Achterbahnfahrt für Mohrenbräu

Dornbirner Brauerei nach Coronajahr: Logo-Diskussion, treue Kunden und große Pläne.
Dornbirn Am Ende war es eine „rote Null“ beim Bierabsatz und insgesamt ein Minus von sechs Prozent. Damit ist die Dornbirner Mohrenbrauerei zumindest geschäftlich im vergangenen Jahr mit monatelang geschlossener Gastronomie mit einem blauen Auge davongekommen. Das Jahr 2020 war nämlich auch ohne Corona eine Achterbahnfahrt für die Brauerei.
Harter Einschnitt
Zuerst und zuletzt wurden die Brauer von Lockdowns hart getroffen. Ausgerechnet in Ischgl, dem für die Mohrenbrauerei wichtigsten Abnehmer unter den Wintersportorten, richtete das Virus unter Besuchern und beim Image des Ortes einen Kollateralschaden an, der neben der Gastronomie und Hotellerie auch die Lieferanten mit voller Wucht traf – die Wintersaison 2020/21 war dann bekannterweise überhaupt abgesagt. Und das neue Jahr 2021 begann so, wie das Vorjahr geendet hat – keine Bälle, keine Veranstaltungen, keine Gastronomie. „Im Jänner hatten wir ein Minus von 40 Prozent“, berichten die beiden Geschäftsführer Heinz Huber und Thomas Pachole im Gespräch mit den VN. Jetzt hoffen Huber und Pachole auf eine schrittweise weitere Öffnung. Die nächsten drei Quartale sollten wieder für mehr Bier- und Getränkekonsum sorgen.
Als wäre das nicht genug, kam – wie ein Boomerang – auch die immer wieder aufflackernde Diskussion um Name und Logo des Unternehmens – zur Unzeit. Ausgelöst wurde sie von der auch in Österreich geführten „Black lives matter“-Diskussion. Der Dornbirner Grafiker Vincent Hehle war mit einem Vorschlag für ein neues Logo oder Etikett, das er ins Internet hochgeladen hat, Auslöser eines Shitstorms, der Belegschaft und Eigentümer ins Herz getroffen hat. Reagiert hat die Brauerei mit einem Markenprozess, der nach einer großen Marktstudie im Mai mit einer Expertenrunde aus Historikern, Integrationsexperten und Betroffenen in die nächste Runde geht. Aufgrund der Ergebnisse werde man über die weitere Vorgangsweise entscheiden. Bürger- und Nachbarnbeteiligung ist auch der Weg zum Ziel bei der geplanten Erweiterung der Brauerei, die bekanntlich mitten in der Stadt liegt. „Derzeit läuft der Diskussionsprozess, der zu einem Masterplan führt. Danach werden wir einen Architekturwettbewerb ausschreiben“, so Heinz Huber über die weitere Vorgangsweise. Neben der Ästhetik des Baus sei die Infrastruktur und Einrichtung des Betriebes wichtig, „denn er wird die nächsten Jahrzehnte dem Betrieb Platz bieten.“
Treue Kundschaft
Den braucht es auch, denn das Coronajahr zeigte auch die Verbundenheit der Kunden mit „ihrem“ Bier. Im Lebensmittelhandel konnte der Vorarlberger Marktführer noch leicht zulegen. „Das ist bei unserem hohen Marktanteil und einem schrumpfenden Biermarkt sehr schwierig. Die Treue der Kunden hat uns begeistert“, sagt Heinz Huber. Eine weitere Erfolgsgeschichte, die auch in schwierigen Zeiten für Motivation sorgt, ist die im vergangenen Jahr zusammen mit Frastanzer Brauerei lancierte „Limo vo üs“, die bei den Kunden eingeschlagen hat. „Wir haben noch nicht die endgültigen Zahlen, aber das ist ein voller Erfolg“, freut sich Pachole.
Es habe alles gestimmt: das Produkt ist authentisch, die vielen Sorten – viele mit Vorarlberger Zutaten – kommen bei den Kunden an, auch dass wir weniger Zucker verwenden ist ein Gebot der Stunde. Und dass wir Glas verwendet haben, war auch eine Entscheidung, die an der Kasse und am Wirtshaustisch honoriert wird“, erzählt er. Dass neue Voraussetzungen auch zu Änderungen führten, zeigt sich bei einem Bier. Der Mohren-Pfiff war das erste Bier Österreichs in einer PET-Flasche. 2020 gab die Brauerei bekannt, dass damit Schluss ist. Dafür wird es neue Biersorten oder auch limitierte Editionen bei der Limonade, wie die mit Bregenzerwälder Honig gesüsste Birnenlimo, die jetzt in den Handel und in die Gastronomie kommt, geben. VN-sca
„Das größte Gift für Brauerei und Gastronomie wäre nochmals ein Lockdown.“