Warum sich die Zeitarbeitsbranche nicht an den Pranger stellen lässt

Vorarlberger Arbeitskräfteüberlasser wehren sich gegen Generalverdacht.
Lustenau Das Covidcluster in Frastanz lasse man sich nicht umhängen. Das habe mit der Vorarlberger Zeitarbeitsbranche, ja mit der Branche überhaupt nichts zu tun, stellten am Freitag die Spitzenvertreter der Vorarlberger Arbeitskräfteüberlasser bei einer Pressekonferenz in Lustenau klar. „Das sind Mitarbeiter eines Subunternehmens“, sagt Pius Nachbaur, Fachgruppenobmann der gewerblichen Dienstleister, der die „Branche öffentlich und pauschal unter Generalverdacht“ gestellt sieht, „und das ohne konkreten Hinweis oder durch eine Prüfung“. Konkret richtet sich die Kritik u.a. an Landeshauptmann Markus Wallner, der im VN-Interview sagte: „Durch die Pandemie wird das Brennglas auf Leasing- und Leiharbeit gelegt.“ Von der Politik erwarte man nicht solche Aussagen, sondern Unterstützung. Etwa durch bessere Kontrolle solcher Subunternehmen und auf Baustellen, die man bei den zuständigen Stellen auch schon mehrfach angemahnt habe, so der Berufsgruppensprecher Manfred Kritzer.
„Streng reglementiert“
Das passiere nicht, so die Antwort, weil die zuständigen Kontrollorgane nicht die Kapazität haben. Im Falle der österreichischen Arbeitskräfteüberlasser sei das ganz anders. „Die Branche ist durch das Arbeitskräfteüberlassungsgesetz und einen eigenen Kollektivvertrag streng reglementiert und kontrolliert“, so Kritzer, der seit 19 Jahren in dem Geschäft tätig ist und Mitarbeiter habe, die schon seit 15 Jahren bei seiner Firma tätig seien.
Derzeit beschäftigt die Branche in Vorarlberg rund 1900 Mitarbeiter, etwas weniger als vor dem Coronashutdown; dies deshalb, weil auch Saisonkräfte darunter seien, die über den Winter abgemeldet seien und deshalb nicht wieder angemeldet wurden. Viele seien wie in anderen Firmen auch derzeit in Kurzarbeit. Der größte Teil, nämlich 44 Prozent, sind inländische Arbeitskräfte, „durch den hohen Fachkräftebedarf der vergangenen Jahre sind zu 8,5 Prozent Mitarbeitende aus Deutschland, fünf Prozent aus Ungarn, 4,3 Prozent aus Rumänien und 3,2 Prozent aus Polen im Mitarbeiterstamm der Arbeitskräfteüberlasser“, informiert Susanne Troy. Eingesetzt werden sie zu 41 Prozent in der Industrie.
Zeitarbeit sei ein wichtiger Teil der Gesamtwirtschaft, „denn nur mit den zusätzlichen Fachkräften aus der Zeitarbeit lassen sich Auftragsspitzen kurzfristig und qualifiziert abarbeiten“, erklärt Nachbaur. Harald Ritter verweist Firmen, die ausländische Subunternehmer engagieren, auf die regionale Auftragsvergabe. „Bei Lockangeboten und Billigstpreisen müssen die Alarmglocken schrillen.“
Zeitarbeit in Vorarlberg
1900 Mitarbeitende sind derzeit bei Vorarlberger Arbeitskräfteüberlassern angestellt.
41 Prozent der Zeitarbeitskräfte werden in Industrieunternehmen eingesetzt, 34 Prozent im Gewerbe.
44 Prozent der Mitarbeiter bei Vorarlberger Zeitarbeitsunternehmen sind Österreicher, 8,5 Prozent Deutsche.