenz, damit es zu keinem Thekenstau kommt.