Material als Mangelware

Engpass durch Corona: Branchensprecher rät zu Entschlossenheit. Regionale Verfügbarkeit.
Schwarzach Die Coronapandemie hat den Markt für Baustoffe ordentlich durcheinandergewirbelt und sorgt zusehends für Probleme. Denn die Preise für bestimmte Rohstoffe und Materialien sind teilweise dramatisch gestiegen. Weil im vergangenen Jahr auf der ganzen Welt die Produktionen heruntergefahren und dementsprechend weniger produziert wurde, kann nun die steigende globale Nachfrage nur schwer bedient werden. Dazu kommt ein Mangel an Containern, der die Frachtkosten rasant steigen lässt.
Nicht nur bei Holz und Baustahl gibt es teilweise exorbitante Zuwächse (die VN berichteten), auch andere Materialien sind derzeit nur sehr schwer zu bekommen. Beispielsweise Dämmstoffe, Glas, Kunststoffe, Folien sowie auch Epoxidharze, die als Bindemittel für Farben und Lacke wichtig sind.
Regionale Verfügbarkeiten
Diese Verknappung führt aktuell somit nicht nur zu Preissteigerungen, sondern auch zu Lieferengpässen. Bauunternehmen, Fensterbauer, Spengler, Tischler – die Liste der davon betroffenen Handwerker ist lang. Zumindest aber scheint es bei der Verfügbarkeit von Baustoffen regionale Ausnahmen zu geben. Bei Flatz in Lauterach beispielsweise, wo neben Verpackungen auch Wärmedämmungen produziert werden. „Die Verfügbarkeit der Produkte für Bestandskunden ist trotz hohem Auftragsbestand nach wie vor gegeben“, sagt Geschäftsführer Stefan Flatz. Die Rohstoffsituation ist für das Unternehmen allerdings keine einfache. „Die Rohstoffe für unsere flapor Dämmstoffe haben sich seit letztem Herbst um 80 Prozent verteuert.“ Allerdings entspreche die Preisweitergabe in den Markt nur einem Teil dieser dramatischen Erhöhung. Wie es weitergeht? Flatz ist davon überzeugt: „Die Zukunft der Baubranche wird entscheidend davon abhängen, wie sich der Baufortschritt der einzelnen Gewerke aufgrund der derzeitigen Situation verzögern wird.“
Jedenfalls führen die steigenden Preise dazu, dass ein Bauvorhaben für den Bauherrn – je nach benötigten Materialien – teurer wird. Für die Handwerker bringe die Situation mit sich, dass es immer schwieriger werde, seriöse Angebote zu legen, sagt Bauunternehmer und Innungsmeister Peter Keckeis.
Bernhard Feigl (Glas Marte) spricht insgesamt von einer sehr indifferenten Lage in der Branche. Der Sprecher des Vorarlberger Gewerbe und Handwerks rät deshalb dazu, sich schneller für ein Angebot zu entscheiden. „Momentan ist es so: Wer schnell bestellt, bestellt günstiger. Wenn man Entschlossenheit zeigt, kann der Betrieb gleich das benötigte Material ordern und der Kunde hat eine hohe Preissicherheit.“
Nicht spekulieren
Darauf zu spekulieren, dass es irgendwann billiger werde, sei aktuell nicht ratsam. „Hat man von einem Handwerker seines Vertrauens ein Angebot, ist es wichtig zu beachten, wie lange dieses gilt. Im Regelfall sind es zwei bis vier Wochen. Wer sich in dieser Zeit entscheidet, ist auf der sicheren Seite“, so Bernhard Feigl, der selbst übrigens auch mit steigenden Preisen konfrontiert ist. Denn auch Glas wurde in den vergangenen Wochen teurer. „Es herrscht eine große Ungewissheit, die alle antreibt.“ Preissteigerungen habe es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gegeben, sagt Feigl. Wie lange die Phase diesmal anhalte, das könne allerdings niemand prognostizieren.
Nicht überschwänglich
Die Auftragslage im Gewerbe und Handwerk bezeichnet der Branchensprecher insgesamt als gut, allerdings nicht als überschwänglich. Vor allem große Projekte würden derzeit fehlen. Zudem seien die Betriebe durch die Coronapandemie mit höheren Kosten belastet. „Mehr Krankenstände, die Tests im Betrieb, das erschwerte Arbeiten über der Grenze – das alles kostet uns Geld.“ VN-reh

