“Die Weichen für morgen stellen”
Bank-Austria-Vorstand Susanne Wendler über 2020 und Perspektiven für die Wirtschaft 2021.
Bregenz, Wien Corona sorgt in allen Branchen für Ausnahmezustand, das gilt auch für die Banken, die gerade jetzt gefordert sind, ihren Kunden aus der Wirtschaft, aber auch ihren Privatkunden, zur Seite zu stehen. Das stellen Susanne Wendler, Bereichsvorstand der „Unternehmerbank“ in der UniCredit Bank Austria und der Statthalter der Bank in Vorarlberg, Landesdirektor Claus Jeschko, der diese Aufgabe im April 2020, also am ersten Höhepunkt der Lockdowns, übernommen hat, fest.
Starke Bauwirtschaft
Für den Standort Vorarlberg bedeutete das Jahr einen Rückgang der Wirtschaft in Höhe von sechs Prozent, „damit fällt er vermutlich weniger stark aus als in den anderen Tourismusländern Tirol und Salzburg im Westen“, so Wendler. Das lag vor allem daran, dass in Vorarlberg im vergangenen Jahr die Bauwirtschaft sogar ein positives Wachstum verzeichnete und der Anteil des Tourismus am Bruttoregionalprodukt etwas geringer ist.
„Für heuer rechnen wir mit einem Wirtschaftswachstum in Vorarlberg von 2,5 Prozent, das ist im Bereich des erwarteten Wachstums für Gesamtösterreich“, gibt Jeschko einen Ausblick auf das heurige Jahr. In der Industrie sollten der Maschinenbau und die Metallindustrie die Wachstumstreiber sein. Diese beiden Sektoren sind auch hauptverantwortlich dafür, dass die Warenexporte im Vorjahr trotz eines Rückgangs um etwa acht Prozent auf 9,9 Milliarden Euro, nicht stärker einbrachen.
Am härtesten erwischte es die Tourismuswirtschaft: Im Jahr 2020 ging die Zahl der Nächtigungen um über 30 Prozent auf 6,4 Millionen zurück. „Nach dem die Wintersaison heuer de facto ausfällt (-86 Prozent), rechnen wir für 2021 mit einem Nächtigungsrückgang von mehr als einem Viertel auf 4,8 Millionen“, erklärt Wendler, die unter ihren Kunden im Land vergleichsweise wenige Tourismusbetriebe hat. Das Gros der Firmenkunden sind Industrieunternehmen. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote in Vorarlberg, so haben es die Bank-Austria-Ökonomen errechnet, dürfte heuer mit 7,7 Prozent im Bereich des Vorjahres liegen.
Digital gut aufgestellt
Die Mitarbeiter der Bank seien im vergangen Jahr vor Ort bei den Kunden gewesen und haben mit ihnen gemeinsam die Herausforderungen des Coronajahres angenommen, berichtet Wendler. Dies sei auch deshalb gut gelungen, weil die Unicredit Bank Austria schon vor dem Ausbruch der Pandemie gut digital gut aufgestellt gewesen sei. „Wir konnten ohne Unterbrechung aus den Homeoffices arbeiten, das wurde von unseren Kunden sehr gut angenommen.“ Der Aufwand war für die Bank hoch, das zeigt sich auch bei den Mitarbeitern. Drei neue Fachleute wurden im Land eingestellt, 14 sind insgesamt für die Firmenkunden vor Ort in Vorarlberg aktiv. Sie haben Liquiditätspläne erstellt, bei der Stärkung des Eigenkapitals geholfen und bei Anträgen, etwa für die Kurzarbeit, unterstützt. Auch Investitionsmöglichkeiten wurden sondiert. Die Kunden aus der Vorarlberger Wirtschaft sind, so Wendler, robust. Neben der Bauwirtschaft kamen und kommen auch die Branchen Verpackung, IT, Telekom, und die Lebensmittelindustrie gut durch die Krise. Viele der Kunden würden die Chance ergreifen und jetzt die Weichen für morgen stellen, also die Strategie schärfen, stark in die Digitalisierung investieren den Betrieb auf Stand bringen. Alles Themen, bei der ihr Institut die Kunden gut unterstützen könne. Auch die Nachhaltigkeit rücke zunehmend in den Fokus der Unternehmen, mit einer sogenannten Heatmap-Analyse helfe man den Firmen dabei herauszufinden, was sie bereits dafür tun und wo es Handlungsbedarf gebe, „denn vieles, was in diesem Bereich notwendig ist, erfüllen die Firmen schon“. VN-sca