“Wir müssen auf Sicht fahren”

Rupp baut trotz galoppierender Baukosten – Käsepreise steigen zweistellig.
Hörbranz Der Käsehersteller Rupp AG wird mit mehr als einem Jahr Verzögerung im Mai 2022 mit den Bauarbeiten für ein neues Hochregallager am Firmenstammsitz in Hörbranz beginnen. Die Fertigstellung sei für das erste Halbjahr 2023 geplant, so Vorstandsvorsitzender Josef Rupp.
20 Prozent teurer
Die Verzögerungen begründet Rupp mit den immer stärker steigenden Baukosten. „Die Kosten laufen uns davon. Wir wollten deshalb abwarten, wie sich die Preissituation entwickelt. Mittlerweile ist klar, dass jedes weitere Zuwarten die Kosten noch mehr in die Höhe treiben und eine zeitlich akzeptable Verfügbarkeit von Baufirmen noch weiter reduzieren wird.“ Eine Neuausschreibung des gesamten Projektes sei derzeit außerordentlich schwierig. Das Investitionsvolumen beziffert Josef Rupp mit rund elf Millionen Euro. Damit liege man um etwa zwei Millionen Euro oder rund 20 Prozent über dem eigentlichen Budget für das idente Bauprojekt.
Das neue Hochregallager werde Rupp jedoch eine Reihe von Vorteilen bringen, weshalb man trotz aller Unsicherheiten und der Kostenexplosion grünes Licht für den Neubau gegeben habe. Mit dem zusätzlichen Hochregallager mit seinen 6000 Palettenstellplätzen werde Rupp seine Lagerkapazitäten nahezu verdoppeln. Zudem werde das Gebäude über eine sehr energieeffiziente Kühlanlage verfügen, die mit externen Energieexperten konzipiert worden sei. Zukünftig sollen alle gekühlten Waren nur noch in dem neuen Hochregallager untergebracht werden. Das bestehende Hochregallager werde für alle übrigen Waren und Produkte verwendet. Zudem vereinfache das neue Lager die betriebsinterne Logistik spürbar, da man diverse Außenlager etwa bei Spediteuren nicht mehr benötige. „Wir ziehen das alles in Hörbranz zusammen.“
„Solche Situation noch nie erlebt“
Angesprochen auf die Preisentwicklungen am internationalen Markt für Rohwaren und Milchprodukte sagt Rupp: „So eine Situation wie derzeit habe ich noch nie erlebt. Die Preise steigen bei den Rohwaren massiv, während sich gleichzeitig die Verfügbarkeit reduziert.“ Selbst bei langjährigen Lieferanten sei es nicht mehr möglich, mehr zu beziehen, als man ursprünglich bestellt habe. Er habe nicht damit gerechnet, dass dieser Markt so schnell reagieren könne. „Wir müssen viel mehr auf Sicht fahren als bisher.“
Zweistellige Preissteigerung
Eine singuläre Erklärung dafür gebe es nicht. Mit ein Grund seien die steigenden Futtermittelpreise, wodurch große Milchproduzenten nicht mehr so viel Milch produzieren würden. Auf der anderen Seite sei die Nachfrage unverändert groß. „Tatsache ist, dass sich als Folge davon kurz- bzw. mittelfristig die Preise für Käseprodukte für Konsumenten im zweistelligen Prozentbereich erhöhen werden.“ Die Situation in Russland bzw. in der Ukraine würde hier keine Rolle spielen, da sich diese Entwicklung bereits seit sechs Monaten abzeichne und Butter, Milchpulver oder Käse gleichermaßen betreffe.
Ein Trend als Folge davon sei in der internationalen Milchwirtschaft jedenfalls schon spürbar. „Man kauft näher und regionaler ein, jedenfalls in den jeweiligen großen Wirtschaftsräumen.“ Für Rupp bedeute dies einen vermehrten Fokus auf Lieferanten innerhalb der EU.
