Unternehmen kritisieren Corona-Politik scharf

Ich persönlich begrüße, wenn versucht wird, mehr Leute auch mit sanftem Druck zum impfen zu bringen. Ich appelliere dabei an die Verantwortung der Menschen. Beim Testen haben sich die Maßnahmen unserer Betriebe in den letzten eineinhalb Jahren bewährt, da muss nichts geändert werden. Martin Ohneberg, IV-Präsident
Gesellschaftliche Spaltung gefährde auch den Wirtschaftsstandort.
Schwarzach Am vergangenen Wochenende sorgte ein Inserat des Dornbirner Hightech-Unternehmens Heron in den VN für Aufsehen: „Bei uns sind geimpfte und ungeimpfte Mitarbeiter gleichermaßen willkommen“. Die Initiative des Heron-Gründers und Geschäftsführers Christian Beer fiel auf fruchtbaren Boden, zumal er auch den gesellschaftlichen Konflikt durch Corona und die getroffenen Maßnahmen ansprach. „Wir müssen langsam aufpassen, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft jetzt entwickelt. Gefährliche Entwicklungen wie die Spaltung der Gesellschaft kommen nicht über Nacht, sondern in kleinen Schritten“, so Beer, der nun eine weitere Stufe gezündet hat und in der heutigen Samstagsausgabe in den VN von 56 Betrieben jeder Branche und jeder Größe per Inserat fordert: „Für die sofortige Aufhebung der Diskrimierung gesunder Menschen“. „Wir haben nicht mehr Platz auf dem Inserat gehabt, aber es sind mindestens dreimal soviele Unternehmen, die hinter dem Aufruf stehen“, so Beer im Gespräch mit den VN. Gezeichnet ist die Anzeige von einer „Initiative Vorarlberger Unternehmen gegen die Spaltung der Gesellschaft“.
In dieselbe Kerbe wie Beer, der übrigens als Aufsichtsrat in einem weiteren Großunternehmen, der Zumtobel Group sitzt, schlägt auch der Geschäftsführer des größten Vorarlberger Automotive-Unternehmens, der Firma Hirschmann, Volker Buth, im Gespräch mit den VN. Er beklagt einerseits das Chaos bei den Regeln für die Betriebe. „Das ist nicht umsetzbar. Als Firma riskieren wir damit, dass unsere Mitarbeiter illegal arbeiten“. Er spricht damit die PCR-Tests an, die regelmäßig zu spät eintreffen, wenn sie schon wieder ungültig sind. „Das ist alles nicht mehr plausibel“, so Buth. Zumindest, was die Umsetzung der Regeln betrifft, versteht Wirtschaftskammerpräsident Hans Peter Metzler den Ärger der Unternehmer: „Das kann ich nachvollziehen. Die Regeln für den Umgang mit Corona kommen aus Wien. Dort hat man den Sommer verschlafen und keine Vorkehrungen getroffen“, schimpft er. Man müsse jetzt alles tun, damit die Betriebe nicht verzweifeln. Dass vor allem Produktionsbetriebe in der jetzigen Situation mit den Test- und Zutrittsvorschriften ungehalten sind, ist auch dem Präsidenten der Industriellenvereinigung, Martin Ohneberg klar. Er wisse nicht, warum man nun andere Regeln für Betriebe einführe, „die bisherigen haben vollkommen ausgereicht. In der Industrie gab es keine Cluster.“
Die angesprochene gesellschaftliche Spaltung wird von den beiden Interessenvertretern Ohneberg und Metzler wesentlich vorsichtiger beurteilt: „Wir sollten die Leute zum Impfen bringen, da kann es auch sanften Druck geben“, so Ohneberg. Und Metzler betont, dass die Spaltung der Gesellschaft schon längst eingesetzt habe und nicht erst mit den nun vorgestellten Maßnahmen. VN-sca
„Die Spaltung der Gesellschaft wird von der Politik bewusst geschürt.“

Mit diesen Regeln und den damit verbundenen Verzögerungen kann man den Betrieb nicht aufrechterhalten, das ist ein Chaos, wo niemand mehr durchblickt. Eine große Gefahr sehe ich aber in der Spaltung der Gesellschaft, die in den Familien und in den Betrieben zu beobachten ist. Volker Buth, CEO Hirschmann Automotive

Die Wirtschaft hat bislang alle Maßnahmen mitgetragen, doch jetzt müssen wir dafür sorgen, dass die Betriebe nicht verzweifeln. Wichtig ist, dass die Regeln mitgetragen werden, und umsetzbar sind. Eine gesellschaftliche Spaltung ist leider bereits jetzt schon Realität. Hans Peter Metzler, Präsident WKV
