“Corona hat den Blickwinkel geändert”

Susanne Kaufmann und Stephanie Rist sind mitten in den Vorbereitungen für die Wiedereröffnung am 20. Mai.
Susanne Kaufmann und Stephanie Rist öffnen am 20. Mai die Türen zum Hotel Post in Bezau.
Bezau Susanne Kaufmann und Hoteldirektorin Stephanie Rist freuen sich darauf, am 20. Mai wieder für ihre Gäste öffnen zu können. Das Konzept des Hotels Post by Susanne Kaufmann in Bezau, das Wohlbefinden in den Mittelpunkt zu rücken, sein Gleichgewicht zu finden und neue Energie zu tanken, ist nicht nur in Coronazeiten sehr gefragt. Schönheit, Detox, Body Shaping und Yoga sind dabei die Schwerpunkte.
Am 20. Mai sperrt das Hotel Post wieder für Gäste auf. Wie geht es Ihnen nach dem monatelangen Lockdown?
kaufmann Es freut uns sehr, wieder starten zu können. Denn als wir im November zusperren mussten, hatten wir eigentlich noch für Silvester geplant, dann für März. So ist der Termin immer weiter hinaus- gerückt. Die Mitarbeiter sind nun wieder da und freuen sich und auch im Dorf herrscht eine sehr positive Stimmung.
Rist Im ersten Lockdown war man total am Boden zerstört. Beim zweiten Lockdown war man doch gefasster und hat die Zeit ganz anders genutzt. Die Coronazeit hat sicherlich den Blickwinkel auf vieles geändert und wir haben uns die Frage gestellt, wo müssen wir uns weiterentwickeln und was brauchen unsere Gäste?
Sie waren im Lockdown nicht untätig und haben einen Onlineshop unter anderem mit Saftkuren und Suppen gestartet.
Rist Der Shop war eigentlich immer unser Plan, aber wir hatten zuvor die Zeit dazu einfach nicht. Der Onlineshop läuft sehr gut. Dadurch konnten wir die Zeit bis zur Wiedereröffnung überbrücken und wir können ihn nun auch mehr ins Hotel integrieren, quasi als Vor- und Nachbereitung des Urlaubs bei uns. Es ist wie ein Begleiter durchs ganze Jahr.
Kaufmann Das macht auch für die Zukunft sehr viel Sinn. Wir können dem Gast etwas zur Vorbereitung schicken, bevor er zu uns kommt und er kann auch nach dem Urlaub übers Jahr zuhause eine Detox-Kur machen. Das hat er bei uns kennengelernt und kann das zwischendurch immer wieder mal in seinen Speiseplan einbauen.
Sie haben sich ja bereits 2019 dazu entschieden, den Fokus vom Wellness- hin zum Retreat-Hotel mit ganzheitlichem Fokus zu legen. Wie beurteilen Sie diese Entscheidung im Nachhinein?
Rist In den vergangenen eineinhalb Jahren war kein Thema präsenter als die Gesundheit. Das merken wir nun auch an den Anfragen. Zudem geht es vielmehr in Richtung Reduktion. Man braucht nicht 20.000 Dinge. Auch dahingehend geht unser Konzept in die richtige Richtung.
Kaufmann Es kommt uns auch sehr zugute, dass wir reduziert haben. Wir müssen nicht 100 Gäste im Haus haben, damit unser Konzept funktioniert. So haben wir viel mehr Platz und können dem Gast mehr Raum geben. In Zeiten wie diesen ist das sensationell. Die Menschen haben sich während der Coronapandemie noch einmal ganz anders mit sich selbst beschäftigt und da passt auch unser Nachhaltigkeitsansatz sehr gut dazu. Das Gemüse und die Kräuter, die bei uns auf die Teller kommen, stammen beispielsweise direkt aus unserem eigenen
4000 Quadratmeter großen Garten.
Inwieweit hat sich mit der neuen Ausrichtung auch die Gästeschicht verändert?
kaufmann Es gibt Gäste, die nicht mehr kommen. Es gibt Gäste, die trotzdem kommen und das neue Konzept super finden und wir haben auch sehr viele neue Gäste, die genau so etwas suchen.
Rist Es ist eigentlich unmöglich, es in der Hotellerie und Gastronomie jedem recht zu machen. Deshalb wollten wir uns genau auf das konzentrieren, was wir können und hinter dem wir hundertprozentig stehen.
Wie ist derzeit die Nachfrage nach Urlaub?
Rist Gut. Vor allem aus Österreich und der Schweiz. Aber auch aus Deutschland ist die Nachfrage größer, als wir zunächst gedacht hätten.
Kaufmann Die Menschen wollen einfach raus und etwas erleben. Der Mai ist o. k., der Juni schon sehr gut gebucht. Aber wir sind auch froh, dass wir nicht sofort total voll sind. Wir müssen uns ja erst auch wieder an die Abläufe gewöhnen. Wir hoffen nun auf einen guten Sommer. Wir hatten insgesamt zehn Monate zu, da müssen wir schauen, dass wir das gut hinbekommen. Schließlich wollen wir die Mitarbeiter ja wieder aus der Kurzarbeit in die Vollbeschäftigung bringen.
Welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf die Kosmetikmarke Susanne Kaufmann? Hotels und Kosmetikstudios mussten ja geschlossen halten.
kaufmann Die Onlineverkäufe sind stark angestiegen. Es waren ja nicht nur bei uns die Kosmetikstudios zu und die Geschäfte geschlossen. Wir haben in der Zeit zum Beispiel noch nie so viele Bäder verkauft. Viele hatten einfach mehr Zeit, waren zuhause und wollten sich etwas Gutes gönnen. Insgesamt haben die Menschen in der Zeit sicherlich mehr für sich selber getan.
Neben dem Hotel befindet sich nicht nur der eigene Gemüsegarten, sondern seit vergangenem Jahr auch das Café Chocolat. Was steckt dahinter?
kaufmann Das Café ist im vergangenen Jahr nach dem ersten Lockdown aufgegangen. Wir haben für unseren Sohn Viktor etwas Passendes gesucht, in dem seine Talente richtig zur Geltung kommen. Deshalb hatten wir die Idee mit dem Raum, der nun sowohl für Einheimische als auch für Hotelgäste ein toller Ort geworden ist. Es gibt eine kleine Karte, von Viktor zusammengestellt. Kuchen, sein Schinken-Käse-Toast und ein gutes Glas Crémant. Das Café ist nach seinem Lieblingsfilm Chocolat benannt.

Das Café Chocolat gleich neben dem Hotel ist die Wirkungsstätte von Susanne Kaufmanns Sohn Viktor. Es hat tagsüber geöffnet. Aktuell am Freitag und Samstag.

Zu den Personen
Susanne Kaufmann
Geboren 14.12.1970
Ausbildung/Laufbahn Hotelfachschule „Centre International de Glion“ bei Montreux; 1994 Einstieg in den Familienbetrieb Hotel Post als Geschäftsführerin. 2003 lancierte sie mit einem Team aus Dermatologen, Beauty-Spezialisten und dem Kosmetikproduzenten Ingo Metzler die Linie Susanne Kaufmann Kosmetik, die mittlerweile international vertrieben wird.
Stephanie Rist
geboren 4. September 1991
Ausbildung/Laufbahn Kosmetikausbildung im Hotel Post Bezau; danach begleitete sie acht Jahre lang den Erfolg der Kosmetik als Markenbotschafterin; nun Hoteldirektorin Hotel Post