„Gast will Einheimischer auf Zeit sein“

Markt / 30.09.2022 • 22:32 Uhr
Die Sommerzahlen übertrafen das Vor-Corona-Niveau 2019. vn
Die Sommerzahlen übertrafen das Vor-Corona-Niveau 2019. vn

Tourismusdirektor Schützinger ist trotz Krisen optimistisch.

Schwarzach Teuerung, Energiekrise, Krieg, Corona – die Herausforderungen sind derzeit für alle fordernd. Auch für den heimischen Tourismus bringt das viele Fragezeichen mit sich. Vor dem Start in die Wintersaison ist Tourismusdirektor Christian Schützinger aber optimistisch. Die Nachfrage nach Winterurlaub sei positiv. Auch wenn die Preise steigen könnten. „Die Menschen wollen Urlaub machen. Die Anfragen sind da, nur mit den Buchungen warten viele noch ab“, sagt er im VN-Gespräch. Generell sei das Buchungsverhalten viel spontaner geworden. „Das wurde in der Pandemie deutlich und scheint zu bleiben.“

Konkreteres zum Winter wisse man Ende Oktober. Denn da starten die europaweiten Marktbefragungen zur Reiselaune. Zumindest sei bislang nicht mit Corona-Einschränkungen zu rechnen. Thema sei aber natürlich das Energie-
sparen. „Wobei man sagen muss, dass wir hier nie als offensichtlich verschwenderisch wahrgenommen wurde“, so Schützinger. Zudem habe Vorarlberg den Vorteil, dass viele Gäste aktuell lieber im Nahraum reisen. Das habe bereits der Sommer gezeigt.

Vor-Corona-Niveau wieder erreicht

Mit der Sommersaison ist Schützinger sehr zufrieden. Von Mai bis August lag Vorarlberg bei Nächtigungen und Gästezahlen über dem Vorkrisenniveau 2019. „Der Zuspruch inländischer Gäste war stärker, ebenso aus Deutschland und den Niederlanden. Auch der Schweizer Markt hat angezogen. Das alles gibt uns Optimismus.“

Generell merke man, dass das Kulturangebot in den Regionen eine große Rolle spielt. „Die Gäste machen keinen klassischen Kultururlaub bei uns, aber sie schätzen es, wenn sie neben dem Wandern noch in den Genuss eines kulturellen Angebots kommen.“

Im Vergleich zum Ferientourismus noch nicht erholt, habe sich indes der Bereich Geschäftsreisen. Hier rücken nun andere Formate in den Fokus. „Man sollte nicht mit aller Gewalt den Zustand von früher wiederherstellen. Für Vorarlberg bedeutet das vielleicht keine internationalen Ärztekongresse, dafür kleinere Formate aus dem Nah-
raum in sehr hoher Qualität.“

An die Zukunft denken

Auch wenn der Kochtopf, wie es Schützinger umschreibt, krisenbedingt ständig brodelt, sei es dennoch wichtig, an die nächsten fünf bis zehn Jahre zu denken. Darum drehe sich auch die Tourismusstrategie 2030. „Wir müssen im Tourismus trotz aller Herausforderungen den Blick nach vorne richten und das große Ganze sehen. Wir sind Lebensraumgestalter. Denn unsere Gäste wollen nicht in einem Resort bespaßt werden, sondern Einheimische auf Zeit sein. Genauso nutzen Einheimische das touristische Angebot im Land.“

Herausfordernd bleibt die Mitarbeitersituation. Seitens der Gäste sei aber seit der Pandemie die Akzeptanz höher, wenn Hotels und Restaurants vermehrt mit Ruhetagen auf die angespannte Lage reagieren. „Die Bereitschaft, mit dieser geänderter Situation umzugehen, ist höher. Denn es ist in ihren Herkunftsländern nicht anders“, betont Schützinger, der aber die Hoffnung auf eine mögliche Gegenbewegung hat. „Viele Mitarbeiter haben zwar in der Pandemie in andere Branchen gewechselt. Aber es könnte gut sein, dass diese Menschen wieder in den Dienstleitungsbereich wechseln wollen.“ Vn-reh

Für den Winter herrscht Optimismus, wenn auch mit Fragezeichen. vn
Für den Winter herrscht Optimismus, wenn auch mit Fragezeichen. vn
Vorarlbergs Tourismusdirektor Christian Schützinger. vn
Vorarlbergs Tourismusdirektor Christian Schützinger. vn