Corona: Tankstellenpächter im Kampf um ihre Existenz

Umsatzminus bis zu 95 Prozent. Forderung Waschanlagen zu öffnen.
Schwarzach Petra Girardi betreibt die Eni-Tankstelle im Dornbirner Schwefel an der Bundesstraße, einer der üblicherweise meist befahrenen Straßen in Vorarlberg. Damit ist jetzt nichts mehr, am Abend schleichen nur wenige Autos vorbei. Benzin oder Diesel brauchen die wenigsten. Was sie öfter sieht, sind Polizeiautos. „Die Polizei kontrolliert regelmäßig, ob es auch keine Menschengruppen an den Zapfsäulen gibt.“ Denn an der Autowaschanlage ist sowieso niemand, die sind geschlossen.
Keine Kunden in Shops
„Für viele Pächter geht es um die schiere Existenz“, berichtet die Sprecherin der Tankstellen über ihre Telefonate mit anderen Tankstellenpächtern, die zwar offen halten müssen, um die Treibstoffversorgung zu sichern, aber neben dem Umsatzverlust an der Tanksäule auch keine Kunden mehr im Shop oder in der Waschanlage haben. Sie hat wie ihre Kollegen Verständnis für die Maßnahmen der Regierung, was sie aber nicht einsehen, ist das Waschverbot. Denn in anderen Ländern gehört die Autowäsche zur Virusbekämpfung. Herbert Oberscheider, Geschäftsführer von Carwash-Anlagen, die zu den größten in Österreich gehören, fordert ein Umdenken, denn wer sein Auto wasche, vernichte die Viren und habe keinen wie auch immer gearteten Kontakt mit den Mitarbeitern. „Das geht schon bisher kontaktlos.“ Wenn es denn um Ansammlungen von Menschen gehe, das sei in den Griff zu bekommen, zumal auch bei ihm die Polizei regelmäßig patrouilliert. Treibstoff verkauft er an seine Lustenauer Kunden, die Schweizer Kundschaft fällt aus. Rund 85 Prozent macht bei ihm das Minus an der Tankstelle aus. Die Maßnahmen der Regierung trage er mit, „die sind alles in allem sehr gut“ – bis auf das Waschverbot. Da wünscht er sich zeitnah eine Lösung wie seine Branchenkollegin Girardi, die berichtet, dass man in Wien das Thema auch in die Regierung getragen habe und weiter insistieren werde.
„Spätestens wenn Drive-Ins wieder aufmachen, erwarten wir auch eine Lösung für Tankstellen.“
Petra Girardi, Sprecherin Tankstellen und Garagen
Ein Tankstellenbetreiber nahe der deutschen Grenze, der nicht namentlich genannt werden will, hat mit einem Umsatzrückgang von 95 Prozent zu kämpfen, sind doch in coronalosen Zeiten auch fast 90 Prozent der Tankkunden aus dem Nachbarland. Er will, dass die Öffnung des kleinen Grenzverkehrs bei den handelnden Politikern zumindest in Erwägung gezogen wird, dass man eine Perspektive erhalte, wie man sich das vorstellt. Gerade im Leiblachtal sei außerdem der Lindauer Handel näher als jener in Bregenz. „Da regt sich schon Unmut gegen manche Maßnahmen.“
Viele Mitarbeiter in Kurzarbeit
Die Mitarbeiter sind, so es möglich ist, bei vielen Tankstellen bereits in Kurzarbeit. Doch alleine könne man eine solche Tankstelle nicht betreiben, stellt Girardi fest. Die Tankstellenbranche ist schon vor Corona sehr schwierig gewesen, mit Benzin und Diesel alleine sei kein Einkommen zu erzielen, mit dem man wirtschaftlich überleben kann. Wenn nun der Shop ausfällt und die Waschanlagen, gehe es wirklich ums nackte Überleben, so Girardi, die hofft, dass die verantwortlichen Politiker bei allen Maßnahmen, die sie setzen, auch das bedenken. Sie gibt außerdem zu bedenken, dass die vielen Förderungen und Hilfen und Krediterleichterungen zwar schön sind, aber nach dem Ende der Maßnahmen meist auch wieder zurückgezahlt werden müssen. Das geht sich für einige der Kollegen dann nicht mehr aus. Derzeit gibt es rund 80 Tankstellen im Land, die alle offenhalten. Der Verkehr ist aber, so amtliche Meldungen, um über 50 Prozent zurückgegangen.
Heizölverkauf läuft sehr gut
Höchst Kurz bevor Kanzler Sebastian Kurz die strengen Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung verkündete, krachte der Ölpreis aufgrund eines Konflikts zwischen Saudi-Arabien und Russland in den Keller. Beste Voraussetzungen also für die nach wie vor vielen Hausbesitzer, die mit Öl heizen, den Tank so günstig wie seit Jahren nicht zu füllen. Das geht auch jetzt, denn der Heizölhandel ist von Restriktionen nicht betroffen und darf handeln und liefern, erklärt Peter Aberer von ESW Reiner Logistik und Sprecher des Vorarlberger Energiehandels. Es gelte der Preis des Bestelltages, zugestellt wird das Heizöl laufend, zu zahlen ist es, wenn es im Tank ist. Auch er sei als Pächter einer Tankstelle in Dornbirn bei der Messeparkkreuzung von den Maßnahmen betroffen. Doch der Heizölhandel halte den Betrieb am Laufen, auch bei den anderen Vorarlberger Heizölhändlern.