Vollständige Klimabilanz

Für Klimaneutralität ganzheitlich rechnen und die Gesellschaft erneuern.
BREGENZ „Zwei Grad. Eine Tonne. Wie wir das Klimaziel erreichen und damit die Welt verändern“, heißt das wegweisende Buch von Christof Drexel, in dem der Techniker und KlimaVOR!-Obmann die Wirkung von Maßnahmen zur CO2-Reduktion aufzeigt und Strategien vorschlägt. Er zeichnet ein mutiges Bild der Erneuerung unserer Gesellschaft, denn „wir brauchen ein Wirtschafts , Steuer- und Bildungssystem, das den Kampf gegen die globale Erwärmung unterstützt und nicht behindert. Das Resultat ist ein besseres Leben, eine höhere Lebensqualität für alle.“ Aktuell hat der Verein berechnet, dass VorarlbergerInnen 8,6 Tonnen CO2 pro Person und Jahr verursachen. Das ist doppelt so viel wie der Energiebericht des Landes beschreibt. „Für Klimaneutralität brauchen wir eine ganzheitliche Betrachtung“, betont Drexel.
Ganzheitlich rechnen
Die Emissionen stammen zu rund einem Drittel aus dem Verkehr – aber auch Raumwärme, industrielle Prozesswärme und Treibhausgase aus der Landwirtschaft sind relevante Posten. Auf dieser „territorialen“ Basis hat das Land Vorarlberg die CO2-Emissionen in seinem Energiebericht 2020 mit rund 1,5 Millionen Tonnen ausgewiesen. Das entspricht 3,75 Tonnen pro Kopf und Jahr. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass die importierten Waren mit höherem CO2-Ausstoß produziert werden als im Land hergestellte Waren (circa 1,7 Tonnen pro Person und Jahr). Auch der Verkehr außerhalb Vorarlbergs – Flugverkehr (0,9 Tonnen), induzierter Güterverkehr und Personenverkehr (0,7 Tonnen) – wird vom Land nicht eingerechnet. Zudem werden Emissionen aus der Landwirtschaft (1,35 Tonnen) erst in Zukunft ins Energiemonitoring aufgenommen. „Die Darstellung im Energiebericht des Landes ist nicht falsch, aber sie greift zu kurz und zeigt nicht das vollständige Bild“, betont Drexel. Die wichtigsten Handlungsfelder auf dem Weg zur Klimaneutralität hat KlimaVOR! in seinem „Big Picture Klima“ beschrieben: Dazu gehört der Umstieg vom Autoverkehr auf sanfte Mobilität (Gehen, Radfahren, Bus und Bahn) und der rasche Umstieg auf elektrische Antriebe. Bei der Ernährung ist etwa die Erhöhung des Bioanteils vordringlich. Den langfristig größten Einzeleffekt bringt die hochwertige thermische Sanierung des Gebäudebestands. Vorarlberg müsse wieder Vorreiter in diesem Prozess werden, mahnt der Verein KlimaVOR! ein: „Wenn die EU die Klimaneutralität bis 2040 erreichen möchte, müssen manche Regionen schneller dran sein. Vorarlberg mit seinem Wohlstand und seinem hohen Anteil an Wasserkraft hat alle Voraussetzungen, ganz vorne dabei zu sein.“ VD
Infos: KlimaVOR! Verein zur Förderung der Klimaneutralität Vorarlbergs, Kennelbacherstraße 36a/3, 6900 Bregenz, www.klimavor.at