Zwei Mojen, aber auch ein wenig Wehmut

VN / HEUTE • 16:27 Uhr
Stolz und glücklich marschiert Maria Moosbrugger an der Spitze der Ifer-Herde, deren Leittiere wieder den Mojen tragen. PETER STRAUSS
Stolz und glücklich marschiert Maria Moosbrugger an der Spitze der Ifer-Herde, deren Leittiere wieder den Mojen tragen. Peter Strauss

Kaiserwetter für den Alberschwender Alptag – Tubowirts Lothar verabschiedete sich.

Alberschwende Mit der Heimkehr des Alpviehs von den großen Alpen Ifer und Halden wurde in Alberschwende das große “Huozüho” abgeschlossen. In den kommenden Tagen und Wochen kehren zwar da und dort – vor allem aus den Vorsäßen – noch kleine Herden ins Tal zurück, die Bregenzerwälder Hochalpen als höchste Ebene der Dreistufenlandwirtschaft sind jetzt aber verlassen.

Früh übt sich wer einmal ein richtiger Älpler werden will ist die Devise der beiden „Pfister“ Anna und Pirmin.   
Früh übt sich, wer einmal ein richtiger Älpler werden will, ist die Devise der beiden “Pfister” Anna und Pirmin.

Abschluss wie im Bilderbuch

Der Alberschwender Alptag wurde bei prächtigem Spätsommerwetter ein Abschluss des Alpsommers wie im Bilderbuch. Zahlreiches Publikum feierte mit den Älplern, die Bergziegen Reinelde Simma und Heidi Egender unterhielten die Gäste und die Alphornbläser Markus Gmeiner, Kevin Bereuter, Alexander Pfanner und Andreas Sutterlüty brachten “Alp-Atmosphäre” auf den Dorfplatz. Wichtigster Stimmungsmacher war jedoch die Tatsache, dass die beiden Hirtschaften auf einen sehr guten Alpsommer zurückblicken konnten.

Nach mehr als sieben Stunden Marsch ist der Dorfbrunnen eine wahre Wohltat.
Nach mehr als sieben Stunden Marsch ist der Dorfbrunnen eine wahre Wohltat.

Alle Tiere kamen zurück

“Wir haben alle Tiere wieder zurückgebracht, das ist nicht selbstverständlich, aber dafür haben wir den Sommer über gearbeitet und sind jetzt stolz darauf”, erklärte Älplerlegende Maria Moosbrugger den Neugierigen die Bedeutung des Mojen, den Schmuck, den Leittiere der großen Herde der Alpe Ifer trugen. Das Alppersonal hätte in der letzten Woche der 103-tägigen Alpzeit “viel Arbeit mit dem Kranzen gehabt, hat es aber gern getan”. Rund fünfeinhalb Stunden war die Herde unterwegs, wobei ein großer Teil der 340 Tiere unterwegs von den Bauern abgeholt wurde.

60 Jahre z’Alp – Maria Moosbrugger wurde aus diesem Anlass auf dem Alberschwender Dorfplatz mit einer Jubiläumstafel begrüßt.   
60 Jahre z’Alp – Maria Moosbrugger wurde aus diesem Anlass auf dem Alberschwender Dorfplatz mit einer Jubiläumstafel begrüßt.

Zur Begrüßung war auf dem Dorfplatz eine Tafel mit Glückwünschen an Maria Moosbrugger vorbereitet worden: “Maria 60 Jahre Alpe Ifer”. In der Tat hat sie 60 Jahre – davon fast 40 gemeinsam mit ihrem Gatten Fridolin – den Sommer auf der Alpe, auf die sie ihr Vater 1965 als Dreijährige erstmals mitgenommen hatte, verbracht.

Zwei Stunden nach der Alpe Ifer erreichte auch das Vieh der Alpe Halden den Alberschwender Dorfplatz. Hirtschaft und Treiber baten um ein Erinnerungsfoto.
Zwei Stunden nach der Alpe Ifer erreichte auch das Vieh der Alpe Halden den Alberschwender Dorfplatz. Hirtschaft und Treiber baten um ein Erinnerungsfoto.

Exakt zwei Stunden und eine Minute nach der Ifer-Herde erreichte auch die Alpe Halden nach etwa siebeneinhalb Stunden Marsch den Alberschwender Dorfplatz – und auch die Leittiere dieser Herde trugen prächtige Mojen, denn alle der 101 Tage zuvor aufgetriebenen 354 Tiere kamen wieder wohlbehalten ins Tal zurück. Auch von dieser Herde kam nur noch ein Teil bis auf den Dorfplatz, weil viele auf der Alpe Halden gealpten Tiere schon unterwegs den Besitzern übergeben wurden. Für Alois und Marianne Metzler war es der 36. Sommer als Hirtschaft auf Halden.

Seit vielen Jahren sind die Bergziegen Reinelde Simma und Heidi Egender fixer Bestandteil des Alberschwender Alptags.   
Seit vielen Jahren sind die Bergziegen Reinelde Simma und Heidi Egender fixer Bestandteil des Alberschwender Alptags.

