Nach Wachstum kommt milde Rezession im Winter

Wien Immer deutlicher zeichnet sich eine konjunkturelle Abkühlung in Österreich für den Jahreswechsel 2022/23 ab. Praktisch alle Stimmungsindikatoren, allen voran bei Konsumenten und der Industrie, deuten darauf hin. Wir erwarten daher auch für das letzte Quartal 2022 und das erste Quartal nächsten Jahres eine schrumpfende Wirtschaft in Österreich. Dank des sehr dynamischen ersten Halbjahres wird Österreichs Wirtschaft im Durchschnitt trotzdem heuer mit 5,3 Prozent ein Rekordwachstum erreichen, das stärkste seit 50 Jahren. Nächstes Jahr müssen wir jedoch mit einer Stagnation im Jahresdurchschnitt rechnen. Das Ende des Aufschwungs nach der Pandemie, anhaltende Lieferprobleme, der Kaufkraftschock durch die hohen Energiepreise, aber auch die gestiegenen Zinsen setzen dem Wachstum vorläufig ein Ende.
Die Risken, dass die Rezession nicht wie von uns erwartet mild sein wird, sind natürlich groß. Die große Unbekannte bleibt die Entwicklung der Energiepreise und damit der Inflation, aber vor allem die Energiesicherheit. Wir erwarten aus heutiger Sicht im Wesentlichen keine Produktionseinschränkungen und einen Rückgang der Inflationsrate auf rund 5 ½ Prozent 2023, nach über 8 Prozent heuer. Das größte Risiko ist dabei jedoch nicht der Einbruch des privaten Konsums, denn die Maßnahmen der Regierung und die zu erwartenden Lohnsteigerungen dürften das Gröbste auffangen, sondern Unterbrechungen der Energieversorgung.
stefan.bruckbauer@unicreditgroup.at, Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der Bank Austria Unicredit, Economics & Market Analyses