Grüne Konzepte statt Leerstände

Beim „Bauen der Zukunft“ ist Natur- und Klimaschutz wichtigstes Thema.
DORNBIRN „Mag sein, dass in der öffentlichen Wahrnehmung gerade andere Themen wichtiger sind und die Medien dominieren. Architektur als Disziplin bzw. konkrete Bauprojekte haben einen viel längeren Fokus.
Das Thema Klimaschutz ist hier eines der wichtigsten. Es gibt im Moment unterschiedliche Konzepte die von Energieeffizienz, Ressourcenschonung bis hin zu Strategien einer Circular Economy reichen, also einen Wiedereinsatz von Mitteln propagieren bzw. die Wiederverwendung bereits eingesetzter Ressourcen“, führt die Direktorin des Vorarlberger Architektur Instituts, Verena Konrad, im Hinblick auf zukunftsweisende grüne Wohnkonzepte, eine Architektur, die Naturkreisläufe ganz selbstverständlich bereits in der Planung vorsieht, aus. „Teilweise konkurrieren diese Ansätze miteinander, weil sie produktseitig am Markt nebeneinander bestehen müssen.“
Keine neuen Leerstände!
„Das Thema braucht viel größere Selbstverständlichkeit bei Auftraggebern und in der Planung. Es geht ums Erkennen, dass ökologische Investments auch dann wichtig sind, wenn damit keine Einsparungen verbunden sind“, betont Verena Konrad.
„Der mehrgeschoßige, qualitätsvolle Wohnbau ist nicht nur ökologisch, sondern ökosozial wichtig, ebenso das Zusammenleben im Quartier, das Vermeiden unnötiger Mobilität, bis hin zu Fassaden- und Dachbegrünungen, dort, wo sie machbar und sinnvoll sind. Wichtig ist dabei auch der Respekt vor der Pflanzenwelt selbst. Pflanzen sind Lebewesen und nicht einfach Baustoffe. Bei der Bodenversiegelung braucht es dringend eine Trendumkehr. Bereits versiegelte Flächen sollten verstärkt nachgenutzt werden. Unbedingt zu vermeiden ist neuer Leerstand.“
Investition in Lebensraum
„Es gibt viele Player, von der Architektur und Planung bis in die Bauwirtschaft sowie Politik und Verwaltung, die sich in Sachen Holzbau, grüne Anlagen, ,Green Rheintal- und Walgau-City’ und damit klimaneutrales Bauen engagieren, und es gibt Förderanreize, um diese Entwicklungen voranzutreiben. In den letzten Jahren gab’s einen hohen Reflexion- und Differenzierungsgrad bei den Akteuren“, stellt Verena Konrad fest. „Das ist ein guter Boden für die Entscheidungen, die jetzt anstehen. Ökologische Interessen zu vertreten bedeutet, in Lebensqualität zu investieren und Lebensraum zu erhalten. Wir sind gut beraten, dieses Ziel als übergeordnetes Ziel zu formulieren und nicht in Konkurrenz etwa zu wirtschaftlichen Entwicklungen. Wir wollen alle gesunden Lebensraum auch für die nachfolgenden Generationen!“
Positive Wirkung von Bauten
Bauen nicht um Kapital zu erzeugen, sondern Bauten müssen positive Wirkung auf Mensch, Gesellschaft und Umwelt haben, lautet die Basisforderung von Verena Konrad. „Heißt: weniger zu bauen und nur Bauten zu errichten, die wirklich gebraucht werden, also einer echten Funktion wie z. B. dem Wohnen oder Arbeiten oder einem öffentlichen Anliegen folgen bzw. keinen neuen Leerstand produzieren. Die kulturelle und positiv emotionale Wirkung dieser Bauten wird darüber entscheiden, wie lange sie genutzt werden. Eine lange und flexible Nutzungsmöglichkeit ist der wichtigste Aspekt für Nachhaltigkeit.“ VD