Industrie klagt über Pflichtschulniveau
Industriebetriebe rechnen mit Eintrübung der Konjunktur.
Feldkirch „Die größten Hemmnisse für die Vorarlberger Industrie sind trotz aktuell voller Auftragsbücher neben dem Mitarbeitermangel, die steigenden Energie- und Rohstoffpreise. Probleme mit der Verfügbarkeit von Vormaterialien sowie die weltweit gestörten Lieferketten bremsen die Entwicklung zunehmend und auch der Ukraine-Krieg hinterlässt deutliche Spuren“, fasst Michael Amann, Geschäftsführer der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer, die Konjunkturumfrage für das erste Quartal 2022 zusammen. An der quartalsmäßigen Umfrage der Sparte und der Industriellenvereinigung haben sich 42 Unternehmen mit insgesamt 25.397 Beschäftigten beteiligt.
Der Geschäftsklima-Index der Vorarlberger Industrie – das ist der Mittelwert aus der aktuellen Geschäftslage und der Einschätzung der Geschäftslage in sechs Monaten – hat sich im ersten Quartal 2022 erstmals seit dem zweiten Quartal 2020 wieder verschlechtert, wenngleich mit Plus 32,10 Prozentpunkten immer noch auf einem hohen Niveau.
Geschäftslage noch gut
Die aktuelle Geschäftslage wird von 70 Prozent der befragten Unternehmen als „noch gut“ bezeichnet. Die Geschäftslage in sechs Monaten wird allerdings nur mehr von 15 Prozent als gut eingestuft, für 14 Prozent wird sie sich verschlechtern. Das spiegelt sich auch in der Einschätzung der Ertragslage in sechs Monaten wider. 49 Prozent rechnen mit einer schlechteren Ertragslage im kommenden halben Jahr, für nur sieben Prozent wird sie besser sein. Der Bedarf an Mitarbeitenden bleibt weiter sehr hoch. Mehr als die Hälfte der Befragten (58 Prozent) wollen den Stand ihrer Mitarbeitenden in den nächsten drei Monaten ausbauen, 38 Prozent planen, ihn zumindest zu halten.
Die Situation am Arbeitsmarkt gibt der Industrie aber auch Anlass für Kritik an der Pflichtschule: 40 Prozent sehen bezogen auf die Lehrlingsausbildung den Bildungsauftrag durch die Pflichtschulen nur mehr schlecht bzw. sehr schlecht erfüllt. Amann: „Wir bitten die Pflichtschulen, ihre Arbeit zu fokussieren und ihrem Kernauftrag rasch wieder gerecht zu werden: Junge Menschen müssen sinnerfassend lesen können, gesellschaftliche Probleme, wie wir sie aus anderen Ländern mit besonders hoher Jugendarbeitslosigkeit kennen, drohen sonst als Konsequenz“.