Neue Regeln am Wohnungsmarkt

Markt / 04.08.2021 • 18:34 Uhr
Das Rheintal wächst zum städtischen Siedlungsraum zusammen. Studienauftraggeber FG-Obmann Günther Ammann. FA/VN/PS
Das Rheintal wächst zum städtischen Siedlungsraum zusammen. Studienauftraggeber FG-Obmann Günther Ammann. FA/VN/PS

Drei von vier Eigenheimen in Vorarlberger werden ohne Landgeld finanziert.

Feldkirch Die Corona-Pandemie hat deutliche Spuren am Wohnungsmarkt hinterlassen und Anforderungen an Wohnungen und Wohnhäuser verändert. Das stellt der Autor der Studie zum Grundstücks- und Wohnimmobilienmarkt 2021 in Vorarlberg, Wolfgang Amann, fest. In Auftrag gegeben wurde die Studie von der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer Vorarlberg.

Der Rückgang der jungen Haushalte als Interessenten für Eigentum, die immer wichtiger werdende Verbindung von Wohnen und Pflege und die Kapitalstärke der älteren Generation zählen aus wohnungswirtschaftlicher Sicht zu den wichtigsten demografischen Ent-wicklungen. Hinzu kommen Entwicklungen wie Homeoffice oder der Wunsch nach größeren Wohnungen. Die Verwerfungen in der Altersstruktur haben zunehmend Auswirkungen. Die gesellschaftliche Alterung mit sämtlichen dazugehörenden Ausformulierungen ist der dominante Trend der kommenden Jahrzehnte. „Die stark wachsende Gruppe des kapitalstarken älteren Personenkreises bietet große Potenziale am Wohnungsmarkt. Hier gilt es, frühzeitig entsprechend mit neuen Produktentwicklungen zu reagieren“, erklärt Günther Ammann, Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögens­treuhänder. Vorarlberg ist nach Wien nicht nur das Bundesland mit der größten Besiedelungsdichte, sondern auch das am schnellsten wachsende. Damit geht die Tatsache einher, dass die Kapitalkraft der Vorarlberger Haushalte kombiniert mit günstigen Finanzierungsbedingungen auch 2020 zu einer überdurchschnittlichen Neubauleistung geführt hat. Trotz der hohen Grundstückpreise und Baukosten wurden so viele Eigenheime wie seit 15 Jahren nicht mehr bewilligt. Gleichzeitig ist ein Rückgang bei der Wohnbauförderung festzustellen. „Während in den 1990er-Jahren die Inanspruchnahme des Landgeldes die Regel war, werden mittlerweile drei von vier Eigenheimen ohne Förderung errichtet. Ein Großteil der Kaufenden muss heute in der Lage sein, die Wohnbaufinanzierung ohne staat­liche Hilfe zu stemmen. Im Hinblick auf die Anschaffung von Eigentum sowie der Verhinderung von Altersarmut bedarf es einer gesellschaftspolitischen Lösung dieser Frage“, sagt Bauinnungsgeschäftsführer Hilmar Müller, Geschäftsführer der Bauinnung Vorarlberg.

Urbanes Rheintal

Auf Basis dieser Ergebnisse geht Autor Amann davon aus, dass die Entwicklung des Rheintals weiter in Richtung zusammenhängender Stadt mit beschränkter Verfügbarkeit von Siedlungsraum gehen wird. Eine größere Bereitschaft zu Verdichtungen und der Schutz von Naturräumen werden in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Eine wachsende Selbstwahrnehmung als pulsierende urbane Struktur wird, so Amann, zu neuen Impulsen mit hohen Qualitätsansprüchen auf dem Wohnungsmarkt führen.

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