Unsicherheit

Markt / 13.07.2020 • 22:20 Uhr
Unsicherheit

Industrie kämpft sich zurück. Wie es wird, bleibt offen. Aber es gibt Hoffnungsschimmer.

Lustenau Niemand weiß derzeit genau, wie es weitergeht, wie sich die globalen Märkte entwickeln oder wohin sich die Infektionszahlen nach dem Sommer bewegen. Aber genau davon wird es abhängen, wie schnell die heimische Industrie aus der Coronakrise herausfindet, betonen Präsident Martin Ohneberg und Geschäftsführer Mathias Burtscher von der Industriellenvereinigung sowie Michael Amann von der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer.

Derzeit scheint die Lage schwierig. Die Betriebe kämpfen mit den Folgen der Krise, wenn auch recht unterschiedlich. So traf es die Nahrungs- und Genussmittel- sowie die Elektroindustrie im Vergleich zu den Textilern oder Maschinen- und Metallindustrie erst zeitverzögert. Aber in allen Branchen herrscht Unsicherheit. Das sieht man am Geschäftsklimaindex. Das ist quasi der Stimmungsbarometer der heimischen Industrie und zeigt den Mittelwert zwischen der Einschätzung zur aktuellen Geschäftslage und jener in sechs Monaten. 44 Vorarlberger Unternehmen mit 26.000 Beschäftigten wurden dazu befragt.

Auf den Absturz im ersten Quartal, folgte im zweiten Quartal nun eine weitere, leichte Absenkung. Die aktuelle Geschäftslage beurteilen nur neun Prozent der Betriebe als gut 43 Prozent hingegen als schlecht. Auftrags- und Ertragslage leiden also weiterhin.

Talsohle durchschritten

Allerdings, und das scheint die gute Nachricht zu sein, ist die Erwartung für das kommende halbe Jahr positiver. „Das gibt Hoffnung. Die Talsohle scheint nun durchschritten. Die Frage ist nun, ob es eine V- oder L-förmige Erholung wird“, sagt Martin Ohneberg. Ebenfalls positiv: Vier von fünf Betrieben wollen ihren Beschäftigtenstand halten.

Was die Industrie in der derzeitigen Situation brauche, sei Sicherheit. „Denn niemand investiert auf Basis des Vorjahresszenarios“, so der IV-Präsident. Die Hilfsmaßnahmen seitens der Bundesregierung bezeichnet er als gut. Im Vergleich zur Schweiz sei man hierzulande aber deutlich langsamer in die Umsetzung gekommen. „Es braucht mehr Vertrauen in die Unternehmen. Stattdessen wird alles doppelt abgesichert.“ Wichtig sei jedenfalls, dass Maßnahmen wie Kurzarbeit und Steuerstundungen verlängert werden. Auch die Investitionsprämien würden eine längere Phase benötigen, ist Ohneberg überzeugt. Zudem müsse die Körperschaftssteuer auf nicht entnommene Gewinne gesenkt und Bonitätsratings ausgesetzt werden. Ansonsten werde die Gesundheits- und Liquiditätskrise am Ende zur Eigenkapitalkrise.

Gegen neue Steuern

Eine Absage erteilt Ohneberg indes  „Sozialromantikern“, wie er es nennt. Jenen, die Vermögenssteuern oder eine Arbeitszeitverkürzung fordern. „Eine weitere Belastung der Wirtschaft wäre fatal. Das würde unsere Wettbewerbsfähigkeit, die wir dringend brauchen, einschränken und den Konsum schwächen.“ Vielmehr müsse die Politik Kindern einen Betreuungsplatz garantieren, die Genehmigungsverfahren so rasch wie möglich abschließen und die Verwaltung verschlanken. VN-reh

„Sozialromantikern, die für Steuern oder Arbeitszeitverkürzung sind, erteile ich eine Absage.“