Deshalb ist der Bodensee ein starker Wirtschaftsraum

Im Performancevergleich von zehn österreichischen Seen liegt der Bodensee im Spitzenfeld.
Wien, Schwarzach Österreichische Seen als Wirtschaftsfaktor war das Thema, das das renommierte Strategieunternehmen Höffinger Solutions untersucht hat und dabei auf 23 sogenannte Sekundärquellen, also Untersuchungen von der Statistik Austria über Studien der Länder und von Unternehmen, zurückgegriffen, um das Standortmanagement, das Immobilienmanagement, den Tourismus, den Umweltschutz und die Infrastruktur von zehn Seen zu vergleichen. In Vorarlberg wurden dafür die Gemeinden Bregenz, Dornbirn, Lustenau, Wolfurt, Lauterach, Hard, Höchst, Lochau und Hörbranz herangezogen.
In diesen Gemeinden arbeiten in Vorarlberg 76.316 Erwerbstätige, der Anstieg zwischen 2010 und 2017 betrug 7983 Personen oder 11,7 Prozent. Österreichweit betrug der Anstieg in diesem Zeitraum 7,5 Prozent. Damit sind die Vorarlberger Gemeinden rund um den See jene mit den meisten Arbeitsplätzen, das stärkste Wachstum mit einem Plus von 13,2 Prozent hat aber die Region Mondsee zu verzeichnen.
Produktion vor Tourismus
Die produzierende Wirtschaft ist an allen österreichischen Seen wichtiger als der Tourismus. Den höchsten Produktionsanteil hat der Attersee mit 28 Prozent, dann folgt der Vorarlberger Teil des Bodensees mit einem Anteil von 24,8 Prozent. An beiden Seen trägt die Tourismuswirtschaft 4,7 Prozent zur Wertschöpfung bei. Den niedrigsten Produktionsanteil hat der Wörthersee mit neun Prozent. Die höchste Tourismusquote gibt es am Wolfgangsee mit 12,5 Prozent.
„Seen sind Hotspots für Kreative und Unternehmer. Der Bodensee ist sehr gut vernetzt.“
Stefan Höffinger, Studienautor
Dass Fuschl am See die höchsten Kommunalsteuereinnahmen mit 1784 Euro pro Kopf zu verzeichnen hat, ist einem einzigen Unternehmen zu verdanken: Red Bull, das dort seine Zentrale hat. Doch schon auf Platz drei und vier folgen die Vorarlberger Gemeinden Wolfurt (938 Euro) und Höchst (826 Euro). Der österreichische Durchschnitt liegt weit darunter, nämlich bei 278 Euro pro Kopf. Ein Vorteil für die Bevölkerung unterscheidet den Bodensee von allen anderen Seen – das frei zugängliche Seeufer, überall anders ist ein großer Teil der Ufergrundstücke in privaten Händen. Dennoch spielt an den übrigen neun Seen in dem Vergleich der Tourismus eine ungleich größere Rolle. Dafür spielt der Bodensee in Sachen Spitzengastronomie ganz vorne mit: Mit zehn Haubenlokalen ist er die Nummer zwei hinter dem Wörthersee, wo 15 Haubenlokale situiert sind. Betrachtet man aber die Gault-Millau-Punkte im Verhältnis pro Kopf der Bevölkerung, setzt sich Weissensee an die Spitze und landet der Bodensee auf Platz acht.
Starke Netzwerke
In einem Fazit der Studie werden für den Bodensee in wirtschaftlicher Hinsicht „die funktionierenden Netzwerke im Standort-Management, auch in überregionaler Verbindung wie dem Architektur-Cluster Vorarlberg oder dem Luftfahrt-Technologiecluster Friedrichshafen (wichtige Unternehmen wie Zeppelin, Dornier, MTU, Airbus) genannt. Das gilt auch bei den Arbeitsplätzen, bei welchen noch eine stärkere Vernetzung bzw. Vertiefung „immer noch möglich sei“, so Studienautor Stefan Höffinger
Im Vergleich mit den anderen Seen punktet die Vorarlberger Bodenseeregion mit einer auch international gut vernetzten Bildungslandschaft und einer „grundsätzlich guten Verkehrsinfrastruktur“, kritisiert wird von Höffinger aufgrund der Faktenlage aber die „Stauproblematik durch sub-optimale Schnellverbindungen bzw. nicht bewältigte Nadelöhre“.
Kulturdestination Nummer eins
Im Immobilienmanagement offenbart die Studie Licht und Schatten: Hervorgehoben wird die gute Kombination mit öffentlichem Seezugang sowie die gelungene Integration von Landschaft, Industrie und Dienstleistung. Negativ sind aus Sicht der Studienautoren Höffinger und Lisa Johannsen die hohen Immobilienpreise sowie die Tatsache, dass ambitionierte Projekte – genannt wird die Seestadt – doch nicht gebaut werden.
Der Bodensee punktet als Kulturdestination mit Festivals wie den Festspielen, dem Kunsthaus und auch der etwas weiter entfernten Schubertiade. Hervorgehoben wird in Sachen Tourismus außerdem die sehr gute Gastronomie und Hotellerie.
Seedestinationen
Untersucht wurden von Höffinger Solutions zum dritten Mal die Seedestinationen Attersee, Hallstätter See, Mondsee, Traunsee, Wolfgangsee, Fuschlsee, Millstätter See, Weissensee, Wörthersee und Bodensee, und zwar die Performance im Bereich Wirtschaft sowie Infrastruktur, Bildung und Kulturangebot in einem Umkreis von zehn Kilometern ab dem Seeufer.