Eine Art Abschiedsessen

Während die Halden-Herde auf dem Dorfplatz an die Bauern verteilt wurde, hatten die Hirtschaften und Treiber der Alpe Ifer diese Arbeit längst erledigt und trafen sich zum traditionellen Abschlussessen in der Taube. Es wurde eine Art Abschiedsessen, denn “Tubowirts Lothar” und seine Partnerin Helene Zoller bewirteten ihre Älplergäste zum letzten Mal, weil die beiden kürzertreten wollen und das Wirtshaus samt Olgas Festsaal per 1. Oktober an Philip Nardin und dessen Partnerin Marina Schorer verpachtet haben.

Der Mojen – Stolz der Älpler. „Dafür arbeiten wir den ganzen Sommer: alle Tiere wieder wohlbehalten ins Tal zu bringen“, sagt dazu Maria Moosbrugger.   
Der Mojen – Stolz der Älpler. “Dafür arbeiten wir den ganzen Sommer: alle Tiere wieder wohlbehalten ins Tal zu bringen”, sagt dazu Maria Moosbrugger.

Lothar Eiler hat in der Alberschwender Gastroszene nachhaltige Impulse gesetzt, u. a. als “Erfinder” der Veranstaltungsreihe Käsklatsch, Mitbegründer der Alberschwender KulturMeile oder mit der Reaktivierung der Kleinkunstbühne Olgas Festsaal, der ein echter Geheimtipp wurde. 2003 hat er als 40-Jähriger die Taube von seinen Eltern übernommen und sie zum heutigen “Wirtshaus zur Taube” entwickelt. Für seine Aktivitäten wurde er 2010 auf der Salzburger Fachmesse “Alles für den Gast” als GenussWirt des Jahres ausgezeichnet.

Nach einem Alpsommer in grenzenloser Freiheit wollte dem Galtvieh die Enge des Transporters ganz und gar nicht „schmecken“ und die Bauern hatten Mühe, ihr Vieh zum Einsteigen zu „überreden“.
Nach einem Alpsommer in grenzenloser Freiheit wollte dem Galtvieh die Enge des Transporters ganz und gar nicht “schmecken” und die Bauern hatten Mühe, ihr Vieh zum Einsteigen zu “überreden”.

Ganz wird er sich aus der Gastronomie nicht zurückziehen und in Hinkunft s’Lebold im Keller der Taube betreiben.STP

Unter den zahlreichen Besuchern waren auch viele Urlaubsgäste. Die Zwillinge Helen und Pia mit ihren Eltern Thomas und Selina aus dem Schwarzwald kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Unter den zahlreichen Besuchern waren auch viele Urlaubsgäste. Die Zwillinge Helen und Pia mit ihren Eltern Thomas und Selina aus dem Schwarzwald kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Der Alberschwender Alptag war auch ein Tag des Abschieds – Tubowirts Lothar und seine Partnerin Helene Zoller – im Bild mit Maria und Fridl Moosbrugger sowie Marianne Metzler haben die heimkehrenden Älpler zum letzten Mal in der Taube bewirtet.   
Der Alberschwender Alptag war auch ein Tag des Abschieds – Tubowirts Lothar und seine Partnerin Helene Zoller – im Bild mit Maria und Fridl Moosbrugger sowie Marianne Metzler – haben die heimkehrenden Älpler zum letzten Mal in der Taube bewirtet.
Christoph Freuis informierte das zahlreiche Publikum über die Alpen.
Christoph Freuis informierte das zahlreiche Publikum über die Alpen.
Viele Alpen gingen längst mit der Zeit und transportieren Alpgerätschaften mit dem Geländewagen, nicht so der Schwender der Alpe Halden, der mit dem
Viele Alpen gingen längst mit der Zeit und transportieren Alpgerätschaften mit dem Geländewagen, nicht so der Schwender der Alpe Halden, der mit dem “Plunder” nach wie vor mit dem Pferdefuhrwerk unterwegs ist.
Toni Hagspiel war jahrzehntelang in der Landwirtschaftskammer für die Belange der Dienstnehmer verantwortlich. Längst in Pension liegen ihm die Älpler aber immer noch am Herzen und der Alptag ist für ihn ein Pflichttermin.
Toni Hagspiel war jahrzehntelang in der Landwirtschaftskammer für die Belange der Dienstnehmer verantwortlich. Längst in Pension, liegen ihm die Älpler aber immer noch am Herzen und der Alptag ist für ihn ein Pflichttermin.
Die Alphornbläser Markus Gmeiner, Kevin Bereuter, Alexander Pfanner und Andreas Sutterlüty brachten „Alp-Atmosphäre“ auf den Dorfplatz.   
Die Alphornbläser Markus Gmeiner, Kevin Bereuter, Alexander Pfanner und Andreas Sutterlüty brachten “Alp-Atmosphäre” auf den Dorfplatz.
Alptradition hautnah erleben konnten bei Kaiserwetter viele Schaulustige, die in Alberschwende den Alptag besuchten.
Alptradition hautnah erleben konnten bei Kaiserwetter viele Schaulustige, die in Alberschwende den Alptag besuchten.
Prächtiges Spätsommerwetter trug zum zahlreichen Besuch beim Alptag in Alberschwende bei.   
Prächtiges Spätsommerwetter trug zum zahlreichen Besuch beim Alptag in Alberschwende bei.