Was Jäger Bau in Tirols Untergrund macht

Markt / 24.10.2020 • 09:00 Uhr
Was Jäger Bau in Tirols Untergrund macht
Mit den Vorarbeiten für den Bau in Kühtai wurde bereits begonnen. FA

Jäger Bau-ARGE erhält Zuschlag für Kraftwerksbau. Auftragssumme 425 Millionen Euro.

Schruns In der Bludenzer Innenstadt wird derzeit von der Jäger Bau GmbH die Errichtung des neuen Firmensitzes vorangetrieben. Erst vor Kurzem wurden die Arbeiten beim längsten Eisenbahntunnel Österreichs, dem Koralmtunnel abgeschlossen. Und nun freut man sich im Schrunser Hauptquartier über ein weiteres Auftragshighlight im ansonsten mit positiven Meldungen aus der Wirtschaft nicht gerade gesegneten Coronajahr. Der Untertagbau-Spezialist Jäger Bau wurde gemeinsam mit den Unternehmen Swietelsky und Bodner beauftragt, die Optimierung und Erweiterung des Wasserkraftwerks im Tiroler Ort Kühtai umzusetzen. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf rund 425 Millionen Euro. Die Vertragsunterzeichnung für das Großprojekt erfolgte in den vergangenen Tagen in Innsbruck.

25 Kilometer Stollen

Die Realisierung dieses Vorhabens stellt die Erweiterung der bestehenden Kraftwerksanlage dar. Der Hauptauftrag umfasst den Vortrieb eines 25 Kilometer langen Stollens, den Bau eines neuen Speichersees mit einem 113 m hohen Staudamm sowie die Errichtung eines unterirdischen Pumpspeicherkraftwerks. Durch die Kombination aus dem neuen Stollen und dem neuen Stausee mit einem Fassungsvermögen von ca. 30 Millionen Kubikmetern, kann die Kapazität der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz um 50 Prozent erweitert werden. Das bedeutet ein Plus von jährlich rund 216 Millionen Kilowattstunden Strom.

„Das Projekt ist wieder eine Chance, unsere Kompetenz im Tunnelbau unter Beweis zu stellen.“

Wolfgang Weber, Jäger Bau GmbH

In der geplanten Bauzeit von fünf Jahren werden bis zu 350 Mitarbeiter auf ca. 2000 m Seehöhe beschäftigt. Der Start der Bauarbeiten ist im Frühjahr 2021 geplant. Mit den Vorbereitungen und der Einrichtung der Baustelle wurde bereits jetzt begonnen. Jäger-Projektleiter Wolfgang Weber: „Dieses Projekt stellt aufgrund der außergewöhnlichen bautechnischen Dimensionen in exponierter Höhenlage eine Herausforderung dar.“ Bei einem Bauvorhaben dieser Größe kommt in Österreich erstmalig ein neues „Allianzmodell“ zum Einsatz.

„Best for the Project“

Jäger Bau habe im Jahr 2017 beim Bau des Gemeinschaftskraftwerks Inn und der damit verbundenen Errichtung eines 22 km langen Stollens sehr positive Erfahrung mit dem dort entwickelten Modell gesammelt. Die Allianz, bestehend aus dem Bauherrn und den ausführenden Unternehmen, setzt sich zum Ziel wesentliche Entscheidungen nach dem Grundsatz „Best for the Project“ zu treffen und vertraglich geregelte Risiken gemeinsam zu tragen. Die Konfliktlösung erfolgt mittels mehrstufigem Standardprozess. Die Leistungen werden auf Basis der tatsächlichen Kosten vergütet. Alle Allianzmitglieder partizipieren darüber hinaus über eine Bonus-Malus-Regelung am Erfolg des Bauvorhabens.

„Vor dem Hintergrund der kürzlich abgeschlossenen Arbeiten beim Koralmtunnel stellt dieses Projekt eine neue Chance dar, unsere Kompetenz im Tunnelbau unter Beweis zu stellen“, so Weber.

Auftrag Kühtai Fakten

Beileitung 25 km Stollen im kontinuierlichen Vortrieb, 2 km Stollen im zyklischen Vortrieb

Wasserfassungen Winnebach und Fernaubach

Speicher Kühtai 6,7 Mio. m2 Schüttvolumen Staudamm, Kronenlänge 510 m, Dammhöhe 113 m , 2 km Stollen im zyklischen Vortrieb z. T. mit 80% Gefälle

Kraftwerk / Krafthaus Kühtai 2 80.000 m2 Kavernenausbruch, 4 km Stollen im zyklischen Vortrieb, Betonarbeiten für den Ausbau in der Krafthauskaverne