“Grün muss auch grün sein”

RBI-Chef Johann Strobl will nachhaltiges Geschäft weiter erhöhen.
Schwarzach Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat bereits 2018 ihren ersten Green Bond, also die erste nachhaltige Anleihe, emittiert. Damals – muss man mit Blick zurück fast sagen – steckte das Thema nachhaltige Geldanlage vielerorts noch in den Anfängen. „Die Verantwortliche für unseren Nachhaltigkeitsbericht hat sich dem Thema angenommen. Es war zwar viel Aufwand, aber wir sind sehr froh und glücklich, dass wir es gemacht haben“, sagt CEO Johann Strobl im VN-Gespräch. Auch wenn der Erfolg im Vorfeld nicht abschätzbar gewesen sei. „Wir haben viel gelernt und Know-how aufgebaut und auch eine neue Investorengruppe gewinnen können“, so Strobl.
Mindestkriterien wichtig
Dass die EU-Kommission nun Mindestkriterien für Fonds vorschlagen will, die als nachhaltig gelten, sieht der Bankenchef als zweischneidiges Schwert. „Neue Regeln bedeuten immer auch Arbeit, aber es ist auch wichtig, dass es klare Regeln gibt. Der Kunde muss Gewissheit haben, dass grün auch wirklich grün ist.“ Sind nachhaltige Geldanlagen nun der Hebel, der mehr Menschen zu Investoren werden lässt? „Viele Investoren wollen nachhaltig investieren. Aber ob jemand vom Sparbuch auf Aktien oder Fonds umsteigt, ist nicht von der Nachhaltigkeit getrieben“, so Strobl. Man müsse einfach verstehen, dass die Nullzinsen noch länger bleiben und Produkte wie Fondssparen wichtig für die private Vorsorge seien.In Sachen Nachhaltigkeit geht die RBI aber noch einen Schritt weiter. Bis Ende 2030 will die Bank die Kohlefinanzierung auf Null reduziert haben. Zudem sollen bis 2025 ein Drittel aller österreichischen Firmenkredite die ESG-Kriterien erfüllen. Also auf Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance) ausgerichtet sein. „Das geht sich aus“, sagt Strobl. Um die Klimaziele zu finanzieren, sei genügend Liquidität vorhanden. Schwierig sei eher, entsprechende Projekte zu finden.
Keine Insolvenzwelle
Die Befürchtung, dass mit Auslaufen der Coronahilfen viele Unternehmen in eine Pleite schlittern würden, werde indes wohl nicht Wirklichkeit werden. „Im März vergangenen Jahres haben wir das nicht gewusst. Aber als erster wichtiger Schritt hat die Industrie weiterproduziert und auch das Handwerk hat profitiert. Zudem hat die Kurzarbeit sehr geholfen“, betont Strobl. Österreich habe eine solide Wirtschaftsstruktur. Das sei ein Vorteil gewesen.
95 Prozent der Stundungen seien mittlerweile wieder in eine reguläre Tilgung übergelaufen. Und auch die Kreditnachfrage nehme stetig zu. VN-reh
„Der Fokus auf grünen Anleihen war für uns in jeder Hinsicht ein Erfolg.“