Kraftwerksbauer macht Wirbel

Bludenzer Anlagenbauer begleitet Großbetriebe in die Energieunabhängigkeit.
Bludenz Sebastian Völker, seit April des Jahres Chief Sales Officer des Bludenzer Spezialisten für Kraftwerksanlagen, Bertsch Energy, hat derzeit mehr als genug zu tun. Nicht nur, dass derzeit zehn Kraftwerke in ganz Europa in Produktion sind, die Nachfragen häufen sich auch in seinem E-Mail-Ordner. Konkret sei man derzeit mit der Planung und Abwicklung von fünf weiteren Projekten beschäftigt. Doch von heute auf morgen geht in dieser Größenordnung nichts. Auch der Vorarlberger Papier- und Verpackungskonzern Rondo Ganahl, der erst kürzlich seine Pläne für ein Biomassekraftwerk der Öffentlichkeit präsentiert hat, trug sich schon länger mit den Plänen und konnte deshalb bereits ein umsetzbares Projekt präsentieren.
Drei Jahre bis zur Realisierung
In der Regel dauert es gut drei Jahre bis so ein Kraftwerk in Betrieb gehen kann, so Völker, der seit diesem Monat auch Geschäftsführer der Bertsch Service GmbH ist, welche die weltweit rund 40 Kraftwerksanlagen, die in Betrieb sind, serviciert, im Gespräch mit den VN: „Ein Jahr bis es genehmigt ist und zwei Jahre für die Produktion und Montage.“ Die Nachfrage sei insgesamt gestiegen, nicht erst seit Gas knapp ist.
So setzte beispielsweise die energieintensive Papierindustrie schon in der vergangenen Jahren auf die umweltfreundliche Energiegewinnung und Ressourcenoptimierung. Wohl aus Verantwortung, aber sicher auch aus wirtschaftlichem Kalkül und, wie jetzt auch die Haushaltskunden schmerzlich feststellen müssen, um zumindest zu einem Teil unabhängig von Lieferanten wie Russland zu sein. Denn Energie kostete viel und kostet jetzt noch mehr. Laut Experten werden die Preise auch nicht mehr wesentlich zurückgehen.
Die in Bludenz geplanten Kraftwerke setzten auf die von Bertsch Energy entwickelte Wirbelschichtbefeuerung, „mit der sich die Kraftwerke äußerst effizient betreiben lassen“. Ein weiterer Vorteil bei dem „Wirbel“ liege in der Vielfalt der einsetzbaren Brennstoffe. Deshalb sei es auch richtiger, von Feststoffen statt Biomasse zu sprechen, klärt Sebastian Völker auf. Neben den Klassikern wie Altholz, Waldhackgut oder Sägemehl können Reststoffe aus der Papierindustrie, aufbereiteter Müll oder sogar Hühnermist und Lignin aus Weizenstroh aus der Ethanolherstellung in den wirbelschichtbefeuerten Kraftwerken zu Dampf, Strom oder Fernwärme verheizt werden.
In erster Linie, so Völker, wird die Energie, die mit den durchaus großen Kraftwerken des Vorarlberger Unternehmens, wieder in den eigenen Unternehmen, eingesetzt, so der CSO, und „die überschüssige Energie wird in vielen Fällen ins Fernwärmenetz gespeist. Bei einigen der Kunden wird auch die Asche noch verarbeitet, etwa als Rohstoff in der Zementindustrie“. Auch werden durch die Verwertung vor Ort auch lange Transportwege vermieden, die kostspielige Entsorgung von Reststoffen entfalle außerdem, sagt der Manager mit Blick auf Müllverwertung auch in Vorarlberg, wo der Restmüll derzeit im benachbarten Buchs verbrannt wird.
Permanente Forschung
An der Optimierung des Wirkungsgrads arbeitet das Bludenzer Unternehmen permanent mit großen Unternehmen (Siemens ist ein Partner) und universitären Forschungseinrichtungen wie der Technischen Universität Wien. „Ein Forschungsschwerpunkt bei uns ist die Wasserstofftechnologie“, so Völker. VN-SCA
